„Jetzt naht das Ende des Kulturkampfes“, 5. 6., „Brauchen Aus für Verbrenner-Aus“, 4. 6.

Wer heute noch Verbrenner fährt, sollte einen guten Grund dafür haben. Zwar haben Katalysator und Leistungsoptimierung dem Verbrenner die Reißzähne gezogen, vieles wird jedoch durch riesige Fahrzeuge, bei denen Tonnen bewegt werden, um eine Person durch den Stadtverkehr zu transportieren, wieder ad absurdum geführt.

Im Privaten spricht nichts dagegen, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen, beruflich ist das oft nicht möglich. Ich fahre seit 2009 elektrisch und verstehe das Gejammere über das Verbrenner-Aus nicht. Meine Imkertätigkeit kann ich auch mit Elektromobilität, mit dem entsprechenden Stromlieferanten sogar CO2-neutral ausüben. Urlaub oder weitere Ausflüge funktionieren gut mit der Bahn, der Besuch am Meer heute auch schon mit dem Elektroauto. 

Würden alle Kosten, die das Festhalten am Verbrenner nur für den Verbrauch allein verursacht, in den Spritpreis mit einberechnet werden, dann könnten sich nur ein paar Elitäre die Benutzung eines Verbrenners noch leisten. Dann bräuchten wir auch nicht über ein gesetzliches Aus nachzudenken.

Ich warte schon seit Jahren auf Angebote wie bei Handys: Ein Abo bei einem Spritlieferanten und das Auto gibt es gratis dazu, damit man diese überholte Technologie überhaupt loswird. Warum wohl arbeiten die Ölscheichs an nachhaltigen Städten und grünen Technologien? Weil sie wissen, dass es nicht ewig mit dem Verbrenner weitergehen wird. Dieses „Verbrennersterben“ durch Technologien wie E-Fuels zu verlängern, ist eine Sackgasse. Warum wird den privaten Gaskunden nicht auch Bio-Gas oder Wasserstoff als Alternative für ihr Heizsystem angeboten? Weil man heute schon zu wissen scheint, dass das Bio-Gas nicht für alle ausreichen wird. Aber den privaten Autonutzern gaukelt man die E-Fuels als Lösung vor.

Ich habe den Eindruck, hier fehlt es an politischem Mut, dem Wähler die Wahrheit zuzumuten und die nächste Wahl steht quasi immer vor der Tür. Ich habe also wenig Hoffnung, dass irgendwann auch in der Politik Vernunft einkehrt.
Ing. Mag. Michaela Kohlbacher-Schneider, Klagenfurt

Weitere Leserbriefe zum Thema

Auf Benzin getrimmt

Geleitet von der Tankstellenlobby und in der Hoffnung auf Wählerstimmung wird erneut versucht, die Autofahrerseele auf Benzin zu trimmen. Es sollte dem Bundeskanzler klar sein, dass es ein Verbrenner-Aus gar nicht gibt, sollte er es nicht wissen, sollte er dringend die eigenen Beschlüsse nachlesen. Wenn er es doch weiß, kann die Forderung nur in eine Richtung gehen: Benzin und Diesel bleiben die Klimatreiber auch über 2035 hinaus. Wir reduzieren den CO2-Ausstoße ein wenig und wird schon gut gehen. Wissenschaft, Klimaforschung egal, wir vertrauen auf den Hausverstand, die Dinosaurier haben auch gut gelebt, mit mehr CO2 in der Luft.

Man wird sich die Aussagen merken müssen für die Geschichtsschreibung der nächsten Generationen. Es waren die, die es verabsäumt haben, die richtigen Weichen zu stellen. Wegducken und man konnte es ja nicht wissen wird nicht funktionieren. Wer heute den Klimawandel leugnet, wird morgen vom Hochwasser weggerissen. Klaus Höllbacher, Graz

Ein Faible für Retro

Das Faible für Retro-Technologien, wie die jüngst beim Autogipfel als Technologie-Offenheit genannte Abkehr vom Aus für Verbrennungsmotoren, hat in der ÖVP Tradition. Bei der vor einigen Jahren überarbeiteten Gewerbeordnung wurde im Zuge ihrer Anpassung an das 21. Jahrhundert der ehrbare Beruf des Hufschmieds beibehalten. Dr. Peter Klug, Graz

