Leserbriefe zum Kommentar: „Rau(s)chendes Fußballfest“, 20. 10.

Das Grazer Stadtderby zwischen Sturm Graz und GAK hat wieder einmal in die dunkle Seele der Fanatiker beider Vereine blicken lassen. Insgesamt drei Mal musste das Spiel unterbrochen werden, weil riesige Rauchgasmengen durch brennende Bengalos die Sicht stark beeinträchtigten. Im GAK-Sektor ist sogar ein großes Transparent abgebrannt. Ein echter, feuriger Wahnsinn!

Dabei wissen diese „feurigen Typen“ gar nicht, welchen Gefahren sie sich und alle anderen aussetzen. Bei der Verwendung von Handfackeln (hier Bengalos) wird unter anderem Magnesium verbrannt, wobei Temperaturen zwischen 1600 und 2500 Grad entstehen. Dies ist ein typischer Metallbrand, der in der Regel nicht gelöscht werden kann. Die einmal entzündeten Fackeln müssen daher ausbrennen. Die Gefahren dabei sind vielfältig: Es können Hautverbrennungen, gefährliche Brände (Kleidung), Gesundheitsgefährdungen durch die giftigen Brandgase und Panikphänomene innerhalb großer Menschenmengen auftreten. Brennende Fackeln brennen dabei meist tropfend ab und die Brandreste sind so heiß, dass sie bei Kontakt schmerzhafte Hautverbrennungen verursachen können.

Dabei ist in Österreich das Abbrennen von Bengalos in Fußballstadien gemäß Pyrotechnikgesetz strengstens verboten. Trotzdem kommt es zu derartigen Exzessen, weil auch die Vereine anscheinend immer ein Auge zudrücken, obwohl sie immer wieder Strafe zahlen müssen. Ich appelliere daher als Feuerwehrmann an alle Verantwortlichen und vor allem an die aktiven Fans: Verwendet keine Bengalos mehr und setzt dem feurigen Wahnsinn ein Ende!
Dr. Otto Widetschek, Branddirektor Stadt Graz a. D.

Flucht aus dem Stadion

Mein Enkel musste mit seiner Begleitung und seinem Freund zur Halbzeit aus dem Stadion flüchten. Der Grund: bengalische Feuer, Bierbecher und sonstige Gegenstände, die durch die Gegend flogen. Und dafür sollen Millionen in ein neues Stadion investiert werden?

Hunderte Polizisten müssen aufgebracht werden und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen wegen sogenannter fanatischer Fans. Kein Cent darf in diesen „Sport“ investiert werden, wenn die Vereine ihre Fans nicht in den Griff kriegen.
Erwin Kriegl, Tillmitsch

Mitwisserschaft

Gut, Sturm hat das Derby überlegen gewonnen. Aber rechtfertigt dies den wahnsinnigen Einsatz von Pyrotechnik, der laut Gesetz den Tatbestand eines Verbrechens erfüllt? Aber nach dem Motto „Wo kein Kläger, da kein Richter“ bleibt dies unbestraft. Aber gibt es nicht auch den Passus der Mittäterschaft, bzw. Mitwisserschaft? Weder Vereine noch Schiedsrichter haben meiner Meinung nach viel Anstrengungen gezeigt, diese Auswüchse zu unterbinden. Wie wäre wohl die Reaktion ausgefallen, wenn es zu Verletzungen gekommen wäre? Aber es ist ja nichts passiert ...
Sieglinde Cemernek, Leoben

Vermummungsgesetz

Wer in der Öffentlichkeit seine Gesichtszüge durch Kleidung oder andere Gegenstände in einer Weise verhüllt oder verbirgt, dass sie nicht mehr erkennbar sind, begeht eine Verwaltungsübertretung und ist mit einer Geldstrafe bis zu 150 Euro zu bestrafen. Beim Aufmarsch der Fangruppen anlässlich des Stadtderbys waren viele „Fans“ entweder mit Gesichtsmasken oder anderen Utensilien vermummt, mit bengalischen Lichtern ausgestattet und brüllten Schlachtgesänge. Warum tun sie das? Warum soll man ihr Gesicht nicht erkennen? Das hat wahrscheinlich nur einen Grund, nämlich, dass die Polizei sie bei Ausschreitungen, die teilweise vorprogrammiert sind, nicht erkennen kann. Warum schreitet die Polizei nicht schon vor dem Ausbruch von Randalen ein? Hat sie Angst vor den „Fans“ oder ist es in Österreich nun gang und gäbe, sich über Gesetze hinwegzusetzen?
Gerhard Pilz, Graz

Verkehrschaos

Schon vier Stunden vor Spielbeginn kam es in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße und der Münzgrabenstraße zu enormen Staus. Am Stadionvorplatz kam es auch zu Verkehrsbehinderungen, da die Polizei diesen großräumig absperrte. Ab jetzt müsste jedem logisch denkenden Stadtpolitiker klar sein, dass ein Ausbau des Liebenauer Stadions mangels fehlenden Verkehrskonzepts nicht sinnvoll ist. Stadien gehören an die Peripherie, damit auch die Stadtbewohner vor der Randale von Fußballrowdys verschont bleiben. München wäre ein gutes Beispiel, obwohl der Vergleich ob der Größe der Städte etwas gewagt ist.
Anton Roll, Graz

Politik-Vergleich

Jetzt hat also Sturm das Derby gewonnen. Aber nach dem neuen Spiel-/Demokratie-Verständnis sind Rapid und Wolfsberg jetzt Erster, sie haben ja gemeinsam mehr Punkte.
Heinz Kossek, Leibnitz

Hängematte?

Zu „Jetzt stellt sich beim GAK auch die Trainerfrage“, 21. 10.
Der GAK hängt nun nach der Niederlage im 200. Stadtderby in den Seilen. Gibt es jetzt keine Auffange-Hängematte, zerbröselt der GAK an der beinharten Realität.
Josef Kriegl, Graz