Leserbrief zu „Gute Nacht, Amerika“, 29. 6.
Bei der ersten TV-Konfrontation zwischen Präsident Joe Biden und seinem republikanischen Herausforderer Donald Trump ging der Sieg eindeutig an Donald Trump. Der Eindruck Bidens war im Vergleich zum vital und kraftvoll wirkenden Trump verheerend für die Zuseher. Ebenso bot die Rhetorik Bidens streckenweise ein Bild der Hilflosigkeit und Verwirrung.
Es ist unfassbar, dass die USA als stärkste wirtschaftliche und militärische Macht nicht schon im Vorfeld des Wahlkampfes mit sanftem Druck und ohne Gesichtsverlust für den Präsidenten diesen zu einem Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur bewegt haben. Es muss doch jedem vernünftigen Menschen klar sein, dass der Wähler an der Spitze des Staates eine kraftvolle, entscheidungsfreudige Persönlichkeit will.
Es heißt zwar, im Fluss soll man die Pferde nicht wechseln. Aber in dieser prekären Situation ist ein Wechsel des demokratischen Spitzenkandidaten wahrscheinlich das kleinere Übel. In Zeiten wie diesen, wo sich eine Konfrontation zwischen den USA und Europa einerseits und Russland und China inklusive Nordkorea andererseits abzeichnet, werden instinktiv kraftvoll wirkende Persönlichkeiten bevorzugt. Ob sie dann nach den Wahlen auch den Erwartungen entsprechen, ist vor Wahlen sekundär. Daher: Amerika, entscheide dich für das kleinere Übel.
Josef Rosenberger, Sinabelkirchen
Weitere Leserbriefe zum Thema
Das Biden-Problem
Dieser Begriff könnte bald Einzug in die Psychologie halten: Nämlich wenn sich jemand hartnäckig am Steuerruder festkrallt, obwohl er längst nicht mehr in der Lage ist, den Kurs zu halten. Dass es sich dabei um den Präsidenten der mächtigsten Nation handelt, ist weit über die USA hinaus eine Katastrophe. Mit seinem (Alters-)Starrsinn macht er möglicherweise den Weg für einen unberechenbaren Despoten Trump frei, den ohnehin viele Amerikaner wegen seiner Skrupellosigkeit bewundern.
Entweder gibt es im Umfeld von Biden wirklich niemand Geeigneteren, oder es will niemand den „Königsmörder“ spielen. Auf alle Fälle könnte das Ergebnis teuer zu stehen kommen.
Johann Reiter, Feldkirchen
Eine Dystopie?
Trump im Weißen Haus. Le Pen im Élysée. Alice Weidel/AfD in Koalition mit der CDU/CSU. Kickl „Volkskanzler“ und die ÖVP noch immer in der Regierung. In der Zwischenzeit marschiert Putin mithilfe nordkoreanischer Soldaten auf die Ostgrenze der EU zu und lenkt damit vom Überfall Chinas auf Taiwan ab.
Die EU verirrt sich im Geäst des Green Deal und verliert endgültig den wirtschaftlichen (industriellen und digitalen) Anschluss an den Rest der Welt. Gleichzeitig stutzen Le Pen und Meloni die EU auf das ihnen gefällige Maß zusammen. Kickl, Weidel, Orbán und Konsorten unterstützen sie dabei. Mehr oder weniger offen.
Selbst ein Sieg Österreichs in der EM24 wäre dann nur ein kleines Trostpflaster, angesichts der Grauslichkeiten, die sich am Horizont aufbauen.
Klaus Schauer, Klagenfurt
Die Demokraten
Es gibt in den USA circa 340 Millionen Menschen. Etwa die Hälfte der Wahlberechtigten sind Demokraten. Und bei diesen, sagen wir, 150 Millionen ist dieser Biden der Beste, den die haben? Ich fürchte, die Amerikaner müssen ihre Hymne etwas umdichten auf „Von nun an geht's bergab“!
Werner Hardt-Stremayr, Annenheim
Gefahr für Europa
Der Demokrat Biden war der Aggressivität, den Halbwahrheiten und Unterstellungen seines Gegners Trump nicht gewachsen, seine Hilflosigkeit, sein geblockter Redefluss und seine Irrungen zu den Themen waren erschreckend. Es wird wohl das Vernünftigste sein, die Demokraten tauschen Biden aus, oder sie gehen sang- und klanglos unter. Sollte sich Trumps „America first“ ab November durchsetzen, wird es wohl kalt und dunkel werden in Europa.
Die EU ist abhängig von den USA und diese Abhängigkeit wird Europa wirtschaftliche Substanz kosten. Trump ist nur auf sein Amerika fixiert, Handelsabkommen werden neu verhandelt, Restriktionen für ausländische Investoren wird es geben, auch den Ausstieg aus völkerrechtlichen Verträgen, ein neuer Finanzierungsplan für die Nato ist sein Ziel, der Ukrainekrieg ist eine europäische Angelegenheit, das sind nur ein paar seiner Ideen. Unruhige Zeiten für Europa.
Ernest Maier, Mooskirchen