„Trump schuldig gesprochen“, 31. 5.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist also vom Supreme Court in New York in allen 34 Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Seine Stellungnahme nach der Urteilsverkündung spricht wieder einmal Bände. Er sprach von einem „manipulierten“ Prozess, bezeichnete das Urteil als „Schande“ und sich selbst als sehr unschuldigen Mann. Es ist zu befürchten, dass ihm noch immer viele Menschen glauben werden.
Spannend wird jedenfalls das Strafmaß im Juli, in welcher Höhe und in welcher Form. Auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist und Trumps Anwälte bereits Berufung angekündigt haben, wird interessant zu beobachten sein, ob es Trump mit seiner Opfer-Darstellung gelingen wird, seine guten Umfragewerte zu halten oder sich die amerikanischen Wähler mehr und mehr von ihm abwenden werden. Dass er nochmals US-Präsident wird, ist jedenfalls nicht ausgeschlossen.
Ingo Fischer, Lavamünd
Weitere Leserbriefe zum Thema
Vertrauen erschüttert
Das Schlimmste ist, und darüber sollte man auch in Europa nachdenken, dass es Donald Trump gelungen ist, zumindest bei einer bestimmten Gruppe der Bevölkerung, das Vertrauen in den demokratischen Prozess elementar zu erschüttern, geradezu zu vernichten, und dass eine so große Anzahl US-Amerikaner sich zum Sturm auf ihr Parlament aufwiegeln ließ!
Wie konnte dies passieren? Die Demokraten haben sich eine neoliberale Handelspolitik zu eigen gemacht, die vermögende Klasse in ihrer eigenen Partei nicht kritisch genug beobachtet, das hat dazu geführt, dass sich die weiße Arbeiterschicht, der Mittelstand, verlassen und betrogen fühlte. Diese sprang dann auf Trumps ökonomischen Populismus an. Zwar wurden Trump und seine Politik beständig von einer Mehrheit der Bevölkerung missbilligt, aber Trump hat treue Anhänger, ihre Hoffnungen wurden von Trump bedient, er konnte bei seinen Anhängern den Eindruck vermitteln, dass er seine Versprechen hält. „Amerika first“, dieser Slogan mag banal klingen, für viele US-Bürger hat er sich jedoch positiv bewahrheitet. Bis die Corona-Krise in Amerika Einzug hielt, befand sich die Wirtschaft im ständigen Aufschwung.
Europa wäre daher gut beraten, sich selbst stärker für die liberale Demokratie und eine offene Gesellschaft einzubringen! Innerhalb der EU muss eine positive politische Agenda entwickelt werden, die Wähler zurückgewinnen kann, die sich auf unseren Kontinent vernachlässigt und deshalb von illiberalen, xenophoben Parteien angesprochen fühlen!
Ing. Hans Peter Jank, Villach
Mai-Lüfterl
Ich befürchte, dass es jetzt erst richtig losgeht. Erste Meldungen berichten von Aufrufen republikanischer Gruppen, einen Marsch auf Washington zu organisieren. Die Ergebenheitsadressen der republikanischen Führung an ihren „Gott“ zeigen einmal mehr, dass es sich nicht um eine Partei im herkömmlichen Sinne eines gesunden Staatswesens, sondern um eine sektenähnliche, an eine Führerpartei angelehnte Organisation handelt. Mit Millionen von Mitgliedern.
Hinzu kommt das veraltete Wahlmännersystem, das Sieger ermöglicht, die nicht die Mehrheit des Wahlvolkes haben. Verliert Trump am 4. November, wird der Sturm auf das Kapitol im Jänner 2021 als laues Mai-Lüfterl in Erinnerung bleiben.
Was heißt das für uns Europäer? Wir sollten uns bemühen, jene demokratischen Strukturen, die uns in den letzten Jahrzehnten näher zusammengeführt haben, zu hegen und zu pflegen, und alles Undemokratische, sei es gewachsen oder importiert, energisch bekämpfen.
Klaus Schauer, Klagenfurt
Es wird Trump nützen
Donald Trump wurde von der Jury für schuldig befunden. Zum ersten Mal wird damit ein ehemaliger US-Präsident verurteilt. Doch Trump wird es mehr nützen als schaden.
Markus Karner, St. Stefan
Ingo Fischer, Lavamünd