Leserbrief zum Leitartikel: „Kampf der intakten Natur?“, 25. 5.

Das Renaturierungsgesetz der EU ist wirklich etwas Gescheites: Flüsse, Wälder, Seen und Moore sollen wieder in ihren natürlichen Zustand gebracht werden. Unsere Kinder und Enkel sollen erleben können, wie sich ein Fluss ins Tal schlängelt, wie ein richtiger Wald aussieht und riecht, welche seltenen Tiere und Pflanzen nur in Mooren gedeihen. 

Wer blockiert? Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Bundeskanzler Karl Nehammer. Warum? Sie sorgen sich um die Landwirtschaft. Die würde zusammenbrechen, wenn Bäche wieder fließen, wie sie wollen, oder Moorlandschaften die Herrschaft übernähmen. Und überhaupt sei das Gesetz verwirrend. 

Na dann, betonieren und asphaltierten, begradigen und abholzen! Das ist einfach, das bringt Geld, das können wir. Und nicht vergessen: Die Landwirte sind dann sicher glücklicher und wählen richtig. Oder etwa nicht?
Mag. Ulrike Drescher, Graz

Weitere Leserbriefe zum Thema

Kaum eine Chance

Es ist wirklich unerträglich, wie verantwortungslos vom Bundeskanzler abwärts eine Partei in Rechtsaußenmanier eigennützig gegen ein für die ganze Gemeinschaft bedeutendes EU-Gesetz wettert und unerhört offensichtlich kurzfristige Klientelpolitik verfolgt. So jemand gehört bei den anstehenden Wahlen abgekanzelt! 

Das Renaturierungsgesetz wäre ein grünes Paradethema, doch Lena Schilling wird ja gerade medial kaltgestellt, eine weitsichtige Umweltministerin wiederholt von der Europaministerin düpiert und Sachpolitik hat so kaum noch eine Chance.
Wolfgang Krainer, Graz

Vor der eigenen Tür

Die geplanten Renaturierungen kann man nur begrüßen. Wenn man Sorge hat, dass die Landwirtschaft massiv bedroht wird, so soll Landeshauptfrau Mikl-Leitner mit offenen Augen durch „ihr“ Land gehen und den Zustand mit der immensen Bodenversiegelung anschauen. In jeder Gemeinde ein Gewerbe- oder Industriepark, von den Einkaufszentren auf der grünen Wiese ganz zu schweigen. Dieser Boden ist vernichtet; nebenbei werden Millionen aufgewendet, um Ortsbelebungen durchzuführen, all das wurde von der Politik verschuldet. Wir echauffieren uns über die Abholzung im Amazonasgebiet, aber vor der eigenen Tür wird selbst betoniert, was das Zeug hält.
Peter Haubenwaller, Schwechat

Alles abtragen?

Wenn man die Gedanken der Grünen zur Wiederherstellung der ursprünglichen Natur weiterdenkt, wäre es vonnöten, die Autobahnen wieder abzutragen und wieder in wertvolles Ackerland oder Wald zu verwandeln. Dann wäre ja auch gleich der Lkw-Verkehr unmöglich. Die breiten Bundes- und Landesstraßen sollten auch wieder auf die ursprüngliche Breite rückgebaut werden. Damit ergäbe sich automatisch eine Reduktion der Raserei. Und dass die Renaturierung von Moorflächen und Bachläufen jede Menge Brutstätten für Stechmücken schafft? Malaria? Gab es schon um Venedig und in der Toskana! Wer schützt uns Menschen vor den Grünen?
Mag. Friedrich Frauwallner, Riegersdorf

Richtiger Weg

Die Wiederherstellung einer intakten Natur ist der richtige Weg, den Europa einschlägt. Wenn man es aber so einfältig macht wie zum Beispiel beim Wolfsschutz oder bei der Natura-2000-Verordnung, indem man Regionen-Interessen und die berechtigten Überlebenssorgen unserer Grundeigentümer und Bauern ignoriert, ist der Misserfolg vorprogrammiert. Und noch etwas: Unsere Bürokratie mit  „Hirn ausschalten – Paragrafen einschalten“ ist hausgemacht und bedarf dringend einer politischen Korrektur. Beispiel: „Pumpspeicherkraftwerk Koralpe!“
Bartholomäus Reiter, Lobmingtal

Biodiversität

Es ist höchste Zeit, sich von der Fantasievorstellung zu verabschieden, dass nur die Rückkehr der Wildnis inklusive schrankenlose und gefährliche Vermehrung von Großraubtieren „intakte Natur“ darstellen. Biologisch bewirtschaftete Wiesen, Weiden und Äcker bieten unserer Artenvielfalt nachweislich wesentlich mehr Raum, wie außer Nutzung gestellte Urwälder. „Arten schützen durch Bio nützen“, sollte die Devise unserer kreislauforientierten Biodiversitätszukunft sein. Damit könnte man praxiskonformen Umwelt- und Naturschutz, Ernährungssicherheit, Massentierhaltungsverbot und Pflege unserer Kulturerholungslandschaft relativ einfach unter einen Hut bringen!
Gerhard Maurer, Stattegg

Wahlkampf?

Jetzt haben wir es schwarz auf türkis: Wenn Moore wieder bewässert werden und Bäche wieder ihr normales Bett bekommen, droht uns eine Hungersnot (Nehammer). Nicht das Zubetonieren von bestem Ackerboden im Ausmaß von elf Fußballfeldern täglich oder das Kanalisieren von Bächen ist das Problem. Anscheinend kann Getreide vorzüglich auf diesem befestigten Grund gedeihen. Zusätzlich wird es dann ja zeitweise von den Überschwemmungen der Bachkanäle bewässert. Nur das Grundwasser tut sich schwer, das kann man aber mit Tiefbohrungen und Pumpen leicht beheben. Ausschließlich an die kommende Wahl zu denken und alles schlechtreden, dabei aber die Zukunft vergessen, war bisher das Markenzeichen einer Partei.
Günter Zeiner, Bad Radkersburg