Leserbriefe zu „Rettung ohne Zivis ‚nicht umsetzbar‘“, „21-Jähriger rettete Ehepaar vor Flammen“, 5. 9.

Würde es die Zivildiener nicht geben, wäre der Rettungsdienst nicht umsetzbar.“ Mit dieser Aussage lässt Siegfried Schrittwieser, Präsident des Roten Kreuzes in der Steiermark, aufhorchen. Diese Aussage ist wichtig und zu begrüßen. Der Zivildienst wurde im Jahr 1975 ins Leben gerufen und ist als Wehrersatzdienst gestartet, Präsident Schrittwieser bezeichnet die jungen Männer als „unverzichtbaren Bestandteil“. Im Rettungswesen waren im Vorjahr rund 40 Prozent tätig, gefolgt von 26 Prozent in der Sozialarbeit und elf Prozent in der Altersbetreuung. Sie gelten auch in der Betreuung von Beeinträchtigten als gute Stütze.

Ich war schwer krank und habe die Zivildiener insgesamt zweimal für Fahrten ins jeweilige Krankenhaus gebraucht. Ich kann nur sagen, sie waren sehr nett und freundlich zu mir sowie unterstützend. Sie mussten noch dazu die notwendigen Papiere ausfüllen und haben die Taschen bis zum Zielort getragen. Ohne Zivildiener beim Roten Kreuz in der jetzigen Zeit wäre es undenkbar. Sie sollten vom Land Steiermark viel mehr gefördert werden, in Form einer höheren Entschädigung. Außerdem verdienen sie beim 50. Jubiläum des Zivildienstes Lob und Anerkennung sowie eine würdige Feier.

Neben den Zivildienern gibt es auch viele freiwillige Mitarbeiter, denen auch ein großes Danke gebührt. Viele treten in den Hauptberuf über, so Schrittwieser. Das Rote Kreuz kann neben den Hauptberuflichen nur durch die freiwilligen Mitarbeiter und Zivildiener aufrechterhalten werden! Herbert Hödl, Kirchberg/Raab

Unbestrittener Wert

Das Rote Kreuz leistet gute Arbeit. Und dennoch sind Mängel sichtbar. So erfolgt der Transport nicht akuter Fälle von zu Hause ins Spital oder zum Arzt und zurück in komplett ausgestatteten Rettungsfahrzeugen, obwohl hier ein Pkw reichen würde. Und auch wenn es eines Tragsessels bedarf, so hat das Fahrzeug danach ausgerichtet zu sein, um möglichst viele Patienten zeitgleich transportieren zu können, und dazu braucht es vieles der Standardausrüstung eines Rettungsfahrzeuges nicht. Leider kommt es zu oft vor, dass eine Person alleine mit der Rettung heimgebracht wird. Das kostet Zeit und vielleicht wartet ein Schwerkranker oder Verunfallter auf Hilfe, die schneller vor Ort sein könnte, wenn der Transport ausgegliedert und neu organisiert wäre. Wer schon einmal auf die Rettung unter Schmerzen und Angst gewartet hat, weiß, wie lang eine Stunde werden kann. Wartezeit, die auch den Tod bedeuten kann. Und nur, weil das Rettungsfahrzeug für einen Rücktransport besetzt ist.

Der Einsatz von Zivildienern ist wettbewerbsverzerrend, belegt Arbeitsplätze und verschleiert die Kosten unseres Rettungssystems. Hier muss Kostenwahrheit her und der anfallende Aufwand verrechnet und bezahlt werden. Nur solange die Rettung dem Patienten billiger kommt als ein Taxi und man mit dem Roten Kreuz im Spital vorgereiht wird, werden diese Fahrzeuge immer ausgelastet sein.

In einer Zeit, in der die Wirtschaft verstanden hat, dass die Mitarbeiter das höchste Gut für einen Betrieb sind, muss es möglich sein, dass die im Arbeitsprozess stehende Generation für den Transport älterer Menschen stundenweise freibekommen kann. Ein funktionierendes Rettungssystem kann und darf nicht auf Freiwilligkeit aufgebaut sein, sondern muss strukturiert und kalkuliert und damit auch finanziert sein. Und einem einfachen Handaufhalten um Steuergelder, dazu sollte sich das Rote Kreuz zu schade sein, denn sein Wert ist unbestritten. Ulrike Sajko, Graz

Soziales Jahr

Danke liebe „große Kleine“ für die großartigen Berichte. Diese dokumentieren eindrucksvoll, wie wichtig ein soziales Jahr für Mädchen, Burschen und unsere gesamte Gesellschaft wäre. Ich selbst habe als einer der wenigen Österreicher eine abgeschlossene militärische Grundwehrdienstzeit und nachträglich aus Gewissensgründen eine Zivildienstausbildung absolviert.

Sehr stolz bin ich auf meine beiden Söhne, welche beide „aus Liebe zum Menschen“ hoch motivierte Zivildiener wurden! Gerhard Maurer, Stattegg

Unsicherheit

Vor kurzer Zeit wurde über das Rote Kreuz positiv berichtet, vor allem im Zusammenhang mit Zivildienern, von denen es 2000 geben soll. Wenn man selbst aber im Verwandtenbereich ­davon betroffen ist, dass man für eine Frau mit 94 Jahren zu sorgen hat und auch darauf schaut, dass die Abläufe vom Seniorenheim ins Krankenhaus stimmen, kann es sein, dass man an das mit den 2000 Präsenz­dienern nicht glauben kann, denn wenn man da drei bis vier Stunden (zweimal) im Krankenhaus oder im Seniorenheim warten muss, bis ein Fahrzeug des Roten Kreuzes kommt, kommt Verzweiflung auf. Wenn jedes Mal beinahe ein ganzer Tag verging, bis das abgeschlossen war, wird man unsicher, ob diese Ressourcen, die dem Roten Kreuz zur Verfügung stehen, auch im Sinne des Erfinders eingesetzt werden. Wir sind un­sicher geworden. Peter R. Wimmer, Graz

Viel gespart

Man darf bei unseren Zivildienern auch nie übersehen: Sie arbeiten gerne und freiwillig direkt für uns Menschen hier in Österreich! Ich erinnere mich dabei gerne an meinen eigenen Zivildienst, bei dem ich bereits als Arzt beim Roten Kreuz Graz zuerst vier Wochen lang 13 Stunden täglich als „zweiter Mann“ in einem Notarztwagen mitfahren und damit viel Erfahrung sammeln durfte, dann konnte ich die „Dienstarzt-Prüfung“ machen und damit bis zum Abschluss meines Zivildienstes als „Gratis-Notarzt“ bei einer Wochen-Arbeitszeit von 65 Stunden einen Notarztwagen leiten. Nachdem sich daran bis heute (Gott sei Dank) wohl nicht viel geändert hat, sollte man nie übersehen: Unsere Zivildiener retten nicht nur Leben, sondern „ersparen“ unserem Staat auch jedes Jahr viele hundert Millionen Euro! Dr. Kurt Stoschitzky, Gleisdorf