Leserbriefe zu „Mehr Platz für die Natur“, 21. 9. und „Durch Versiegelung fehlen die hohen Wasserspeicherkapazitäten“, 25. 9.
Das Menetekel vor einer Woche wird hoffentlich auch ein paar hartnäckigen und uneinsichtigen Klimawandel-Ignoranten zu denken geben. Die Meere sind noch nie so warm gewesen, entsprechend viel Wasser kann die Atmosphäre aufnehmen – und irgendwann kommt dieses Wasser wieder herunter.
Es ist selbstmörderisch, wenn wir so weiterwirtschaften wie bisher. Und es sind nicht immer nur die anderen, die den Klimawandel vorantreiben – es möge sich jeder bei der eigenen Nase nehmen und sein Mobilitäts- und Konsumverhalten kritisch und ehrlich hinterfragen.
DI Bernhard Dröscher, Weißkirchen
Zukunftsweisend
Der Schlüsselsatz für das ganze Hochwasserdesaster liegt hier: Bei der Frage um eine Maximalgrenze beim Bodenverbrauch lenkt Pressl, Gemeindebundsprecher, ab: „Es geht darum, die Gestaltungsmöglichkeiten der Gemeinden zu erhalten.“ Diese „Gestaltungsmöglichkeit“ jeder einzelnen Gemeinde, deren Denken ja bekanntermaßen bei ihren Gemeindegrenzen aufhört, ist das Grundproblem für jede einzelne hausgemachte Naturkatastrophe. Sei es ein Hochwasser oder eine Mure. Immer geht es um die Bewilligung für neue Baugrundstücke, Skilifte und Skitrassen und die Verlegung der Nahversorgungsgeschäfte an den Orts-/Stadtrand als Einkaufszentrum.
Den Gemeinden gehört allesamt diese „Gestaltungsmöglichkeit“ entzogen und einer zentralen Behörde übergeben, die weitab von Korruptionsmöglichkeiten Baubewilligungen verteilt, immer in Zusammenarbeit mit der Umweltschutzbehörde. Das wäre verantwortungsbewusstes und zukunftsweisendes Handeln der Politik.
Judith Naisar MA, Mürzhofen
Es wird noch schlimmer
Vorbeugen ist besser, als die enormen Schäden aus dem Katastrophenfonds mit Milliarden zu unterstützen. Es muss ja erst möglichst ein Event nach dem anderen wie Airpower usw. mit Steuermitteln gefördert werden, und dann wundert man sich über den Starkregen. Jetzt vor der Wahl will sich keine Partei außer den Grünen über die Tatsachen äußern. In Osteuropa sind viel ärmere Länder betroffen. Es gibt sogar noch Leute, die sagen, da kannst nichts machen. Ich fürchte, es wird noch schlimmer werden mit der Klimaerwärmung, die uns ins Land steht.
Margret Dolezel, Gratkorn
Regional einkaufen
Trotz des Horrorhochwassers oder gerade wegen der enormen Zerstörung soll man beim Wiederaufbau vor allem auf regionale Firmen setzen. Es wird hier eine riesige Summe an Steuergeldern freigegeben und das sollte im Land bleiben. Gerade jetzt, wo Österreich in einer seiner größten Wirtschaftskrisen nach dem Krieg steckt, ist es an der Zeit, klug vorzugehen.
Nebenbei nicht zu vergessen, dass viele freiwillige Helfer, die ihre ganze Kraft in die Hilfe für Betroffene gesteckt haben, ebenso jetzt in wirtschaftlich angeschlagenen Firmen beschäftigt sind – und hier muss geholfen werden. Auch beim Kauf von durch das Hochwasser zerstörten Geräten soll man zumindest auf europäische Hersteller zurückgreifen, und das aus guten Gründen. Von asiatischen Firmen kommt schließlich keine Hilfe und ein bisschen Patriotismus kann nicht schaden.
Peter Haubenwaller, Schwechat
Rückhaltebecken bauen
Es wäre wichtig, große Rückhaltebecken zu bauen, welche zugleich auch als Kraftwerke genutzt werden könnten. Mit diesen Rückhaltebecken müsste aber schon in der Nähe des Bachursprunges, also im Gebirge, begonnen werden, denn auch dort wurden viele Bäche bereits reguliert. Dort entfallen durch den Gletscherschwund, wo ja viel Wasser gespeichert war, diese natürlichen Speicher. Es sollte dann heißen: „Jedem Tal sein Rückhaltebecken!“ und nicht: „Jedem Hügel, Berg seine Windräder und Photovoltaikanlage!“
Auch in der Ebene könnten gezielt gebaute Auffangbecken oder bestehende Seen als Rückhaltebecken dienen. Es gab und gibt ja auch, etwa im Wiener Becken, Schotterabbau- und Talkabbau-Gruben, und es gibt aufgelassene Bergwerke, die bei Hochwasser geflutet werden könnten. Es müssten nur entsprechende Zuleitungen mit Wehren gebaut werden, die bei Hochwasser geöffnet werden können. Dies sollten die zukünftigen Politiker nach der Wahl bedenken und umsetzen, und die Bevölkerung sollte überzeugt werden.
Georg Pachta, Maria Enzersdorf