Leserbrief zu „Für die Herbstwahl sind die Karten neu gemischt“, 10. 6.

Die Blauen sind Wahlsieger, die Jubelgesänge sind verhallt, der Siegestaumel hält nach wie vor an. Doch wie geht es weiter? Ihre Nähe zum Rechtsextremismus und ihre Rhetorik werden von der großen Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt. Für mich ist es erschreckend, wie diese Partei mit diesem Spitzenkandidaten einen derartigen Zuspruch haben kann. Mich bringt es schon zum Nachdenken, dass eine Partei, die Verschwörungstheorien nachhängt, die Putin nicht als Aggressor sieht, die generell Nein zu EU-Gesetzen sagt und die öffentlich freie Journalisten brüskiert, plötzlich stärkste politische Kraft in Österreich ist. Von fehlender Glaubwürdigkeit gar nicht zu sprechen.

Die anderen Parteien, die ihre Stimmenverluste wie immer ohne Scham schönreden, sind gefordert, um durch politische Aufklärung und thematische Strategie einen Volkskanzler Kickl zu verhindern. Was wird im Herbst aus der FPÖ? Als stimmenstärkste Partei hat sie einen Titel ohne Mittel und wird, sollte es nach den Nationalratswahlen eine Koalition ohne die Freiheitlichen geben, einen selbst inszenierten Märtyrertod sterben. Wenn ÖVP, SPÖ, Neos, die Grünen es schaffen, das Vertrauen der Wähler für ihre Arbeit zu stärken, Eitelkeiten abzulegen und über ideologische Schatten zu springen, dann könnte schon sein, dass der Rückenwind für rechts zu einem Lüfterl wird. Ernest Maier, Mooskirchen

Weitere Leserbriefe zum Thema

Problemlösungen?

Nach Bekanntgabe der Wahlprognosen haben einige Parteigranden das Wort „Demut“ ausgesprochen, weil man das halt so tut angesichts von Stimmenverlusten, auch wenn man als Politiker seine Bedeutung nicht kennt. Gerade einmal zwei Tage später sehen sich FPÖ, ÖVP und SPÖ als Wahlsieger bei der Nationalratswahl. Von Regieren in schwierigen Zeiten für die Sorgen der Menschen im Land, von möglichen Problemlösungen ist keine Rede, nur die lukrative Teilhabe am vom Wahlvolk wohlgefüllten Futtertrog der Macht zählt. Wir haben die Politiker, die wir verdienen, weil wir eben „so sind“! Und so sind auch sie! StD Heinz R. Gallist, Graz

Kanzlerfrage

Nach dem EU-Wahlergebnis ist eines klar: Bei den Nationalratswahlen geht es fast ausschließlich nur noch um eine Frage: Wen will ich als Bundeskanzler? Karl Nehammer oder Kickl. Das ist die entscheidende Frage. Alle anderen Themen sind aus meiner Sicht nur noch Randthemen. Franz Abbrederis, Rankweil

Hoffnung bleibt

Die Aufregung ist völlig unangebracht, den Erfolg für die FPÖ sollte man unaufgeregt betrachten: Die Wahlbeteiligung lag knapp über 50 Prozent. Die FPÖ erhielt 25 Prozent der abgegebenen Stimmen, also gaben 75 Prozent der Wähler ihre Stimme anderen Parteien. Die Demokratie wird dieses nicht erfreuliche Wahlergebnis wohl verkraften. Die Hoffnung auf einen vernünftigen Wahlgang im Herbst ist aufrecht!
Sepp Schmalhardt, Graz

SPÖ-Dilemma

Die Niederlage der SPÖ bei der EU-Wahl, und aufgrund der allgemeinen Rahmenbedingungen kann man es nur als solche bezeichnen, war bei objektiver und ehrlicher Betrachtung vorhersehbar. Das SPÖ-Dilemma lässt sich in Anlehnung eines Aphorismus des deutschen Satirikers Prof. Querulix folgendermaßen kurz zusammenfassen: „Viele in der SPÖ wähnen sich mit Babler fest im Sattel sitzend, merken aber gar nicht, dass sie auf das falsche Pferd setzen!“. Im Hinblick auf die Nationalratswahl besteht dringender Handlungsbedarf! Walter Gitschthaler, St. Jakob