Leserbriefe zu „Zwei Welten in zwei Duellen“, 21. 9., „Türkis-blauer Showdown um Platz eins“, 24. 9.
Ich habe es mir abgewöhnt, sogenannte Wahl-Konfrontationen im TV zu verfolgen. Das Niveau dieser Sendungen, egal ob öffentlich-rechtlich oder nicht, ist bodenlos, und das gecoachte „Sich-in-Szene-setzen“ unserer politischen Entscheidungsträger oft unerträglich. Da musste ich Freitagabend fatalerweise in das „Duell“ von Kickl und Babler stolpern: eine beiderseitige Dauerbeflegelung, Anpatzerei und Geringschätzung des Gegenübers in Dauerschleife – zum Erbrechen.
Für mich nur die Bestätigung: Was soll der/die Wähler:in bei solchen Formaten herausnehmen können? Reines Infotainment – den Veranstalter (Fernsehsender) interessieren nur Einschaltquoten: umso bunter das Treiben und launiger die Gäste, umso besser für ihn.
Dieses verbale Schlammcatchen wird dann leider auch noch von Ihrem Medium, der Kleinen Zeitung, befeuert. Sie bewerten wie bei DSDS die Sendung mit Punkten, so zum Beispiel Unterhaltungswert 4 von 5. Ich schlage für oben genanntes Duell vor: Peinlichkeit 5 von 5, Fremdschämen 5 von 5, Informationsgehalt 0 von 5 (abgesehen von der Preisgabe der Unfähigkeit, einen Dialog zu führen).
Harald Moser, Nußdorf-Debant
Unausgewogen?
Ich habe mir die Diskussion Karl Nehammer gegen Herbert Kickl, geführt von Moderatorin Schnabl, die ich aus ihrer Sendung Report kenne und schätze, angesehen. Ich werde den Eindruck nicht los, dass Schnabl in ihrer Gesprächsobjektivität befangen, war. Sie ließ Kickl nie ausreden, obwohl er nie lange Redezeit in Anspruch nahm – im Gegensatz zu Nehammer. Aus diesem Grund würde mich die Verteilung der Gesamtredezeit sehr interessieren.
Ich möchte feststellen, dass ich Kickl für einen Demagogen halte, aber sachlich konnte Nehammer in keiner Weise mithalten. Dort, wo es hinterfragenswert gewesen wäre, hat Schnabl unterbrochen, wie beim Thema Reichweite von Skyshield oder dem Ausmaß der Bodenversiegelung durch Windräder.
Meine Frage, die ich den Wählern stelle, ist Herbert Kickl der Strohhalm in der Politik? Nach den Jahren des Verschlampens, in der jeder Bürgermeister genehmigen durfte, was ihm beliebte (Bodenversiegelung).
DI Günther Roth, Graz
Wahlzeiten
„Zuerst werden die Mitkämpfer verdächtigt. Es folgen Empfindlichkeit in den kleinsten Dingen, die Unfähigkeit, Kritik hinzunehmen, der Glaube an die Unentbehrlichkeit, und dass alles falsch gemacht worden sei, bevor man an die Macht gekommen war, und nie wieder was Richtiges geschehen werde, wenn man nicht an der Macht bleibt.“ Das hat Ernest Hemingway schon im November 1935 geschrieben; hat sich seit damals etwas geändert?
Helge W. Endres, Graz
Mehr Klarheit
Will man die FPÖ mit einem „Volkskanzler“ Kickl verhindern, gibt es nur eine Variante, nämlich ÖVP und SPÖ mit einem dritten Partner, Neos oder Grüne, arbeiten in einer neuen Regierung zusammen. Dazu braucht es allerdings bei den Diskussionen vor der Wahl mehr gegenseitigen Respekt und weniger persönliche Abneigung.
