Leserbriefe zu Außensicht „Die Grünen und der Gruß des Todes“, 21. 10.

Sehr geehrter Herr Winkler, Ihr Außensicht-Beitrag überrascht mich doch sehr, da Sie angeben, den tieferen Grund für den Niedergang der Grünen zu kennen. Ich meine, dass die heutige aktuelle Situation der Klimaerwärmung politisch gar keinen anderen Verlauf zulässt. Es wird vonseiten der Lobbyisten, sei es in Wirtschaft und Politik, gezeigt, dass vieles gleich bleiben soll. Und sie setzen dafür sehr viel Geld und Macht ein. Vielleicht schauen Sie einmal beim Extremwetterkongress vorbei oder ins Buch „Männer, die die Welt verbrennen“ (Christian Stöcker). Dort können Sie einiges nachlesen.

Ich spreche auch nicht von Alarmismus oder Angstmache. Das machen andere Leute schon ziemlich gut: Stefan Rahmstorf, Johan Rockström und andere (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) veröffentlichten kürzlich einen neuen Lagebericht, der mit den Worten beginnt (Zitat) „Wir stehen am Rand einer unumkehrbaren Klimakatastrophe“ – in Laiendeutsch: Alarm! Alarm! Alarm!

Die Politik der Grünen geht schon in die richtige Richtung, nur die ist leider wenig erwünscht. Wie wird wohl unsere Zukunft bzw. die unserer Kinder und Enkel aussehen? Haben Sie eine Idee?
Norbert Zeppitz, Klagenfurt

Überzeichnet

Das Bild, das Hans Winkler von den Grünen entwirft, ist schlichtweg tendenziös und überzeichnet. Das Zitat des FPÖ-affinen Historikers zeigt unangemessene Verwendung der Metapher des Todes. Behauptungen wie „schonungslose Machtausübung” und „Rücksichtslosigkeit” müssten konkret recherchiert und benannt werden, um glaubhaft zu sein. Die behauptete „moralische Überlegenheit” ist einfach zu erklären: Es geht ja wirklich um das Klima, wenn man zum Beispiel. der Klimaforscherin und Wissenschaftlerin des Jahres 2005, Helga Kromp-Kolb, folgt.

Nun nur den Grünen in der Sprachpolitik „kulturrevolutionäre Absicht” zu unterstellen, ist übertrieben, denn auch andere Parteien haben solche Programme. Dass Parteien, die regiert haben, tendenziell bestraft werden, ist nichts Neues.  Der Artikel von Hans Winkler ist für mich eine klischeehafte Abrechnung mit eindeutiger politischer Tendenz. 
Mag. Ingrid Schindler, Viktring

An der Breite vorbei

Hans Winklers Kommentare schätze ich sehr. Ich finde auch seinen Blick auf die Grünen und ihren Bedeutungsverlust zutreffend. Es ist wohl so, dass die Grünen sich in ihrem Machtgehabe sehr an die machtbewusste Konkurrenz angeglichen haben und den Normalbürgern ebenfalls zu wenig zuhören.

Das grüne Denken haben auch die anderen Parteien mehr oder weniger dosiert integriert, somit ist ihr Themenspektrum viel enger geworden. Mit ihren Übertreibungen, Bevormundungen und ihrer Verbotskultur im grünen Bereich (eigene Flugreisen ausgenommen ...) und der Nichtbeachtung großer Probleme sind sie wohl zu weit gegangen, um in der Breite gut anzukommen.
Karl Brunner, Klagenfurt

Büchse der Pandora

Hans Winkler betreibt in seinem Artikel eine Täter-Opfer-Umkehr. Die großen Stimmenverluste der Grünen sind wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass sie dank rücksichtsloser Machtausübung der ÖVP keines ihrer Themen durchgebracht haben. Der Verzweiflungsakt von Leonore Gewessler war eben diesem Umstand geschuldet. Hätte sie dem Renaturierungsgesetz nicht zugestimmt, hätte das Wahlergebnis für ihre Partei sicher wesentlich desaströser ausgesehen.

Aber ja, ich sehe das Verhalten von Gewessler als furchtbar an. Hat sie doch damit den Weg vorgezeigt, wie eine FPÖ bei künftigen Gesetzesvorschlägen in Regierungsverantwortung sich über Mehrheiten bzw. Koalitionspartner hinwegsetzen kann. Sie hat damit die Büchse der Pandora geöffnet und dafür gibt es keine Entschuldigung. Betreffend rücksichtsloser Machtausübung, fürchte ich, dass wir uns noch wundern werden, was alles geht.
Harald Schallerl, Preßguts