Leitartikel „Symptom einer neuen Zeit“, 7. 11.

Trump geht nun mit einem enormen Rückenwind in seine zweite Präsidentschaft, der ihm eine nahezu uneingeschränkte Machtfülle – auch der Kongress wird aller Voraussicht nach künftig republikanisch dominiert sein – verleiht. Man hat den Eindruck, dass der Triumph Trumps viele in Europa in Schockstarre versetzt hat. Nun ist aber aus meiner Sicht nicht die Zeit, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern ,,The Donald‘‘ als große Chance zu sehen, sich als Europa selbstständiger zu machen. Die USA werden unter Präsident Trump nämlich weniger Verantwortung übernehmen. Daher muss Europa eine starke Stimme werden, welche sich nicht in Überregulation verliert, sondern für unsere Werte aktiv und ohne Zaudern einsteht. Sollte das nicht passieren und Trump an seinen isolationistischen Positionen in der Außenpolitik festhalten, gleichzeitig noch einen Handelskrieg mit uns Europäern beginnen, dann werden wir zum Spielball der Autokratien. Vermutlich ist Trump notwendig, damit Europa aufwacht. 
Ingo Fischer, Lavamünd

Zusammenrücken

Zuerst kam die Coronapandemie und hat die europäische Abhängigkeit von China in den Lieferketten offengelegt. Dann hat der russische Angriffskrieg in der Ukraine gezeigt, dass wir zu abhängig von russischer Energie waren. Jetzt schließt die Wahl von Trump zum Präsidenten der USA das Bermudadreieck der Abhängigkeit – diesmal geht es um die militärische.

Aber in allen Schwierigkeiten lauert immer eine Chance. Man muss sie nur ergreifen. Die Europäer müssen jetzt erkennen, dass der Weg des Nationalismus und der Kleinstaaterei nur zu internationaler Bedeutungslosigkeit und infolgedessen zu weiterer Abhängigkeit führt. Wenn wir weiter ein wichtiger Player auf dem internationalen Parkett bleiben wollen, dann müssen wir zusammenrücken und gemeinsam eine stärkere, autonomere und souveräne Europäische Union bilden! 
José Curado, Klosterneuburg

Es war früh klar

Als Donald Trump nach dem Attentat am 13. Juli die Faust in die Luft gestreckt und mit dem Mund „Fight“ geformt hat, war bereits klar, dass er die Wahl gewinnt.
Markus Karner, St. Stefan

Zahlungen gestoppt

Wie wird Herr Trump sein Versprechen, den Krieg rasch zu beenden, einlösen? Ganz einfach: Nun ist die finanzielle Unterstützung an die Ukraine zu Ende und es gibt keine Waffenlieferungen mehr. Jetzt kann Europa alleine weiterwursteln.
Franz Strasser, Graz

Sorge um die Zukunft

Eigenartig! Was wird hier in Europa kritisiert und geschimpft, wenn ein Rechter eine Wahl gewinnt. Man wirft ihm sogar von höchster Stelle Knüppel vor die Beine, damit er ja nicht Kanzler wird. Aber wenn Trump in den USA gewinnt, dann ist plötzlich alles anders und unser Herr Bundeskanzler ist einer der allerersten, der dem nicht gerade linken Herrn Trump zum Wahlsieg gratuliert!

Und jetzt schwitzen zahlreiche europäische Politiker plötzlich und sorgen sich, wie es unter diesem an sich nicht unbekannten Machthaber im Weißen Haus weitergehen wird. Tatsache ist, wir müssen in Europa kräftig zusammenrücken, denn jetzt ist ja bekanntlich „America first“!
Werner Hardt-Stremayr, Annenheim

