Denkzettel „Orbán und das Vertrauen“, 28. 10.

Es ist bemerkenswert, dass der frischgewählte Präsident des österreichischen Nationalrats, Walter Rosenkranz (FPÖ), als seinen ersten internationalen Gast den ungarischen Präsidenten Viktor Orbán empfangen wird. Als normaler österreichischer Staatsbürger halte ich fest, ich bin mit diesem Besucher gar nicht einverstanden und hätte ihn auch nicht eingeladen. Es gilt: „Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist.“

Herr Rosenkranz, diese Einladung wäre nicht notwendig gewesen, mindestens zwei Drittel der Österreicher wissen es auch so.
Mag. Walter Mayer, Gleisdorf

Permanente Empörung

Land der permanenten Empörung! Walter Rosenkranz empfängt Viktor Orbán! Ein Aufschrei geht durch die Gazetten und wird gebetsmühlenartig wiedergekäut: Rosenkranz empfängt Orbán als ersten Gast im Parlamentspräsidium. Ein Skandal! Damit hat Rosenkranz seinen Vertrauensvorschuss (der ihm von 71 Prozent der Bevölkerung ohnehin nie zugesagt wurde) verspielt.

Rücken wir doch diesen lächerlichen Empörungssturm im journalistischen Wasserglas ins rechte Licht. Ungarn steht Österreich sehr nahe, immerhin gab es einmal Österreich-Ungarn. Ungarn ist ein christliches Nachbarland, dem wir freundschaftlich in Frieden verbunden sind. Orbán ist ein demokratisch gewählter Präsident, der dem Nationalratspräsidenten des ehemaligen Bruderlandes einen „Antrittsbesuch“ abstattet. Aus welchem Grunde hätte Rosenkranz diesen Besuch ablehnen sollen? Wäre eine Ablehnung nicht auch ein Affront gewesen? Und hätte es einen Unterschied gemacht, wenn Rosenkranz Herrn Orbán als dritten, oder sagen wir zwölften, Gast empfangen hätte? Wohl kaum. Die Gemeinschaft der ständig Empörten wird immer einen Grund finden, Rosenkranz abzukanzeln und ihm Rechtsextremismus zu unterstellen.
Dr. Fritz Flückiger, Graz

Keine zwei Tage

Wie konnte es so weit kommen, dass die Nazis an die Macht kamen? Das wurden unsere Vorfahren immer wieder gefragt. Heute, nicht einmal 80 Jahre danach, wurde ein FPÖ-Burschenschafter in das zweithöchste Amt in Österreich gewählt. Wie zu erwarten, musste man auf den Jubel durch die Identitären nicht lange warten, wenn wundert es, der neue Nationalratspräsident Rosenkranz bezeichnet schließlich die rechtsextreme Bewegung als „erfrischend“.

Keine zwei Tage im Amt, und schon ist von Überparteilichkeit keine Rede mehr. Was uns unter Führung des neuen FPÖ-NR-Präsidenten noch blühen wird, da werden wir eine Dimension erleben, wie es sie in der Zweiten Republik in diesem Parlament noch nicht gab, denn ein parlamentarisches Miteinander wird durch diese extreme Parteitreue nur schwer möglich sein.
Peter Haubenwaller, Schwechat 

Gespräche sind wichtig

Weshalb sollte Herr NR-Präsident Rosenkranz nicht mit Ungarns Regierungschef Orbán reden? Rosenkranz anzukreiden, dass er das Gespräch mit Orbán nicht verweigert, finde ich völlig daneben. Nehammer sprach doch auch mit Orbán und unlängst mit Meloni. Gesprächsbereitschaft finde ich immer gut, erst recht mit Nachbarn. Nicht zu reden, nicht zuzuhören, wäre ein Zeichen von Arroganz.
Karl Brunner, Klagenfurt

Unverständlich

„FPÖ nur ohne Kickl“, meint Herr Nehammer. Er irrt. Da gibt es auch noch viele gleich Gesinnte wie beispielsweise Putin-Freund Vilimsky. Und jetzt gesellt sich zu dieser schrecklichen Allianz, die von Xi Jinping über Putin, Orbán, Wagenknecht, Weidel usw. bis zu Trump reicht, auch noch Herr Rosenkranz. Wenige Tage nach dem Versagen vieler Abgeordneten, besonders der ÖVP, die ihn ins zweithöchste Amt der Republik wählten, zeigt Herr Rosenkranz sein wahres Gesicht. Er trifft sich jetzt zunächst einmal mit Freund Orbán. Jenem Orbán, der seinem Idol XI Jinpin ermöglicht, in Ungarn die erste E-Autofabrik der Chinesen in der EU zu erbauen; mit der Folge, dass Europas Autoindustrie noch schlimmeren Zeiten mit hoher Arbeitslosigkeit entgegengeht. Völlig unverständlich, dass so viele Menschen nicht realisieren, in welche Katastrophe uns die Helfer Xi Jinpings, Putins und Orbáns führen werden. 

Diese Damen und Herren, die sich „Patrioten für Europa“ nennen, sind in Wahrheit die Totengräber Europas. Mir graut vor dem Tag, an dem ein „Volkskanzler“ in Wien die Autokraten aus Peking, Moskau und Budapest herzlich begrüßt.
Dkfm. Wolfgang Zak, Feistritz im Rosental