Kleine Zeitung online „Österreichs größte Städte stärker versiegelt als gedacht“, 13. 8., und „Kärnten mit Asphaltwüsten weit vorne“, 15. 8.

Neuerdings gibt es ein „Ranking“ der besten Versiegelungsprofis. Kärnten liegt im Spitzenfeld (irgendwo müssen wir ja gut sein). Seit Jahren wird angeprangert, dass zu viel betoniert wird. Dass es stimmt, wird nicht in Abrede gestellt – nur in diesem Fall will anscheinend niemand einen Stockerlplatz. Dabei würde es durchaus in die positive Erzählung vom „Wirtschaftsstandort“ passen. Viel Wirtschaft braucht viel Wirtschaftsflächen.

Doch der Teufel steckt im Detail: Wir betonieren nicht nur zu viel zu, was noch nicht tot ist, wird tot gemacht. Mehr als vierzig „bodenständige“ Bürger in St. Veit haben in der Stadt eine umfangreiche Bodenuntersuchung durchführen lassen. Das Ergebnis des gerichtlich beeideten Sachverständigen: Die Grünflächen im Raum St. Veit weisen bei einzelnen Standorten, im Vergleich zu Hintergrundbelastungen, bei den Elementen Arsen, Blei, Chrom, Nickel und Zink Konzentrationen auf, die als hoch einzustufen sind. Im direkten Vergleich stellte das Prüflabor fest, dass die polyzyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK), Hexachlorbenzol (HCB) und polychlorierte Dibenzodioxine/Dibenzofurane (PCDD/PCDF) bei den Probenergebnissen durchwegs höher liegen als in den offiziellen Ergebnissen veröffentlicht. Die Reaktion der Landesbehörde darauf: Kein Problem, das ist normal.

Vor diesem Hintergrund fragt man sich zwangsläufig, warum man einen verseuchten Boden schützen soll. Und warum soll man Boden, der schon „normal“ schwer belastet ist, nicht auch gleich versiegeln dürfen? Jedenfalls passt in das Bild die jüngste Entscheidung des Landeshauptmannes: Künftig darf auch Müll – genauer gesagt „Ersatzrohstoffe“ – in den Zement beigemischt werden. „Zombie-Zement“ für „Zombie-Boden“ – passt doch. 
Peter Baumgartner, St. Veit

Weitere Leserbriefe zum Thema

Trübe Aussichten

Die Entwicklung im Natur- und Umweltschutz wird derzeit ausschließlich von wirtschaftlichen Interessen bestimmt. Der sogenannte „Green Deal“ wurde und wird weiterhin torpediert und dabei die Landwirte mit Lügen und Halbwahrheiten aufgehetzt. In Kärnten werden täglich große Flächen an wertvollem Boden für unsinnige Straßenprojekte, Bauten, Parkplätze und Ähnliches versiegelt. Landesrat Gruber kommt seiner Verpflichtung als Verantwortlicher für den Bodenschutz in keiner Weise nach, ganz im Gegenteil, jetzt werden schon Bodenansprüche vonseiten der Wirtschaft entlang der Koralmbahn angemeldet.

Ein weiteres düsteres Kapitel ist der Zustand des Waldes in Kärnten, der in weiten Teilen schlecht ist. Jahrzehntelange falsche Bewirtschaftung (Monokulturen etc.) sowie der Raubbau am Ökosystem Wald, übertriebener Wegebau, Almdörfer (Chalets), Windräder, Ver- und Entsorgungsbahnen schädigen nachhaltig den Wald. Skipisten und künstliche Beschneiung sind zusätzliche Belastungen.

Bedauerlich ist, dass die verantwortlichen Politiker aus der Vergangenheit nichts gelernt haben. Zu den sogenannten Umwidmungsaltlasten der Vergangenheit kommen die Umwidmungen der Gegenwart als zukünftige Altlasten hinzu! Trübe Aussichten!
Viktor Lang, Villach

Unbrauchbare Statistik

Statistiken bilden die Grundlage für eine fachkundige Interpretation mit Experten, aus der verwertbare Anregungen und Schlüsse gezogen und umgesetzt werden können. Dies wurde hier verabsäumt; es wurden Schlüsse gezogen, die falsch sind und nur zu Schlagzeilen führten. Greenpeace und WWF habende Bodenversiegelung von Villach (221 m2/Kopf) mit Wien (79 m2/Kopf) verglichen, wenn man Hongkong oder New York dazugenommen hätte, wäre man auf einen Wert unter 20 gekommen. Also ein total unseriöser Vergleich, der nichts über die wirkliche überflüssige Bodenversiegelung aussagt. Das Einzige, dass man daraus herauslesen kann, ist, dass bei höherer Verbauung (Wolkenkratzer) weniger Bodenversiegelung erforderlich ist.

Diese Aussendung hätten sich die Verfasser sparen können, sie ist unbrauchbar. Greenpeace und WWF wären besser beraten, über Vorschläge zur zukünftigen Verringerung der Bodenversiegelung nachzudenken und der Bevölkerung diskutierbare Maßnahmen vorzuschlagen. Vorschläge wären etwa: in die Höhe bauen, anstatt in die Breite, Vorschreibung von Tiefgaragen bei allen größeren Bauten, Lebensmittelmärkte nur mehr mit Tiefgaragen und darüberliegenden Parks (gesehen bei der Abfahrt Karawankenautobahn, Abfahrt Bled). Es würden sich viele konstruktive Ansatzpunkte erarbeiten lassen, nur kritisieren und vernadern ist zu wenig.
Fritz Schabkar, Völkermarkt