Uncle Sam ist nicht mehr

Was haben dereinst die Grünen und Roten über den Einfluss der USA und der Nato in Europa gejammert. Was für ein furchtbarer Hegemon (Anm.: in etwa „jemand, der die Vorherrschaft über andere Herrschende hat“). Und jetzt, wo wir uns endlich selber vor den Russen schützen dürfen und die eigenen Soldaten in die Schlacht schicken können, langfristig die Chance auf eigene Entwicklungen (von Cloud-Lösungen, Kreditkarten, Software, Raketen, Waffen etc.) haben, schlicht befreit vom Hegemon uns verwirklichen und das auch selber bezahlen werden dürfen – weil Uncle Sam nicht mehr ist und Donald nicht mehr will –, jetzt fürchten sich alle, die es vorher mit Amerika und der Nato so furchtbar fanden.
Mag. Helmut Mayr, Villach

Ver-rückte Welt

Der amerikanische Literat Upton Sinclair hat einmal gemeint: „Mancher glaubt, beliebt zu sein, aber man hat sich nur an seine Art gewöhnt“. Vielleicht das Geheimnis zum fulminanten Wahlsieg Trumps! Die Welt ist „ver-rückt“ und es braucht vielleicht gerade einen „ver-rückten“ Mann wie Trump, der mehr zustande bringt als ein Europa, das mit Weinerlichkeit und Selbstaufgabe beschäftigt ist!

Über Trumps Charakter muss man nicht diskutieren, der scheint seinem Volk schnurzegal zu sein. God bless America ... Mit Kritik sollten wir zurückhaltend sein; wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
Rudolf Prill, Köttmannsdorf

Überraschungen

Einerseits ist es unfassbar, dass ein Mensch mit so einem spaltenden, hetzenden und bereits strafrechtlich relevanten Verhalten wieder Präsident von Amerika werden konnte. Und das eindeutig und demokratisch gewählt – welche Werte sind grundsätzlich mit Demokratie verknüpft? Andererseits bündelt Trump die Hoffnungen und auch die Wut von Millionen Menschen, möglich, dass dadurch die radikalen Kräfte der USA konstruktiv relativiert werden. Trump hat auch davon gesprochen, dass er innerhalb kürzester Zeit Kriege beenden wird. Er gilt als unberechenbar – als grundsätzliche Optimistin mit Gottvertrauen sind für mich auch positive Überraschungen möglich.
Angelika Rupp, Wundschuh

Eine Nummer zu groß?

Die Medien haben ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhergesagt, ein eindeutiger Sieg Trumps ist es geworden. Sie sollten mehr den „Simpsons“ zuhören, diese sprechen zwar von einer Vize-Harris und einer Präsidentenkandidatin, nicht aber Präsidentin. Die wesentliche Frage: Wer lenkt das dialektische Spiel von These (Trump) und Gegenthese (Harris)? Und was ist das große Ziel, die Synthese? (Ein Spiel, das auch immer wieder FPÖ-Kickl erfreut.)

Freilich werde nun laut Trump der unsägliche Krieg in der Ukraine mit Unterstützung aus dem Weißen Haus bald zu Ende sein. Ob der Nahe Osten eine Nummer zu groß sein wird für Trump, bleibt die entscheidende zukünftige Frage.
Theodor Arbeiter, Hermagor

Europa hinkt nach

Kursfeuerwerk an der Börse, der Goldpreis sinkt, die Welt steht Kopf, Donald Trump kehrt ins Weiße Haus zurück. Amerika hat gewählt. Gegen den schleichenden Verlust der Selbstbestimmung, sowie für die vermeintliche „amerikanische Freiheit“. Regulierungswut und Fremdbestimmung wurden Absage erteilt. Nicht mehr und nicht weniger. Europa hinkt wie immer hinten nach.
Alfons Kohlbacher, Seiersberg-Pirka

Nur einmal noch

Das einzige, was mich darüber hinwegtröstet, dass Trump die Wahl gewonnen hat ist: Er kann nie mehr wieder kandidieren! Also, Augen zu und durch die nächsten Jahre!
Judith Naisar, MA, Mürzhofen