Leserbriefe zur Morgenpost: „Ein Abend mit Joffe“, 16. 10. und zu „Amerika ist nicht wirklich zerrissen“, 14. 10.
Kapitalismus ist in Europa zu einem Schimpfwort mutiert. USA-Feindlichkeit, um das Wort Hass zu vermeiden, ist bei uns en vogue. Der Neid spielt da eine große Rolle. Das Gleiche gilt für den Antisemitismus.
Noch einen großen Unterschied zwischen den USA und Europa möchte ich nicht unerwähnt lassen: Dort viel weniger Staat und Steuern, bei uns ist es umgekehrt.
Werner Stitz, Voitsberg
Holzhammerrezepte
Ganz schön flapsig formuliert Josef Joffe, finde ich. Einer, der mit Kissinger dinierte. Ich verstehe nichts von Wirtschaft, sehe Wirtschaftsstagnation aber wohl auch als Möglichkeit des Durchatmens für die geschundene Natur. Covid als toller Innovationsmotor qua Jobabbau fände ich zynisch, wenn ich ein Linker wäre, der ich nicht bin. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es ein Jenseits der „Kapitalrendite“ gibt.
Eine Schreckensvision: Die Einwanderung ankurbeln, damit's der Wirtschaft gut geht! „Staatsknete, die den europäischen Gaul vorwärts peitscht“? Nee, Herr Joffe – diese Holzhammerrezepte funktionieren nicht mehr im 21. Jahrhundert, das gute Chancen hat, das letzte für den Menschen zu werden. Diese Befürchtung hegt Ihr treuer Leser,
Franz Zeder, Deutschlandsberg
Wohlstand für alle?
Als strammer Transatlantiker scheint Joffe für mich ein bisschen den Blick für die Realität verloren zu haben. Amerika ist meiner Meinung nach doch nur noch in westlichen Medien die prosperierende Weltmacht Nummer eins. China ist ebenso wie Russland keineswegs isoliert – ganz im Gegenteil! Im Osten formiert sich ein rasant wachsender loser Staatenbund unter der Schirmherrschaft von Russland, China und Indien. Seit Jahresbeginn gehören auch der Iran, Saudi-Arabien, die Emirate, Ägypten und Äthiopien zu den BRICS+. Selbst Kuba hat kürzlich Interesse angemeldet. In diesen Ländern leben 45 Prozent der Weltbevölkerung, erwirtschaften 27 Prozent des weltweiten BIP und handeln ihre Rohstoffe nicht mehr in US-Dollar.
Auch die 700 US-Militärbasen weltweit haben meiner Meinung nach ausgedient, sie haben bereits genügend Zerstörung angerichtet und die Massenmigration nach Europa ausgelöst. Ein US-Präsident Donald Trump wird diesem Treiben der USA ein Ende setzen und gemeinsam mit den Führern der BRICS den Weltfrieden wiederherstellen – inklusive eines quantenbasierten, mit Ressourcen wie Gold und Öl gedeckten, fairen Geldsystems. Dieses könnte Wohlstand für alle schaffen. Ein derartiges Szenario dürfte für Herrn Joffe aber absolut unvorstellbar sein.
Eva Maria Griese, Bad Aussee
Kluger Mann
„Wir haben uns das Jammern angewöhnt, obwohl am höchsten Sockel der Daseinssicherung“, sagt Joffe und er zitiert Alfred Polgar: „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“ Wie recht der kluge Mann in vielem hat!
Dr. Josef Wilhelm, Graz