Leserbriefe zur Leserforumausgabe „Rauchverbote sind zum Großteil richtig und sinnvoll“, 14. 10. und zu Pro & Kontra: „Soll es künftig Rauchverbote auch im Freien geben?“, 13. 10.

Dass sich die EU-Kommission für einen besseren Schutz vor Passivrauchen auch im Freien einsetzt, ist überfällig. Überfällig ist auch ein Rauchverbot in Schwimmbädern, Parks, auf Liegewiesen usw. Besonders verwerflich ist das Rauchen bei Bus- und Straßenbahnhaltestellen, denn hier wird oft der letzte Lungenzug erst in Bus oder Bahn ausgeatmet, sehr zum Leidwesen der Personen, die eigentlich ein rauchfreies Verkehrsmittel gewählt haben.

Außerdem wäre ein Rauchverbot in Sportstätten, bei Flohmärkten, Bauernmärkten, Freizeitveranstaltungen, dicht frequentierten Fußgängerzonen und überall dort, wo mehrere Menschen zusammenkommen, nötig. Niemand darf in seiner Gesundheit durch das Verhalten anderer gefährdet werden. Das Rauchverbot hat natürlich nicht nur für normale Tabakzigaretten zu gelten, sondern auch für E-Zigaretten oder Vapes.

Will man Kinder und Jugendliche vom Rauchen abhalten, müssen die Rauchmöglichkeiten weiterhin drastisch eingeschränkt werden. Derzeit gibt es viel zu viele schlechte Vorbilder in allen Gesellschaftsschichten.
Robert Rockenbauer (Österreichische Schutzgemeinschaft für Nichtraucher), Innsbruck

Kontraproduktiv

Schon Wilhelm Busch sagte: „So geht es mit Tabak und Rum, erst bist Du froh, dann fällst Du um!“. Ja, das Rauchen ist gesundheitsgefährdend und – das möchte ich als Feuerwehrmann hinzufügen – auch schlecht für den Brandschutz. Wir wissen, dass viele Krebserkrankungen auf das Nikotin zurückzuführen sind und auch viele Großbrände durch Zigaretten ausgelöst werden. Andererseits ist, historisch gesehen, das Rauchen schon immer für viele Menschen auch ein Teil ihrer Identität und Tradition gewesen. Rauchen ist, so wie vieles auf der Welt, eben ein echter Januskopf!

Zur laufenden Diskussion kann ich daher nur sagen: Jede radikale Maßnahme, die sich in Verboten und Ächtungen ausdrückt, kann nur abgelehnt werden. Sie ist kontraproduktiv, wie wir ja in der laufenden Diskussion erkennen können. Wir sollten daher, frei nach Aristoteles, immer den goldenen Mittelweg gehen und abseits der überbordenden Bürokratie vielleicht mit Umsicht, Information und Hausverstand auch das Thema Rauchen angehen. In diesem Sinne wünsche ich allen Genießern (Damen und Herren sind eingeschlossen!) bei einer Pfeife, Zigarre oder Zigarette, bei einem Schälchen Kaffee Geruhsam- und Gemütlichkeit!
Dr. Otto Widetschek, Graz

Wer schützt die Kinder?

Der Staat, der größte Dealer, braucht die Tabaksteuer. In dieser Diskussion wird mit keinem Wort der Schutz jener Kinder erwähnt, die in der Familie schutzlos dem Passivrauchen ausgesetzt sind. Woher kommt denn der Anstieg von Asthma bei Kindern? Im Straßenbild sieht man Mütter und Väter mit Kinderwagen – in einer Hand das Handy, in der anderen die Zigarette und das Kind bleibt ohne Ansprache.

Als Opa beschäftigt mich das Thema schon lange und ich habe deshalb an das Gesundheitsministerium mein Anliegen herangetragen. Eine Ministerialrätin hat mir geantwortet, der Wohnbereich sei Privatsache und man habe kein Recht dort einzugreifen, daher liege der Schutz der Kinder vor dem Passivrauchen im eigenen Ermessen der (verantwortungslosen) Eltern. Die Schädigung der Gesundheit der Kinder ist dem Gesetzgeber anscheinend egal. In der Wahlwerbung hat keine Partei ein Programm für eine zukunftsfähige Entwicklung der Kinder vorgestellt. Die KI wirds nicht richten. Nur eine selbstständig denkende, kreative und gesunde Jugend wird die Zukunft bewältigen! Diese heranwachsende Generation muss das gesellschaftliche Erbe, das wir ihnen überlassen, aufarbeiten. Dazu braucht es ein gesundes Umfeld!
Wolfgang Raschky, Bruck

Wer sind die nächsten?

Ich rauche, aber trinke keinen Alkohol. Nie! Wenn ich Kaffee trinken gehe, stört mich manchmal der Geruch von alkoholischen Getränken. Mir würde aber nie einfallen, mich darüber aufzuregen. Die Zigaretten werden immer teurer, aber die Politik, die damit genug Geld einnimmt, will das Rauchen im Freien verbieten? Sehr zweischneidig ist das in meinen Augen. Also liebe Mitmenschen, vorher nachdenken, denn die Alkoholtrinker könnten die nächsten sein, denen man das Trinken verbietet.
Renate Motl, Graz

Nikotinfreier Endspurt

Wie bekannt blockiert die ÖVP seit 1 1/2 Jahren ein vom Gesundheitsministerium mit der Volkspartei abgestimmtes modernes Tabakgesetz. Vor der Wahl wollte man das nicht mehr angehen, aber wer hindert die Volkspartei daran, jetzt endlich grünes (meinetwegen auch türkises) Licht zu geben und das für die Gesundheit der Menschen so bedeutende Gesetz endlich in der nächsten Parlamentssitzung auf Schiene zu bringen? Fehlende Bundeskompetenzen im Jugendschutz (Stichwort Verbot von Tabakbeuteln zum unter die Lippe schieben bis 18), die Lücken im Tabakwerbeverbot, der geringe Preis für Zigaretten in Österreich, die suchtvergrößernden Packungen mit 28 Zigaretten, Lücken bei der Kontrolle von „neuen“ Nikotin- und Tabakprodukten, Automatenverkauf von nikotinhaltigen Suchtmitteln sind nur einige Stichworte.

Momentan ist das Thema ja ohnehin wieder einmal im Rahmen der Frage des Rauchens in Gastgärten, an Haltestellen und auf Kinderspielplätzen in Diskussion – und wie in den letzten Jahrzehnten stets sprechen verantwortungslose Populisten vom Untergang unserer (Gasthaus-)Kultur, so, als wäre der „tschickende Säufer“ im Schanigarten das Synonym für den einzig echten Österreicher. Fast jeder Raucher/jede Raucherin – und jetzt kann ich mich auf eigene 30-jährige Erfahrung als Mediziner berufen – wünscht sich Erschwernisse im Zugang zu und Umgang mit Suchtmitteln, denn das ist die effizienteste Hilfe bei der Entwöhnung und dem anhaltenden Verzicht auf Zigaretten auch in schwierigen Situationen, wie z. B. nach zwei Gläsern Wein oder Bier.

Wer die Menschen mag, sollte – wie das Beispiel zeigt – nicht auf die nächste Wahl, sondern auf Vernunft und Verstand setzen, der Erfolg stellt sich dann von selbst ein! 
Dr. Heimo Liendl (Lungenfacharzt), Graz