Leserbrief zu „AUA streicht am Donnerstag und Freitag 400 Flüge“, 26. 3. und „AUA-Chefin Mann: ‚Werden uns unsere AUA nicht kaputtmachen lassen‘“, 28. 3.

Mit einer ordentlichen Portion Fassungslosigkeit habe ich die Forderungen der Gewerkschaft für das fliegende Personal der Austrian Airlines zur Kenntnis genommen. Eine Gehaltserhöhung von 40 Prozent? In welcher Traumwelt lebt denn diese privilegierte Gruppe? Offensichtlich in einer, die weit entfernt von der harten Realität der Durchschnittsösterreicher liegt. Begründet wird es mit einem Blick der seit Jahrzehnten positiv wirtschaftenden Kollegen der Mutter in Deutschland.

Jahrzehntelang haben wir Steuerzahler dieses Unternehmen durch unsere Beiträge am Leben erhalten, ohne Murren, in der Hoffnung auf wirtschaftliche Besserung. Nun, da endlich ein Lichtblick in Form von positiven Bilanzen am Horizont erscheint, scheint das Personal sich ein Stück vom Kuchen abschneiden zu wollen, ohne an die Jahre zu denken, in denen Verluste an der Tagesordnung waren. In diesen dunklen Zeiten wurden dennoch Lohnerhöhungen und Inflationsausgleiche gewährt, ohne einen Gedanken an Entlassungen zu verschwenden. Der Steuerzahler wurde immer wieder zur Kasse gebeten, um die Defizite auszugleichen.

Dass nun, in Zeiten einer wirtschaftlichen Erholung, eine solch astronomische Gehaltserhöhung gefordert wird, ist nicht nur unverschämt, sondern auch eine Ohrfeige für jeden ehrlichen Steuerzahler in diesem Land. Ein Inflationsabgleich wie bei allen anderen Branchen ist angebracht. Das Vorgehen der Gewerkschaft, offensichtlich ein politisches Manöver, entbehrt jeder Grundlage von Fairness und Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Gesellschaft. Man muss wohl ein extrem-rot gefärbter Gewerkschafter sein, um diese Logik noch nachvollziehen zu können.
Dr. Maria Anfang, Klagenfurt

Weitere Leserbriefe zum Thema

Schlechter Zeitpunkt

Während in Österreich die Lohnerhöhungen für alle Dienstnehmer sich unter zehn Prozent abgespielt haben, verlangt das Bordpersonal der AUA fast das Doppelte, nämlich 18 Prozent Lohnerhöhung. Aber damit nicht genug. Die Co-Piloten wollen gar eine Lohnerhöhung um 28 Prozent. Ein Co-Pilot verdient im ersten Jahr bereits 65.000 Euro. Und Piloten sind in jeder Hinsicht privilegiert. Ein Pilot kommt auf ein durchschnittliches Jahresgehalt von 93.000 Euro. Nach längerer Dienstzeit verdient er über 200.000 Euro. Und das bei einer Arbeitszeit von maximal 900 Stunden pro Jahr. Das ergibt eine Arbeitszeit von 17,3 Stunden pro Woche. Jede weitere Flugstunde wird mit satten Prämien vergütet. Das Bordpersonal der AUA verdient um 35 Prozent mehr als bei anderen Fluggesellschaften. In diesem Zusammenhang muss man all die anderen Privilegien, die die Bediensteten der AUA genießen, in Betracht ziehen. Wenn sie im Ausland landen, logieren sie bis zum Rückflug kostenlos bei voller Verpflegung in den besten Hotels. Sie können taxfrei nach Herzenslust in allen Ländern dieser Welt, die sie anfliegen, einkaufen, die günstigsten Angebote im Ausland nützen und Besichtigungstouren unternehmen.

Der Gipfel der Unverfrorenheit ist allerdings der Zeitpunkt des Streiks, um die Fluggesellschaft unter Druck zu setzen. Gerade in der Hauptreisezeit zu Ostern haben die Streikenden ihren Ausstand angesetzt, um die AUA massiv zu schädigen. Ihr drohen massive Verluste nicht nur durch die Flugausfälle, sondern auch durch die Ersatzflüge, die die Fluggesellschaft deshalb zu organisieren hat. Und wir lassen uns das alles gefallen.
Dr. Johannes Breitenegger, Grafenstein

Rechenaufgabe

Es ist immer interessant, zu rechnen. Auch wenn das Ergebnis nur eine Größenordnung ergibt. Einen A321 zu mieten, kostet, lese ich im Internet, 10.400 Euro die Stunde. Für Düsseldorf-Palma-Düsseldorf finde ich Gesamtkosten von 27.000 Euro und vier Stunden 40 Flugzeit. Sagen wir, alles in allem 35.000 Euro. Das sind pro Ticket etwa 175 bis 200 Euro. Wirkt halbwegs realistisch, wenn man in die Buchungsplattformen schaut. Ein Pilot kostet im Jahr wahrscheinlich 250.000 Euro, ein Co-Pilot 150.000, zehn Flugbegleiter miteinander 500.000. Also 900.000 für etwa 45 aktive Wochen. 20.000 pro Woche. Wenn die Herrschaften 4 Stunden 40 fliegen, setze ich acht Stunden Arbeit an. Also 4000 Euro für Düsseldorf-Palma-Düsseldorf für die Mannschaft.

Wenn man die Gehälter um 40 Prozent statt 20 Prozent erhöht, muss man für so einen Flug zusätzliche 800 Euro in den Tickets unterbringen. Das sind rund 5 Euro pro Ticket. Und das geht sich bei einem Premiumdienstleister nicht aus? Dann kann er nicht so premium sein, wenn sich Strecken plötzlich nicht mehr rechnen, weil man sich mit den „Billigsdorfern“ matcht. Ich zahle gern zehn, zwanzig Euro mehr, auch 50, wenn ich pünktlich ankomme, der Flieger sauber ist, man gut betreut wird und auch sonst alles passt. Auch in der Holzklasse. Und ich gehöre nicht zu den Reichen.

Es geht wohl darum, dass man sich wieder einmal in einen Stillstand „verhandelt“. Wann wird man – auf beiden Seiten – lernen? Es geht um gemeinsame Interessen, nicht um Standpunkte.
Johannes Dornhofer, Wien

Erpressung

Ich bin auch dafür, dass es ein angemessenes Gehalt für geleistete Arbeit geben soll. Was jedoch vom Betriebsrat der Fluggesellschaft hier gefordert wird, ist nicht in Ordnung. Von Verhandlung kann man bei diesen Forderungen nicht mehr sprechen, das ist schon reine Erpressung. Wenn das die Zukunft ist, dann gute Nacht, Österreich.
Alois Hörbinger, Stadl/Predlitz