Leserbrief zu Außensicht: „Cannabis: Deutschland ist kein Vorbild“, 2. 4. und „Die Konsequenzen fürs Kiffen“, 3. 4.
Untersuchungen und Sicherstellungen von harten Drogen wie Heroin und Kokain zeigen ein deutliches Bild: Es ist in den letzten Jahren eine immense Zunahme zu verzeichnen. Zusätzlich sinkt auch das Einstiegsalter beim Konsum von harten Drogen stark. Es ist keine Seltenheit mehr, dass Kinder unter 15 Jahren bereits dem Kokain- oder Heroinmissbrauch verfallen sind. Wollen wir dieser bedenklichen Entwicklung weiter nur zuschauen?
Durch die Reglementierung des Cannabiskonsums in Deutschland sollen endlich dringend notwendige Kapazitäten für die Strafverfolgung frei werden, um den steigenden Absatz der harten Drogen zu bekämpfen. Weiters sollen Cannabiskonsumenten (ca. 5 - 10 Prozent, gemessen an der Gesamtbevölkerung) möglichst nicht mehr in Kontakt mit Schwarzmarkt-Dealern kommen. Diese sind häufig sehr daran interessiert, Menschen zu härteren Drogen zu verführen, etwa indem sie dem Cannabis gefährlichere Substanzen beimengen. Selbstverständlich sind auch beim Konsum von Cannabis Nebenwirkungen möglich, jedoch verhältnismäßig gering. Die deutsche Regierung und viele andere Länder haben Cannabis-Nebenwirkungen analysiert und sind zum Schluss gekommen, dass die derzeitige Illegalisierung, unter Berücksichtigung aller Gefahrenpotentiale, insgesamt schädlicher ist.
Führen wir daher selbst eine nüchterne Pro- und Contra-Diskussion über die Zukunft unserer Drogenpolitik. Denn egal, wie man zur deutschen Entscheidung steht, aufgrund der eingangs beschriebenen Tatsachen kann wohl dies niemand mehr bestreiten: Die bisherige nationale Drogenpolitik ist gescheitert!
Michael Dünhofen, Suchtberater und Sozialarbeiter, Berg im Drautal
Weitere Leserbriefe zum Thema
Falsches Symbol
Der ehemalige Rektor der Meduni Graz nimmt Stellung zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Er listet die zahlreichen organischen und psychischen Schäden im Zusammenhang mit Cannabiskonsum auf und bezeichnet eine eventuelle Nachahmung der Legalisierung in Österreich als „hinterfragenswert“. Nein, Herr Samonigg, eine derartige Entscheidung wäre nicht „hinterfragenswert“, sondern eine willkürliche Gefährdung vor allem junger Menschen. Und gerade in einer Zeit des steigenden Drogenkonsums ein absolut falsches Symbol. Wir sollten und müssen andere und bessere Wege finden, dass es unseren jungen Menschen „gutgeht“ – zum Beispiel die tägliche Bewegungseinheit in Österreichs Schulen.
Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Graz
Aktion scharf
Was ist denn mit Deutschland passiert? Das Land von Schiller und Goethe, Beethoven, Brahms und Bach, unser toller Nachbar mit Erfindern, Nobelpreisträgern und Industriegiganten? Jetzt beschließt doch tatsächlich die Ampelkoalition die Legalisierung von Cannabis, einer super gefährlichen Einstiegsdroge. Dazu die ständige Verrohung der Sprache, der Niedergang der Sitten und Gebräuche und der allgemeinen Sicherheit – einfach unglaublich!
Deutschland war für mich ein ganzes Leben lang so was wie der große Bruder Österreichs – schön langsam ist aber Schluss damit, und anstatt die lieben deutschen Gäste ins Land herein zu winken, müssen wir jetzt in einer Aktion scharf die Grenzen strengstens wegen der Drogen kontrollieren.
Werner Hardt-Stremayr, Annenheim
Aufs Spiel gesetzt?
Wenn Hellmut Samonigg als ehemaliger Rektor der Medizinischen Universität Graz von „potenziell verhängnisvollen gesundheitlichen und gesellschaftlichen Wirkungen von Cannabis“ spricht, dann hat er recht, dass aus medizinischer Sicht eine Nachahmung der Legalisierung dieses Rauschgifts durch den österreichischen Gesetzgeber „höchst hinterfragenswert“ wäre, denn da müsste man die Frage stellen: Wer würde so viel „ganz legales Geschäft“ damit machen, dass es sich rentiert, die Gesundheit vieler Österreicher kritiklos aufs Spiel zu setzen?
Dr. Kurt Stoschitzky, Gleisdorf
Zahlen sprechen für sich
Ich denke, dass Österreich folgen wird, denn Cannabis ist weniger süchtig machend als Alkohol, Zigaretten, aber auch als Zucker oder Geschmacksverstärker. Legalisierung bedeutet, der Schwarzmarkt bricht zusammen. Ebenso ist die Qualität leichter kontrollierbar. Übrigens starben 2021 durch Alkoholmissbrauch 2051 Menschen, Todesfälle durch Zigarettenkonsum liegen bei 16 Prozent, also ca. 15.000 Menschen (lt. Statistik Austria). Diese Zahlen sprechen Bände.
Wilhelm Galsterer, Fernitz
Michael Dünhofen, Berg im Drautal