Zur Leserforum-Ausgabe „Wir haben ein Bauern- und kein Wölfesterben“, 3. 10.

Also, da sind sie wieder, die Stimmen, welche zur angeblichen Wolfsthematik ihre Meinung kundtun. Vom Mehrfachmörder Wolf wird gesprochen, die so sehr zugerichteten „Nutztiere“ werden ins Feld geführt und Wölfe brauchen wir sowieso nicht, weil die Jägerschaft ein viel besseres Regulativ darstellt. So weit, so falsch.

Da wird im Fernsehen das Romantikbild mit dem sprechenden Werbe-Schweinchen vermittelt, welches nicht einmal in die Nähe des Istzustandes der tatsächlichen Wahrheit kommt. Beengte Ställe, schlechte Haltungsbedingungen, Lebendtiertransporte unter unsäglichen Umständen, Schlachthöfe, wo die Tiere auch nicht alle eines „humanen“ Todes sterben, dies alles ist scheinbar kein Problem. Und dann noch eine Jägerschaft, welche sich anmaßt, einen Wildstand besser regulieren zu können als der Wolf.

Ich war diesen Sommer in den südlichen Karpaten in Rumänien, hohe Bären- und Wolfsdichte. Auf den Almen überall Rinder- und Schafherden – und selbstverständlich Herdenschutzhunde. Nähert man sich einer Schafherde, man wird gestellt, aber das war es dann auch schon. Bär und Wolf werden, so sie sich nicht vertreiben lassen, attackiert.

Thema Wolf und Bär sind dort nicht einmal ein Thema, aufgrund der Herdenschutzhunde gibt es auch keine Tierrisse. Vielleicht sollte man unsere Bauern und Landwirtschaftskammerfunktionäre nach Rumänien auf Exkursion schicken. Wieso sollte bei uns etwas nicht funktionieren, was ganz eindeutig funktioniert?
Robert Schrittwieser, Gollrad

Risszahlen

Bezüglich des ersten Leserbriefes vom 3. Oktober möchte ich als nicht wirklichkeitsfremde Wolfschützerin einige Zahlen und Fakten bezüglich Risszahlen, verursacht durch den Wolf, in Graubünden und Niedersachsen korrigieren. Die Zahlen in Graubünden wurden vom Leserbriefschreiber meiner Meinung nach falsch gelesen, da von den 260 gerissenen Weidetieren im Jahr 2023 nur 8,6 Prozent aus geschützten Herden stammten, und nicht 70 Prozent. 61,3 Prozent der Tiere wurden nämlich außerhalb des Wirkungsbereiches fachgerechter Herdenschutzmaßnahmen gerissen und waren somit effektiv nicht geschützt!

Die Zahl der Weidetierrisse hat sich dank des Herdenschutzes innerhalb von zwei Jahren in Graubünden halbiert, trotz leicht steigender Wolfsbestände. In Niedersachsen waren über 82 Prozent der gerissenen Tiere (Stand 24. 9. 2024, Wolfsmonitoringbericht der Landesjägerschaft Niedersachsen) ungeschützt, davon zehn Prozent nur mangelhaft geschützt. Nur 15 Prozent der gerissenen Weidetiere waren geschützt.

Diese Zahlen zeigen eindeutig, dass Herdenschutzmaßnahmen wirksam und unumgänglich sind, auch wenn der Schutzstatus des Wolfes gesenkt werden sollte. Dem Wolf für das Bauernsterben die Schuld zu geben, ist purer Populismus und von der Politik gewollt. Zahlreiche Bauern gaben bereits vor der Rückkehr der Wölfe ihre Betriebe aufgrund der misslungenen Agrarpolitik auf. Der Wolf scheint eine willkommene Ausrede dafür zu sein.
Mag. Monika Schertler, Graz

Kompromiss nötig

Im Jahr 2023 gab es mehr Wölfe in Österreich als im Vorjahr, während gleichzeitig die bestätigten Nutztierverluste durch Wölfe zurückgingen. Das geht aus dem „Statusbericht Wolf 2023“ des Österreichzentrums Bär Wolf Luchs hervor.

Vielleicht wäre Folgendes eine Lösung: Eine Kommission aus den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz usw. legt eine Zahl für die Wolfspopulation in Österreich fest. Sobald diese überschritten wird und keine Ausrottungsgefahr mehr besteht, werden die Wölfe wie jedes andere jagdbare Tier behandelt (Reh, Hirsch, Wildschwein, …). Das wäre ein österreichischer Kompromiss zwischen den beiden Extremstandpunkten (Ausrotten oder unkontrollierte Vermehrung).
Gerfried Schmidt, Wies