Leserbrief zu „Preis wiegt wohl schwerer als Standort“, 25. 4., und „Villacher Bier wird künftig in Graz-Puntigam gebraut“, 23. 4.

Jeder hat es gewusst, nur keiner hat es geglaubt – ich eingeschlossen. Seit Jahren wird die Marke Villacher kontinuierlich an die Wand gefahren und werden die Konsumenten in die Irre geführt. Das ständige Hickhack der letzten Jahre mit der Übernahme, Teilübernahme, Standortgarantie und Markentreue ... blabla!

Dass da ein System dahinter stand, ist nun wohl allen klar. Das grüne Etikett auf der Märzenflasche, das Einstellen der Marken Dunkel, Senator, Export, Bockbiere, Einstellung der Aktionswochen, Bierdeckelspiele, Bierkapselsammeln ... Alles Dinge zur Steigerung und Bekanntmachung der Marke, alles wurde eingestellt. Die Wirte wurden im Dunkeln stehen gelassen, keine Werbeaktionen oder Verkaufsunterstützung, die traditionellen Biergläser wurden gegen unhandliche Vasen ausgetauscht, und und und ...

Wir verteidigten die Marke, ließen alle Unkenrufe an uns abprallen und hielten immer zu Villacher (auch die Wirte ohne Biervertrag). Das ist der Dank. Wenn wir Auskunft über die Zukunft wollten, war niemand mehr verantwortlich, und man wurde an die Pressestelle(!) verwiesen. Und jetzt wollen sie uns weismachen, dass das Villacher am neuen Standort mit Originalrezeptur, Kärntner Getreide und Hopfen gebraut wird. Dass ich nicht lache! Vielleicht fahren sie mit unserem Villacher Wasser auch noch nach Puntigam? Auf das Wasser kommt es an, denn Hopfen und Malz haben die Mitbewerber auch. Ein Villacher Bier aus Puntigam ist KEIN Villacher Bier.

Trotzdem vielen Dank an die vielen Mitarbeiter, welche uns jahrzehntelang immer gut beliefert und betreut haben und welche immer mit ihrem Herzblut für die Marke und uns Wirte dagewesen sind. Ein letztes Prost von Herzen. Der Stadtschenker und Wirt Klaus Stauber, Villach

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Gewinnmaximierung

Wieder einmal zeigt sich das Ergebnis eines Firmenverkaufs an einen ausländischen Großbetrieb. Der Brau-Union ist Tradition völlig egal, den Mitarbeitern wird zynisch eine Übersiedlung nach Graz-Puntigam angeboten, andernfalls folgt die Kündigung. Ob diese Mitarbeiter hier fest verankert sind, mit Wohnung und schulpflichtigen Kindern, wird nicht nachgefragt. Pro forma wird eine kleine Produktion aufrechterhalten und, weil diese wahrscheinlich auch nicht rentabel ist, der Betrieb in absehbarer Zeit gänzlich geschlossen. Ob die Produktion in Puntigam mit angeblich derselben Wasserqualität (oder mit Villacher Wasser) überhaupt machbar ist, sollten die Verantwortlichen erklären. Die Liegenschaften besitzen jedenfalls hohen Wert, der sich trefflich realisieren lässt. Und wieder ist ein alter, einheimischer Betrieb verloren.

Wann endlich werden unsere Politiker Rahmenbedingungen schaffen, welche solchen alteingesessenen Betrieben den Weiterbestand ermöglichen und ausländischem Großkapital Schranken setzen? Negativ-Beispiele gibt es genug: Opelwerk Aspern, Semperit, OMV, Schwechater Brauerei, Mahle Filterwerk, Bären-Batterien, etc. Nur eine Produktion im Inland schafft Werte, die auch im Inland versteuert werden. Verwaltung dagegen kostet Geld. Ausländische Mutterkonzerne sind nur auf maximalen Gewinn ausgerichtet, der Verbleib der Mitarbeiter in Österreich interessiert sie wenig. Hier sind auch die Gewerkschaften in der Verantwortung, welche immer neue unverschämte Forderungen stellen und damit den Betrieben ein eigenständiges Leben schwermachen.
Mag Friedrich Frauwallner, Riegersdorf

Profitgier

Seit 166 Jahren besteht das Traditionsunternehmen Villacher Brauerei und produziert das beliebte Bier in verschiedensten Sorten sowie alkoholfreie Getränke, vollkommen aus heimischen Produkten. Für Um- und Neubauten bis zum Jahr 2016 (Bau modernster Fass- und Flaschenabfüllanlagen) bis zur PV-Anlage im Jahr 2019 wurde immer wieder kräftig investiert.

Jetzt soll einer der Paradebetriebe Kärntens wegen „Überkapazität“ auf eine „Schaubrauerei“ heruntergefahren werden und erfahrene Fachkräfte müssen entweder nach Graz pendeln oder überhaupt den Arbeitsplatz verlieren! Das ist eine Schande für die „Bierbarone“ und deren Manager des Mutterkonzerns Heineken und Brau-Union!

Es widerspricht jeglichem kaufmännischen Handeln, wenn ein positiv wirtschaftendes Unternehmen mit ständig steigenden Umsätzen einfach abgewürgt und dann noch versichert wird, dass die Produktion in einer Grazer Brauerei mit gleicher Rezeptur, sprich Rohstoffe wie Wasser, Gerste und Hopfen, fortgeführt werden soll. Heutige Vorstandsdirektoren und Manager sind verantwortungslos und nur mehr auf ihre eigenen Profite bedacht, wo bleibt die Wertschätzung der Mitarbeiter? Am Beispiel Signa kann man mitverfolgen, was Profitgier für wirtschaftliche Folgen hat!
Peter Willroider, Klagenfurt

Kein Einheitsbier

Die Volumenbiere der Villacher Brauerei sollen in Zukunft in Graz gebraut werden. Das hat zur Folge, dass die Bauerei schrumpft und Arbeiter arbeitslos werden. Wie in allen Bereichen sind es die Großen, die die Kleinen fressen. Wie es aber die Vergangenheit auch zeigt, ist ab einer gewissen Größe die Firma nicht mehr lebensfähig, weil die inneren Reibungsverluste zu groß werden. Lange Zeit war der Gedanke „small is beautiful“ (E. F. Schumacher) vorherrschend. Heute ist man anderer Meinung. Eine Anpassung an die neue Denkweise ist nun gefordert.

Eventuell ergibt sich für die Brauerei Villach eine Chance, die genützt werden könnte. Der Villacher Brauerei ist eine Erzeugung von 7000 Hektolitern Bier zugesagt. Die Erzeugung von mehr Hektolitern muss aber vertraglich möglich sein. Es kann ja sein, dass das „Villacher Bier Original“ sich besser verkauft und dadurch der Absatz steigt. Der Brauerei in Villach die Zügel anzulegen, damit die Konzernmutter ein leichteres Leben hat, ist unfair und falsch, weil die Konkurrenz das Geschäft belebt.

Bei allen diesen Fragen müssen Kartellbehörde und EU ein Machtwort sprechen. Die kleineren Brauereien haben ihre besondere Brauart, die nicht verloren gehen soll, sonst gibt es nur mehr ein Einheitsbier in ganz Europa. Das ist zu verhindern.
Peter Rasch, Wolfsberg