Leserbrief zu Offen gesagt: „Grüner Pyrrhussieg“, 23. 6.

Hubert Patterer ist vollinhaltlich zuzustimmen; was Frau Gewessler erreicht hat, ist ausgesprochen kontraproduktiv. Das Wahlergebnis ist noch offen, aber eines ist schon sicher: Es wird keine grüne Regierungsbeteiligung mehr geben. Mit Rot hat sich's Gewessler schon 2021 durch ihre Sturheit betreffend Lobautunnel verscherzt. Und bei den Schwarzen und Blauen ist sie sowieso der „Gott sei bei uns“.

Die Grünen mit ihrer „Jeanne d‘Arc“ werden also in Opposition fünf Jahre lang zerknirscht zusehen müssen, wie ihre fraglos auch erreichten Verdienste wieder aufgehoben werden. 
Dkfm. Wolfgang Zak, Feistritz

Weitere Leserbriefe zum Thema

Vernünftig vorgehen

Nun, da das Renaturierungsgesetz „durch“ ist, gilt es, mit viel Vernunft und Wissen um die jeweiligen Gegebenheiten vorzugehen. Nicht die Finanzierungsfrage sollte in erster Linie bedacht werden, sondern, ob jede „Renaturierung“ auch langfristig wirklich Sinn macht. So manches Moor, so mancher Sumpf oder Flachwasserbereich war lange Zeit mit schuld an Seuchen und Krankheiten. Auch neue, gefährliche Mücken sind auf dem Weg nach Europa, somit auch zu uns. Die Warnungen in den Medien mehren sich. So mancher Bach oder Fluss wurde umgeleitet, verrohrt oder das Bett verändert – weil er Hochwasser in bewohntem Gebiet verursachte. Sicher war die Bebauung nicht immer sinnvoll, aber man bekam die Genehmigung und hat gebaut.

Daher sollte die Renaturierung immer mit Blick auf die Natur UND den Menschen geschehen! Denn schließlich zahlen wir gemeinsam, was mit unseren Steuergeldern umgesetzt wird, und wir müssen mit den Veränderungen leben, wenn die Initiatoren schon lange nicht mehr im Amt sind.
Maria Elisabeth Auersperg, St. Stefan

Aktivistin

Die Vorgangsweise der Umweltministerin, welche in einer Koalitionsregierung ist und von einer 14-Prozent-Partei dorthin entsandt wurde, ist einfach nicht akzeptabel. Wozu werden vier Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, wenn man den Verfassungsdienst im Haus hat? Weiters wird einfach über einen gültigen Beschluss der Landeshauptleute drübergefahren. Wenn das Schule macht, dann können wir den Rechtsstaat gleich zu Grabe tragen. Aber bei grünen Themen soll in Zukunft wohl alles erlaubt sein. Wenn hier ein nicht unbedingt beliebter Generalsekretär von „Ökomarxismus“ spricht, muss man ihm leider recht geben.

Zur Umfrage, wonach sich 80 Prozent der Österreicher für das Renaturierungsgesetz ausgesprochen haben, muss man auch wissen, dass diese vom WWF kommt und die Fragestellung so war, dass alles andere als dieses Ergebnis ein Wunder gewesen wäre. Mit dieser Aktion hat sich Gewessler für die Zeit nach den Wahlen wieder einen Posten bei ihrer Aktivistenorganisation Global 2000 verdient, dort ist sicher besser aufgehoben.
Erich Stenitzer, Trautenfels

Gewesslers Gewissen

Wenn alle Beamten nach ihrem Gewissen entscheiden könnten, wären alle Probleme auch ohne Verfassung und Gesetzesflut lösbar: Finanzbeamte stellten keine gewissenlosen, sondern nur gewissensbasierte Bescheide aus, auch mit Negativsteuer, wenn es ihr Gewissen erfordert. Für Pensionisten, Arbeitslose, Kranke, Pflegebedürftige und Kinder würden Beamte der Sozial- und Notstandshilfe dafür sorgen, dass jeder Anschein von Armutsgefährdung vermieden wird, koste es, was es wolle. Auch Richter müssten sich nicht mehr an Gesetze oder gar die Verfassung halten: Ihr Gewissen allein entscheidet. Auch unsere Fußballer sollten keine gewissenlosen Tore schießen, um den gegnerischen Mannschaften eine jahrelange Staatstrauer zu ersparen.

Wenn heute nur die Grünen Gewessler als Heldin feiern, könnten das morgen alle.
Dieter Mack, Klagenfurt

Rationale Entscheidung

Die Zustimmung zur EU-Renaturierungsverordnung sehe ich keineswegs als „moralisch aufgeladenes Draufgängertum“, sondern als rationale Entscheidung zu einem Sachthema, das viele Menschen in Österreich und in Europa berührt. Die Grünen hätten jedwede Glaubwürdigkeit verloren, wenn Frau Gewessler anders entschieden hätte. In diesem Fall hätte den Grünen nicht die politische Einsamkeit, wie Patterer vermutet, sondern das politische Aus gedroht. Denn niemand wählt eine Partei, die einzig als Mehrheitsbeschaffer für die ÖVP dient.
Karl Reiter, Graz

Scheinheilig

Die, welche am lautesten schreien, dass Gewessler einen „Rechtsbruch“ begangen habe (z. B. die Landeshauptleute von Niederösterreich und Salzburg), haben wohl vergessen, dass sie selbst es waren, die einen moralischen Rechtsbruch begangen haben, als sie sich trotz vorheriger Versprechungen mit den Freiheitlichen ins Bett legten. Oder die, die ihren eigenen Bundeskanzler in einer beispiellosen Aktion stürzten. Oder die, die beteuern, alles für den Klimaschutz zu tun, aber Österreich als Autoland bezeichnen, während die Bürger in Tirol und Salzburg im Verkehr ersticken. Oder was ist mit denen, die behaupten, Österreich gehöre zu den führenden Nationen in Sachen Ökologie und gleichzeitig zulassen, dass wir Weltmeister sind im Bodenversiegeln und es erlauben, dass unzählige Hektar wertvolles Agrarland umgewidmet werden. 

Ist das nicht alles sehr scheinheilig? Dass nun auch noch das politische Leichtgewicht Dornauer seinen Senf dazugibt, ist wohl nur eine Randnotiz wert.
Oswald Gandler, Seeboden

Ist das Renaturierung?

Wiederherstellung der Natur, Angriffe auf natürlichen Lebensraum stoppen! Flüsse werden aus ihrem Betonbett geholt, um neue Überschwemmungsgebiete und Auen zu schaffen, Moorlandschaften wieder geflutet, um der Wasserfauna Lebensraum zu bieten. Artenvielfalt wird gefördert, keine neuen Straßen werden gebaut, eventuell alte aufgelassen. Die Natur soll wieder einziehen, wo sie verdrängt war – eine wünschenswerte Vision!

Doch weiß eigentlich die rechte Hand, was die linke tut? „Windkraftentbürokratisierung“, so heißt der neue Titel! Man berät, wie gesetzliche Hürden zu beseitigen wären, um 250 Meter hohe Windräder noch schneller in unsere alpine Landschaft zu platzieren. Hunderte Kilometer Asphaltstraßen, Tausende Tonnen Beton für Fundamente, Kabelkanäle. Von der landschaftlichen „Bereicherung“ unserer Berge erst gar nicht zu reden! Fotovoltaik auch auf fruchtbaren Boden, zahlreiche Wasserkraftwerke in Planung! Ist das Renaturierung?
DI Dr. Heinz Jungmeier, Millstatt