Leserbrief zum Leitartikel „Patschert, aber kein Skandal“, 17. 8.

Ein Extrateller für acht Euro, eine zusätzliche Zitronenscheibe für 0,9 Euro, eine Karaffe Leitungswasser für acht Euro, zusätzlich Knoblauch auf der Pizza für 2,50 Euro, begrenzte Lokalbesuchszeiten von 90 Minuten, ich denke, diese Liste lässt sich nach Belieben fortführen. Was kommt als Nächstes, etwa ein Entgelt für die Toilettenbenützung? Sehr geehrter Herr Tourismuslandesrat, hier geht es nicht darum, die Speisekarte richtig oder falsch zu lesen, sondern darum, dass viele Touristen und Einheimische mittlerweile das Gefühl haben, abgezockt zu werden. Ich finde es bemerkenswert, wie versucht wird, diese Auswüchse schönzureden.

Wie war es noch weit vor Corona, da hat es solche Auswüchse nicht gegeben und trotzdem war die Gastronomie besser aufgestellt als heute. Warum beklagt man heute ein Wirte-Sterben, jeder zweite Gastrobetrieb sperrt zu. Darüber sollten Sie sich Gedanken machen. Mit dem Schönreden der oben genannten Maßnahmen erweisen Sie dem Tourismus keinen guten Dienst, hier fehlt es an gewissem Fingerspitzengefühl!
Harald Mischkot, Fürnitz

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Spitze des Eisberges

Schon Kreisky zog es einst vor, in Mallorca zu urlauben, weil ihm nach eigenen Worten Kärnten zu teuer wurde. Acht Euro für einen Extrateller, das ist nur die Spitze des Eisberges. Nach den 1980er Boomjahren sind die Nächtigungsziffern in Kärnten um ein Drittel eingebrochen. Versäumnisse in der touristischen Infrastruktur, fehlende „All-inclusive“-Angebote, Rentabilitätsprobleme für Ein-Saison-Betriebe, Corona-Spätfolgen, private Seeuferverbauung und viele Gründe mehr sind zu nennen.

In Pörtschach, einer der schönsten Urlaubsdestinationen am Wörthersee, erlebte ich diesen Sommer mit wenigen Ausnahmen eine durch Preistreiberei und ungeschultes bzw. mangelndes Personal dysfunktionale Gastronomie mit teils halbleeren Gastgärten und beschränkten Öffnungszeiten. Das seit zwei Jahren leerstehende Seerestaurant Prüller mitten an der Pörtschacher Seepromenade ist ein Schandfleck. Deutsche Urlauber haben die Nase voll, so meine Wahrnehmungen in einem beliebten Familienbad zwischen Pörtschach und Velden. Ich bleibe Kärnten jedoch wegen der Schönheit des Landes weiterhin treu.
Ewald Bauer, Graz

Manche verstehen es

Als ehemaliger Gastronom gehe ich gerne und regelmäßig essen, und oft teile ich mir mit meiner Frau oder einem Freund eine Vorspeise und ein Hauptgericht, weil es uns sonst zu viel ist. Guter Service und gute Küche werden immer mit ordentlichem Trinkgeld honoriert. Gastronomie ist Dienstleistung. Ich stelle fest, dass uns in mehreren Lokalen des Öfteren schon die geteilte Portion automatisch auf zwei Tellern serviert wird.

Ich war Gastronom mit Leib und Seele und bin in meiner Lehrzeit mit dem Slogan „Der Gast ist König“ groß geworden. Hut ab vor jenen, die es verstehen und unser schönes Kärnten weiterhin zu einem tollen, positiven Image verhelfen. 
Johannes Novak, Klagenfurt 

In Ordnung

Ich habe mit der Gastronomie nichts zu tun, gehe aber gerne gut essen. Für mich ist der Preis von acht Euro für einen Extrateller total in Ordnung, da das in der Speisekarte auch ganz deutlich kundgemacht wurde. Für eine Extra-Dienstleistung dieser Art muss eben auch bezahlt werden. Der Restaurantbetreiber hat durch das Teilen eines Gerichts ja auch nur mehr 50 Prozent des Umsatzes. 
Harald Binder, Klagenfurt

Kreative Argumente

In Sachen Preisgestaltung wird es an kreativen Argumenten nicht mangeln. Ein „leerer Extrateller“ muss vom Personal separat serviert werden, benötigt zusätzlichen Platz im Geschirrspüler, erfordert zusätzliches Spülmittel, Wasser und Energie und wird nicht zuletzt noch frühzeitig abgenutzt. Dieser Aufwand muss natürlich abgegolten werden. Oder man unterstellt einfach „Abzockerei“, um in einer kurzen Sommersaison den erwarteten Jahresgewinn zu maximieren.

