Leserbriefe zu: „Politischer Wettersturz“ und „Die grüne Mark wählt blau“, 10. 6.
Der Wähler hat gesprochen. Bezogen auf Österreich sowie Deutschland heißt das, die konservativen Parteien haben sich behauptet. Die Rechtsparteien sind stärker geworden. Die Grünen in beiden Ländern haben beachtliche Verluste hinnehmen müssen. Das bedeutet für die Klimaproblematik, der bisherige Streit über die weitere Vorgangsweise zwischen beiden Lagern wird fortgesetzt werden. Aufgrund der Schwächung der Grünparteien wird es noch schwerer werden, effiziente Maßnahmen zu beschließen und umzusetzen. Die Folgen für die Menschen in weiterer Folge: noch mehr Dürre, Flut und Stürme. Wir brauchen nicht zu klagen, wir haben uns für diesen Weg entschieden. 
Josef Rosenberger, Sinabelkirchen

Vorhersehbar

Der Rechtsruck bei den EU-Wahlen war absolut vorhersehbar. Die etablierten Parteien haben es offensichtlich nicht geschafft, die Wählerinnen und Wähler davon zu überzeugen, dass sie an einem Europa für alle Europäerinnen und Europäer arbeiten wollen. Wenn Menschen aus fremden Kulturkreisen bei uns leben wollen, aber keinen Wert auf Integration legen, so ist es die Aufgabe der Politik, dem entgegenzusteuern. Bedauerlicherweise ist das wichtige Thema der Umweltpolitik völlig auf der Strecke geblieben. Wir sehen gerade massiv die Auswirkungen des Klimawandels und der verfehlten Bebauung unseres Landes. Dazu haben die rechten Parteien leider weder eine relevante Meinung, geschweige denn Lösungsvorschläge.
Elisabeth Schuster, Graz

Anliegen der Jugend

Es wird immer wieder, auch medial, kommuniziert, dass den Anliegen der Jugend, wie zum Beispiel der Sorge ob des Klimawandels, zu wenig Platz eingeräumt wird. Laut bisherigen Prognosen haben nun deutlich mehr junge Menschen unter 29 Jahren der „Klimawandel-Leugnungspartei“ FPÖ ihre Stimme gegeben als den Grünen. Haben wir die angeblichen Anliegen der Jugend falsch verstanden?, meint mit einem Augenzwinkern 
Dr. Peter Lang, Graz

Schwere Entscheidung

Die EU–Wahl hat mich wie schon so viele Abstimmungen der letzten Jahre vor die „Wahl des geringeren Übels“ gestellt. Hoffentlich muss ich meine am Sonntag getroffene Entscheidung nicht schon bald bereuen. Das letzte Mal, dass ich eine Wahlentscheidung auch im Nachhinein nicht bereuen musste, war die Wahl von Alexander Van der Bellen zum Bundespräsidenten. „So sind wir nicht“: Mit diesen Worten wandte sich Bundespräsident nach dem skandalösen Ibiza–Video, das die FPÖ in Turbulenzen stürzte und die Regierung zu Fall brachte, vor 5 Jahren an die Nation. Hier muss ich den Bundespräsidenten nach dem Ergebnis der EU–Wahl vom Sonntag korrigieren: „So sind wir.“ – Leider!
Mag. Dietmar Krausneker, Ilz

Politikverdrossen

Die Gründe für die niedrige Beteiligung sind sicher vielfältig. Ein wesentlicher Faktor scheint die wachsende Politikverdrossenheit zu sein. Viele Menschen haben das Gefühl, dass ihre Stimme keinen Einfluss auf die politischen Entscheidungen hat. Transparenz und Bürgernähe in der Politik könnten helfen, das Vertrauen in demokratische Prozesse wiederherzustellen. Die FPÖ hat die Wahl gewonnen, aber erwartet habe ich mir ein Ergebnis von ca. 30 Prozent. Der ganz große Erdrutschsieg war es nicht.
Ernst Pitlik, Wien

EU abschaffen

Ich bin in einer Zeit ohne EU aufgewachsen. Und habe viel mit Montagen im Ausland zu tun gehabt. Viele haben schon vergessen, wie umständlich es damals war. Zollpapiere, Arbeitserlaubnis und viele andere Hindernisse waren zu überwinden. Deshalb wundert es mich, dass so viele die FPÖ und ihre Marktschreier gewählt haben. Was erwarten Sie sich davon? Dass alles besser wird.

Wie soll die FPÖ das schaffen, da Sie nach so langer politischer Tätigkeit nichts gelernt hat? Vilimsky will einen gut bezahlten Job in der EU, obwohl er diese gerne abschaffen möchte. Das ist, als würde jemand einen guten Job bei einer Firma antreten, die er eigentlich vernichten möchte.

Den meisten geht es gut, aber sie jammern und möchten es noch besser haben. Es macht mir Angst, wie leicht heute die Menschen manipulierbar geworden sind und ich sehen muss, wie weit die Verdummung der Menschheit schon fortgeschritten ist. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung aller Personen. Mit einem Satz gesagt: Denn sie wissen nicht, was sie tun.
Siegfried Hirsnig, St. Veit/Glan

Politik mit Stil

Nachdem ich das letzte Treffen aller EU-Spitzenkandidaten im Fernsehen gesehen habe und wieder einmal eine emotional aufgeladene Auseinandersetzung stattfand, frage ich mich, ob es irgendwo Politiker gibt, die ruhig und unaufgeregt ihre Arbeit tun. Gerade heute, mit den vielen Herausforderungen, wäre das eine Wohltat.

Als nach dem Ibiza-Skandal unser Land von einer Expertenregierung geführt wurde, haben diese Monate gezeigt, wie Politik vom Stil auch gehen könnte, leise, ohne verbale Angriffe und manipulatives Spektakel. Wollen alle gewählten Vertreter ehrlich für Europa arbeiten? Haben sie genug Visionen, die unsere Europäische Gemeinschaft stärken? Ich wünsche es Österreich aus ganzem Herzen.
Angelika Rupp, Wundschuh