Leserbrief zu Außensicht: „Renaturierung: Kein Hochwasser mehr?“, 13. 6.

Gerade angesichts der Katastrophen sind sich alle Wissenschaftler über die Ursachen einig. Die Klimaerwärmung führt zu unerwartet heftigeren Niederschlägen und darauf sind unsere verbauten Gewässer nicht eingerichtet. Also wird es natürlich immer mehr Hochwasser geben! Die Antwort kann nicht jedoch sein, zu reparieren, Dämme zu flicken und Rückhaltebecken zu betonieren. Vielmehr müssen Maßnahmen wie Aufweitungen und Überflutungsbereiche gesetzt werden, dass die Wassermassen gar nicht erst zum Torpedo werden können.

In Österreich ist der Großteil der Gewässer begradigt, betoniert und ökologisch ruiniert. Mit dem Renaturierungsgesetz bietet sich die Chance, beides – Hochwasserschutz und Wiederherstellung der Natur – zu verbinden. Leider scheinen einige noch nicht erkannt zu haben, dass sie jetzt die Chance haben, ihre Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Wer glaubt, dass das „übliche Programm“ mit Schäden beheben reicht, hat scheinbar noch nicht verstanden, was die Stunde geschlagen hat. Franz J. Zefferer, Schladming

Weitere Leserbriefe zum Thema

Teil der Natur

Natürlich geht es im Augenblick darum, „Muren zu besteigen, Dämme zu flicken, Rückhaltebecken zu errichten.“ Aber, wann endlich verstehen wir, dass wir Menschen nicht die Krönung der Schöpfung sind und mit der Natur umgehen können, wie wir es gerade wollen? Also immer nur weiter flicken, was wir täglich anrichten, und nächstes Jahr noch mehr? Nein, wir sind ein Teil der Natur, mit ihr verwoben und verwachsen. Innehalten, prinzipiell umdenken, das wäre eine passende Außensicht.

Die berühmte kanadische Naturforscherin Suzanne Simard schrieb, dass es nicht darum geht, „wie wir Bäume retten können, sondern wie die Bäume uns retten können.“ Hoffentlich werden wir nicht schneller als befürchtet feststellen müssen, dass auch das Renaturierungsgesetz nur ein Tropfen auf dem viel zu heißen Stein war.
DDr. Thomas Ots, Graz

Heuchelei

Die schockierenden Bilder von Sturzbächen, vollgelaufenen Kellern und verwüsteten Wohnungen, die Zankel beschreibt – wir sahen sie in den letzten Tagen auch in unserer nächsten Nähe. In Graz-Andritz hautnah, viele im eigenen Erleben. Doch hier greifen die Politiker nicht, wie Zankel sagt, in den Steuertopf, um zu reparieren. Jene von ihnen, die – auch in Graz – das Renaturierungsgesetz der EU zur Rettung vor Hochwasserereignissen fordern, sind die eigentlichen Verursacher der örtlichen Malaise. Grünen-Chefin Judith Schwentner, die den Hochwasserschutz als „wichtiges Anliegen“ ausruft, als Verantwortliche im Stadtsenat aber zweieinhalb Jahre braucht, um ein von den Vorgängern baufertig übergebenes Bachausbauprojekt, jenes des Schöckelbaches in Andritz, in Angriff zu nehmen. Und dann wurde auch ein bereits 2009 beschlossenes Rückhaltebecken noch nicht einmal geplant. Motto: Soll‘ halt ein Renaturierungsgesetz richten … Erich Cagran, Graz

Kopfwäsche

Der Himmel wäscht uns den Kopf. Neue Wege zu gehen, scheint zu mühsam. Lieber räumen wir den Scherbenhaufen immer wieder von neuem weg. Um ein Renaturierungsgesetz wird gestritten und Ideologien verblenden die Sicht. Anstatt sich mit den Betroffenen zusammenzusetzen und gemeinsam an akzeptablen Lösungen zu arbeiten. So renaturieren sich unsere Bäche und Flüsse inzwischen ohne unser Zutun. Und vernichten und gefährden alles, was ihnen im Weg steht.

Wir hören auch nicht auf, Böden und Äcker vor jedem Dorf mit Parkplätzen und Shoppingcentern zuzupflastern. Um dort unverzichtbare Waren zu kaufen, die bald im Keller verschwinden und beim nächsten Hochwasser davonschwimmen. Und geben zu guter Letzt genau jener Partei die meisten Stimmen, die nicht einmal Scheinlösungen anzubieten hat. Gabi Gmeindl, Eggersdorf

Kurzsichtig

Jede Woche werden in Österreich ca. 120 Fußballfelder verbaut oder versiegelt. Unsere Enkel werden in einigen Jahren sagen: „Kurzsichtige Besserwisser haben damals keinen Blick für die Zukunft gehabt und gegen das EU-Renaturierungsgesetz gestimmt.“ Unsere Volkswirtschaft wird die Rechnung noch teuer bezahlen müssen!
Erich Pak, MA, Gmünd