Oder will man böse Gäste dafür bestrafen, dass sie sich eine vielleicht ohnehin teure Mahlzeit teilen wollen? Der Gast wird sich das merken und nicht mehr wiederkommen.
Mag. Gerhard Stadtschreiber, Feldkirchen

Nur einmal erlebt

Dass sich Kärntner Gastronomen mehr um den eigenen Geldbeutel denn um Gastlichkeit und das Wohlbefinden der Gäste – egal ob es sich um Touristen oder Einheimische handelt – kümmern, musste ich als im Ausland lebende Kärntnerin während meines diesjährigen Urlaubs nur einmal erleben. Es ging nicht um Extrakosten, sondern um die Qualität des Restaurantbesuchs in einem beliebten Fischlokal. Ich konnte darüber hinwegsehen, dass die Servietten aus Papier sind und die Tischsets aus Plastik, da die Mitarbeiter in der Küche eine sehr gute Leistung erbrachten. Nicht hinwegsehen konnte ich jedoch über die Frechheit, 85 Minuten nach der reservierten Zeit und nach drei Gängen mit noch vollen Gläsern vor die Tür in die heiße Lounge–Ecke geschickt zu werden, weil neue Gäste warten.

Dass andernorts Slots für zwei Stunden vergeben werden, ist bekannt und wird, sofern es im Vorfeld kommuniziert wird, auch akzeptiert.
Andrea Felder, Schleswig-Holstein

Mahlzeit und Prost

Auch wenn sich viele empören, angesichts des ersten Schocks, sollte sich doch vielmehr eine Welle der Erkenntnis über die Menschen legen. Für einen leeren Teller werden im Lokal acht Euro verrechnet? Alles klar! Zwar ziemlich skandalös, aber wenn man diese Tatsache logisch weiterdenkt, dann bedeutet das ja nur, dass man sich bei einem Gericht, das man ohne Teller bestellt, acht Euro spart. Und wer weiß, vielleicht kostet ja der bestellte Wein ohne Glas dann ja auch nur noch halb so viel?

Sobald sich der Schockzustand einmal gelöst haben wird, müssen wir Konsument*innen diese Chance einfach ergreifen und unsere eigenen Teller und Gläser in die Lokale mitbringen. Und am besten auch noch das Besteck. Denn die Esswerkzeuge werden vermutlich das neue Schlachtfeld sein, auf dem der Preiskampf der Lokale ausgetragen werden wird. Na dann, Mahlzeit und Prost!
Stefan Feinig, Suetschach/Sveče

Arbeit wertschätzen

Frau Decleva hat mit ihrer Strategie völlig recht. Ich spreche nicht von der Höhe der Kosten, sondern vom System. Die Bereitstellung des hochwertigen Gedeckes kostet etwas; in Italien jammert niemand über drei Euro. Bei Reservierung wird entsprechend Rohstoff und Personal bereitgestellt, welches auch gezahlt werden muss.

Ich habe in meiner Ordination ähnliche Erfahrungen gemacht. Patienten reservieren Termine, man plant 30/60 Minuten ein und sie erscheinen trotz kurzfristiger Bestätigung unsererseits nicht! Diese nehmen anderen Patienten dringend benötigte Termine weg, wir haben Leerlauf, und es wird gejammert dass man auf Termine so lange wartet. Meine Strategie wird den Patienten seit Kurzem auch schriftlich mitgeteilt: Bei nicht Erscheinen oder fehlender Absage wird eine Pauschale verrechnet! Wir Dienstleister halten Zeitfenster bereit und müssen auch unternehmerisch denken; Wertschätzung ist notwendig.
Dr. Armin Lassnig, Ebenthal

Aufmerksam machen

Was wäre, wenn bei der Bestellung eines Extratellers die Bedienung einfach auf die Kostenpflicht aufmerksam macht? Dies ist aber sicher nicht von der Lokalleitung gewünscht. Dann müsste auch niemand den Gast beleidigen und ihm unterstellen, die Speisekarte nicht lesen zu können. Damit ist klar, die Verantwortung liegt einzig und allein beim Wirt.
Anton Pichler, Landskron

Negativbeispiel

Es ist grundsätzlich schade, dass fast zu jedem Thema immer nur negative Beispiele groß publiziert werden. Ob es die Preise, Hitze oder sonstige Umstände sind. Man sollte viel öfter über die positiven Erfahrungen berichten. Wir kennen mehrere Lokale in Klagenfurt und ganz Österreich, wo man einen zweiten Teller ohne Zusatzkosten bereitstellt. Einige besonders Aufmerksame teilen die Portion in der Küche bereits auf, sodass jeder Gast einen appetitlich angerichteten Teller erhält. Diese Erfahrungen haben wir in gutbürgerlichen Restaurants gemacht. 
Judith und DI Erich Nemeth, Klagenfurt