Leserbrief zu Offen gesagt: „Grüner Pyrrhussieg“, 23. 6.

Man kann es nicht besser formulieren, wie Sie den Fall des egozentrischen, ministerialen Alleinganges von Leonore Gewessler dargestellt haben. Als studierte Politikwissenschaftlerin und Ex-Geschäftsführerin von Global 2000, Gründungsdirektorin der „Green European Fondation“ etc. hat sie wohl genau gewusst, wie sie die Demokratie am erfolgreichsten und für sie am grünpopulärsten mit legalen demokratischen Mitteln aushebeln kann. Das Renaturierungsgesetz baut unter anderem z. B. in Sachen „Großraubtiere“ auf der diesbezüglich völlig veralteten FFH-Richtlinie und Berner Konvention auf, nach der Wölfe eine vom Aussterben bedrohte Tierart seien. Zum damaligen Zeitpunkt war sie dies auch, aber nach rund 35 Jahren und einer jährlichen, ungehinderten, explosiven Vermehrung sind Wölfe inzwischen mit einem Populationsbestand in Mitteleuropa von 20.000 Exemplaren schon lange nicht mehr existenzgefährdet und werden auch in unseren Nachbarländern immer mehr zur Landplage, die unsere Alm- und Weidewirtschaft massiv gefährden.

Unsere uns alle seit Jahrhunderten ernährende Kulturlandschaft ist nur durch die Abwesenheit, weil ständige Bejagung, großer Beutegreifer entstanden. Die von Naturschutzorganisationen und NGOs so vehement und völlig wirklichkeitsfremd geförderte und geforderte Rückkehr von Raubtieren inklusive damit verbundener „Rewilding-Maßnahmen“ zerstört langfristig diese unnatürlich-natürliche und im Gegensatz zu Stillegungsflächen enorm artenreichen, produktiven Grünlandräume, die nur durch bio-bäuerliche Viehhaltung und den genialen Wiederkäuermagen aufrechterhalten werden können! Nicht Wölfe, sondern unsere ständig auch aus wirtschaftlichen Gründen das Betriebshandtuch werfende Bauernschaft ist vom Aussterben bedroht.
Gerhard Maurer (Biobauer), Stattegg

Weitere Leserbriefe zum Thema

Fruchtbare Böden

Die Renaturierung ist derzeit das politische Streitthema Nummer eins. Unsere Väter und Großväter haben Böden drainiert und trockengelegt, um fruchtbare Böden für ein gutes Grundfutter zur Produktion von Milch und Fleisch zu bekommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es das Wichtigste, unsere Bevölkerung zu ernähren. Jetzt haben wir ein gutes Grundfutter für gesunde Lebensmittel. Das sollen wir jetzt alles zerstören?

Drainagen sollen zurückgebaut und der Grundwasserspiegel erhöht werden. Dadurch kommt es zu einer Versäuerung des Grundfutters für unsere Rinder. Dadurch bekommen unsere Tiere Leberegel, Lungenwürmer usw. Ohne Medikamente sterben die Tiere! Haben wir dann noch gesunde Lebensmittel?
Georg Maier, Irdning

Negative Auswirkungen

Wenn Gewessler den Anordnungen der ÖVP Folge geleistet und gegen das Renaturierungsgesetz gestimmt hätte, wäre die Folge gewesen, dass dieses wichtigste Element der europäischen Klimapolitik zerstört wäre und man in ganz Europa keine koordinierten Maßnahmen gegen die verheerende Klimaänderung gesetzt worden wären. Immerhin haben 20 der 27 EU-Nationen für dieses Gesetz gestimmt. Wissenschaftler, Umweltorganisationen, Vertreter der Universität für Bodenkultur, haben die dringende Empfehlung ausgegeben, dieses Gesetz anzunehmen. Sind das alles Ignoranten, deren Warnungen man nicht ernst nehmen muss? Die ÖVP und ihre Organisationen haben Ängste geschürt und sich gegen dieses Gesetz verschworen. Die ÖVP hat für die Verlängerung der Verwendung des Pflanzengiftes Glyphosat gestimmt und tritt gegen eine Beschränkung der Bodenversiegelung und Beschränkungen bei Verbrennungsmotoren auf. Maßnahmen, die dazu beitragen, dass es in Zukunft noch mehr Naturkatastrophen geben wird, deren Auswirkungen unsere Existenzgrundlagen bedrohen.

Ministerin Gewessler mag gesetzliche Vorgaben verletzt haben, wobei zu diskutieren ist, ob die ÖVP bei anderen strittigen Vorhaben, wie dem Schengen-Boykott gegenüber Rumänien und Bulgarien, nicht ähnlich gehandelt hat. Ich bin der Meinung, dass das mangelnde Verständnis der ÖVP für die Umweltproblematik schwerer wiegt als rechtliche Verletzungen. Wenn die ÖVP die Grünen als künftige Koalitionspartner ausschließt, werden sie vielleicht die Option FPÖ wählen, die noch weniger Verständnis für die Umwelt haben und nach wie vor Verständnis für den Kriegsverbrecher Putin aufbringen. Ich finde, dass die ÖVP die Hauptverantwortung für die bestehenden Turbulenzen trägt. Die Anzeigenflut gegen die Ministerin ist scheinheiliges Wahlkampfgetöse.
Dr. Horst Filzwieser, Bruck

Mehr Verbauung

Eigentlich war mir bisher unser Bundeskanzler sehr sympathisch und ich konnte mir gut vorstellen, ihn und seine Partei zu wählen. Aber nun, mit diesem überzogenen Auftreten gegen die mutige Umweltministerin, hat sich meine Zustimmung für ihn sowie die ÖVP ins Gegenteil gewandelt. Leider ist genau diese Partei nicht nur gegen das neue Renaturierungsgesetz, sondern sogar noch dafür verantwortlich, dass noch mehr natürliche Flächen verbaut werden. Ein ganz gutes Beispiel dafür ist der Neubau eines Krankenhauses auf einer grünen Wiese in Stainach, obwohl in Rottenmann ein gut für ein Leitspital geeignetes LKH vorhanden ist. Gerhard Schweiger, Rottenmann