Die Wählerinnen und Wähler erwarten sich zu Recht mehr Klarheit vor der Wahl. Sie wollen wissen, was sie mit ihrer Stimme bewirken können. Aussagen wie: Mit Kickl auf keinen Fall, mit einer FPÖ ohne Kickl sehr wohl, ist ein reines „Sand in die Augen der Wählerinnen und Wähler streuen“. Kickl ist die FPÖ und die FPÖ ist Kickl. Da gibt es nichts herumzudeuteln. Jetzt waren schon Stimmen zu hören, man könnte Kickl in das zweithöchste Amt im Staate, nämlich zum Präsidenten des Parlaments, hieven und so vom dritthöchsten Amt, nämlich dem Bundeskanzler, fernzuhalten. Das wäre Wählertäuschung oberster Priorität.
Ich appelliere an die Wählerinnen und Wähler, lassen Sie sich durch plumpe Aussagen nicht täuschen. Es geht vielmehr um die Erhaltung der Werte und Pflichten in einer liberalen Demokratie. Ein Appell an die Politiker: Unterlassen Sie persönliche Untergriffe, diskutieren Sie hart, aber fair miteinander.
Franz Reithofer, Mortantsch
Erhellend
Noch weiter auseinander in den politischen Einstellungen kann man fast nicht mehr sein. Die TV-Konfrontation von Andreas Babler und Herbert Kickl war wirklich erhellend. Kickl war ob der vorgelegten Fakten so aus dem Häuschen, dass er Babler als Faschisten bezeichnete. Natürlich ist es auch nicht leicht zu verkraften, wenn man die meterlange Liste an Verurteilungen von FPÖ-Mandataren vor Augen geführt bekommt.
Ebenso getroffen hat Kickl die Aussage Bablers, er hätte mit der FPÖ vor, die Demokratie zu demolieren. Kickl bewies genau das vor laufender Kamera. Er bezichtigte die Justiz, bei einer fallen gelassenen Anzeige ‚gemauschelt‘ zu haben. Bei jeder Gelegenheit hetzt die FPÖ gegen Fremde, Arbeitslose, Frauen, Homosexuelle, Kultur, Justiz, „das System“ und „System-Medien“. Sie bedienen sich derselben Instrumente, wie sie 1933 für den Umsturz verwendet wurden. Und Kickl ist dann empört, wenn Babler ihn brandgefährlich nennt. Es ist höchste Zeit, das einmal zu sagen!
Erika Beaudin, Gratwein-Straßengel
Begrifflichkeiten
Die Begriffsverwendung „Volkskanzler“ wird als das „Spielen mit Nazijargon“ bezeichnet und dementsprechend verurteilt. Eine andere Großpartei ist die „Volkspartei“ mit deren „Volkszeitung“, also kommt zweimal der Begriff „Volk“ vor. Wie erklärt sich diese Akzeptanz?
Helga Zmölnig, Greifenburg
Recht folgt Politik?
Ich höre seit Tagen einen Wahlkampfslogan der FPÖ im Radio. Ich finde es sehr amüsant, dass Kickl damit wirbt, dass das Recht vom Volk ausgeht, und sich dazu auf die Verfassung beruft. Ich kann mich erinnern, dass genau dieser Kickl gemeint hat, „das Recht muss der Politik folgen und nicht die Politik dem Recht“. Jeder Wähler kann sich darüber seine Meinung bilden!
Norbert Puster, Spielberg
Umgang auf Augenhöhe
Eine ehemals staatstragende Partei wird nach der Wahl mit langen Gesichtern abgegrenzt alleine bleiben. Der Umgang mit den Mitbewerbern sollte immer auf Augenhöhe und mit einem Maß an Menschlichkeit erfolgen.
Reinhold Prüger, Gurk
Die Vielversprecher
In den Elefantenrunden der Politiker treffen die Vielversprecher direkt aufeinander. Wenn es für die anderen Parteien mehr Schuldzuweisungen denn je gibt, dann ist Wahlkampf.
Hermine Oberhuber, Hafning