Leserbrief zu „Neue Rechtsfraktion mit 84 Sitzen im EU-Parlament“, 9. 7., und „Wie die EU den Ungarn die kalte Schulter zeigt“, 11. 7.
Sehr geehrter Herr Orbán, Ihre Allianz gegen Europa im europäischen Parlament mit der FPÖ in allen Ehren, Sie müssen nur aufpassen, dass Sie es nicht zu weit treiben! Wenn Sie Europa zu sehr bedrängen, gibt es für Sie auch nichts mehr zu erpressen. Ich finde das beinahe beruhigend, da Ihnen als altem Politfuchs klar sein wird, dass man tunlichst nicht den Ast absägt, auf dem man sitzt. Oder wollen Sie wieder unter die Fittiche von Mütterchen Russland?
Im Übrigen stehen Sie ja in stolzer ungarischer Tradition, denn als im Ersten Weltkrieg Wien vor einer Hungerkatastrophe stand, hat die ungarische Reichshälfte die Einfuhr von Argentinischem Rindfleisch aus dem Hafen von Triest blockiert. Der Grund: Erpressung von Zugeständnissen. Wo Ungarn in der weiteren Folge gelandet ist, wissen Sie besser als ich.
Jörg Salicites, Hart bei Graz
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Sein eigenes Süppchen
Orbán reist kurz nach Beginn der EU-Ratspräsidentschaft nach Moskau, um Putin zu treffen. Trotz des brutalen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine unterhält er enge Beziehungen zu Moskau. Er hat oft Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine und Sanktionen gegen Russland verzögert. Wollte er nach dem vorangegangenen Besuch des ukrainischen Präsidenten Selenskyj den Friedensstifter ohne jegliche Kompetenz spielen oder kochte er sein eigenes Süppchen für sein Ego? Die Provokation gelang und der politische Sieger steht fest: Putin hat durch diesen Coup an Reputation gewonnen.
Alle wollen Frieden in Europa, aber er kann nicht mit einer Appeasement-Politik erreicht werden.
Kurt Gärtner, Oberst i. R., Wels
Der bloße Versuch
Orbán reist nach Kiew und Moskau, um einen Dialog zwischen den Kriegsparteien in Gang zu setzen, und wird von den meisten Machthabern und Medien in der EU mit Häme überschüttet (die distanziert-neutrale Berichterstattung der Kleinen Zeitung ist da noch ein Lichtblick). Wie kann Europa nur so auf Krieg gepolt sein, dass der bloße Versuch, die Kriegsparteien dazu zu bringen, miteinander zu reden, zutiefst abgelehnt wird? Auf den Schlachtfeldern der Ukraine werden jede Woche Tausende Väter, Söhne, Brüder und bald wohl auch Großväter von Granaten zerrissen. Wenn Europa das kaltlässt, hat es nichts aus der Geschichte gelernt und wird in den nächsten großen Krieg taumeln.
Dr. Ralf Blaha, Friesach
Keine Rücksicht mehr
Der russische Angriff auf das größte ukrainische Kinderspital ist schrecklich. Die russische Lüge, dass eine Abwehrrakete schuld sei, ist an Zynismus nicht mehr zu überbieten und unerträglich. Es ist unfassbar, dass die FPÖ aufseiten dieses Mörders steht und von ihr keinerlei Kritik an Putin zu hören ist.
Der russische Diktator verhöhnt damit auch seinen Freund Orbán, den selbsternannten Friedensstifter. Eigentlich sollte nun auch Orbán einsehen, dass mit diesem russischen Diktator kein Frieden möglich ist.
Die freie Welt muss aufstehen, nur mit einer massiven Unterstützung der Ukraine muss dem russischen Kriegstreiber klargemacht werden, dass er den Krieg beenden muss. Die Finanzierung muss endlich von den eingefrorenen Geldern des russischen Staatsfonds erfolgen. Der russische Diktator hat sämtliche Gesetze gebrochen, der Westen darf diesbezüglich auch keine Rücksicht mehr nehmen.
Josef Buchgraber, Ottendorf
Jörg Salicites, Hart bei Graz