Koexistenz

Wer versteht die Welt noch? Da wollen manche Politiker:innen die sogenannten Verbrenner, das sind herkömmliche Benzin und Dieselmotoren, aber auch Motoren, die mit Gas, Glykol, aber auch mit umweltfreundlichem Wasserstoff betrieben werden können, generell verbieten! Warum dürfen Verbrennungsmotoren nicht, im Mitbewerb parallel mit anderen wie elektrische Motoren laufen, zumal die Infrastruktur vorhanden ist!
Peter Klatzer, Klagenfurt

Zuständigkeitsbereiche

Die Politik sollte nicht die technische Zukunft vorschreiben. Das hat noch nie funktioniert. Politik sollte Politik machen: zum Beispiel den CO2-Preis entsprechend in Jahresstufen erhöhen und damit die Richtung vorgeben. Wie dann die Technik damit umgeht, sollte man den Firmen beziehungsweise den Kunden überlassen. Dass damit die Mobilität teurer wird, muss uns aber ebenfalls bewusst sein. Auch der derzeitige (sinnlose) Weg macht die Mobilität teurer – auch wenn es nicht unmittelbar sichtbar ist.

Die heutige E-Mobilität ist, wenn man die Kosten für die gefahrenen Kilometer vergleicht, in etwa gleich teuer wie fossile Mobilität. Der wesentliche Unterschied liegt jedoch darin, dass die fossile Mobilität über Steuern einen wesentlichen Beitrag zum Bau und Erhaltung unserer Infrastruktur aufbringt – die E-Mobilität sogar noch aus dem Steuertopf gefördert wird. So kann und wird das System nie funktionieren.

Ich persönlich würde beispielsweise sofort die Außenspiegel durch Kameras und Bildschirme ersetzen – die meisten neuen Autos haben beides, warum? Wahrscheinlich, weil Vorschrift ist Vorschrift und keiner macht sich Gedanken über solch einfache Energieeinsparmöglichkeiten.

Auch bin ich davon überzeugt, dass es völlig sinnlos ist, für zehn Prozent der Fahrten (länger als 200 km) ständig hunderte Kilo Batterie zu bewegen, die teuer und ressourcenintensiv in der Herstellung sind. Für längere Fahrten könnte man etwa kleine Power Units mit bis zu 20KW (ist ungefähr der Durchschnittsverbrauch eines E-Autos auf 100 km) intern oder extern – noch besser in einer Switch-Variante – anbringen, um längere Strecken problemlos bewältigen zu können – nur dafür ist die Technik zuständig und nicht die Politik!

Jeder klagt über den Flächenfraß durch Verbauung. Verhindern kann man das nur durch exorbitante Umwindmungssteuern und nicht durch schöne Sonntagsreden. Derzeit ist Grund und Boden noch immer billiger als das Bauen in die Höhe – das ist der wahre Grund für den exorbitanten Flächenverbrauch.. Die Politik hat die Aufgabe durch Steuern zu steuern, aber gerade davor haben offenbar alle Politiker die gleiche Angst wie der Teufel vom Weihwasser.
Max Zechner, Weißkirchen

Wo sind die Visionäre?

Sechs Tage vor der Europawahl ruft der Bundeskanzler zum Autogipfel ins Kanzleramt. Total unsinnig, einzig ein panischer Populismus kurz vor der Wahl. Probleme negierend und wissenschaftsabgewandt will die ÖVP der Volkskanzlerpartei ein paar Stimmen abluchsen. Die Argumente sind etwa so sinnvoll wie die einiger Wissenschaftler, die dem Automobil Ende des 19. Jahrhunderts keine Chance gaben, oder die dem neuen Medium Fernsehen keine dauerhafte Existenz prophezeiten.

Liebe ÖVP, mit dieser rückwärtsgewandten Politik kann die Treppe nur nach unten führen. Wo sind die Visionäre wie zum Beispiel Josef Riegler mit der „Ökosozialen Marktwirtschaft“ oder der leider schon verstorbene steirische Denker Gerhard Hirschmann? Ich sehe keine klugen und zukunftsorientierte Köpfe mehr in der Partei. Von Rieglers Vision ist nur die Marktwirtschaft übrig, aber ohne „sozial“ und „ökö“ wird dauerhaft kein Staat zu machen sein. Den für mich einzigen weltgewandten und zukunftsorientierten Visionär Othmar Karas habt ihr aus der Partei getrieben. Ihn würde ich mir als nächsten Bundespräsidenten wünschen.

Übrigens wird vermutlich keine einzige Stimme von der FPÖ zu holen sein.
Wolfgang Treitler, Hitzendorf