Leserbrief zu Pro & Kontra: „Würden Sie ein Steak aus Laborfleisch essen?“, 17. 3.

Begeben wir uns zukünftig in die Abhängigkeit riesiger Industriekonzerne, welche uns designtes Laborfleisch präsentieren, oder vertrauen wir weiterhin auf regionales Fleisch unserer Bauernschaft? Unterstützen wir weiterhin die Almwirtschaft, das Bemühen unserer „Landschaftsgärtner“, sowie das Dasein unserer traditionellen Lebensmittelgaranten, oder füttern wir einige wenige Industrielle, welche sich mittels undurchsichtiger Erzeugungsprozesse eine goldene Nase „verdienen“? Noch können wir entscheiden! Alfons Kohlbacher, Seiersberg-Pirka

Weitere Leserbriefe zum Thema

Fleisch muss nicht sein

Ich bin seit 45 Jahren Vegetarier und lebe mit dieser Einstellung trotz vieler kritischer Bemerkungen ganz gut. Inspiriert dazu hat mich die Kultur Indiens, die auch beweist, dass gute Küche nicht von der Verwendung von Fleisch abhängt. Ein Land kann auf diese Art viele Millionen Menschen ernähren und den Boden für den Ackerbau optimal nutzen. In den letzten Jahren ist der Fleischkonsum zu Recht in die Kritik geraten, denn er ist die Ursache für viele Zivilisationsprobleme. Früher galt in der Fastenzeit ein strikter Fleischverzicht als ganz normal, heute hat die Fleischreduktion für viele Menschen ethische und ökologische Hintergründe. Das alles sind positive Entwicklungen, auch wenn die Fleischlobby erfolglos dagegenhält. Daran wird auch das Laborfleisch nichts ändern.
Hans-Peter Premur, Krumpendorf

Sowohl als auch?

Vielleicht wäre hier über eine Sowohl-als-auch-Lösung nachzudenken. Wenn Laborfleisch ressourcensparender und ökologischer erzeugt werden kann, wäre es doch sinnvoll, Fleisch sowohl aus dem Labor als auch aus der Landwirtschaft zu beziehen. Somit könnten Tiere statt in Massentierhaltung wieder tierwürdig gehalten werden. Mehr Betriebe könnten auf biologische Arbeitsweise umstellen. Mehr Ackerflächen stünden für den Anbau von Gemüse, Obst und Getreide zur Verfügung. Was unsere Zukunft vermutlich am meisten braucht, sind verschiedene Lösungsansätze und Offenheit für Neues.
Christiane Reinhart-Janesch, Viktring

Kein echtes Fleisch

Wieso wird die Bezeichnung „kultiviertes Fleisch“ beschönigend verwendet und dem Konsumenten etwas vorgegaukelt, für ein Produkt, das eine Anhäufung von Chemie- bzw. Laborzellen darstellt? Hergestellt in Nährlösungen mit Inhaltsstoffen, deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper nicht geklärt sind. Ein Produkt, das mit Fleisch aus unserer Landwirtschaft absolut nichts zu tun hat! Dr. Gerhard Thoma, Weinitzen

Nicht repräsentativ?

Für meinen Verwandten- und Freundeskreis ist diese Umfrage, wonach sich in Österreich 63 Prozent für die Zulassung von sicherem Laborfleisch aussprechen, jedenfalls nicht repräsentativ. Dort käme ich auf höchstens ein Prozent Befürwortung. Weiters wünsche ich mir, dass man – falls die Lobby für das „aus tierischen Stammzellen produzierte Nahrungsmittel“ eine Zulassung in der EU erhält – dieses nicht als „Fleisch“ bezeichnen darf.

Ebenso fällt mir auf, dass das positiv besetzte Adjektiv „sicher“ dem Laborfleisch vorgesetzt wurde, vermutlich um die Akzeptanz zu erhöhen. Was ist sicheres/unsicheres Laborfleisch? Wer stellt sicher, dass das Fleisch nicht nach dem Verzehr noch weiter wächst? Gut, dass erwähnt wurde, dass Italien die Herstellung und den Verkauf von Laborfleisch verboten hat und das Interview mit Josef Moosbrugger, der erwähnt, dass „Laborfleisch“ kein Fleisch ist, wie wir es kennen. Matthias Wahrbichler, Graz

Einheitsbrei

Ich habe mich schon vor Jahrzehnten gewundert, warum man nicht einen billigen Fleischersatz im Labor erzeugt. Die Menschen wollten billiges Fleisch. Da Qualität aber nicht billig zu haben ist, musste man ihren Geschmackssinn nivellieren. Das ist, unter anderem mithilfe von Ketchup, bestens gelungen und man kann den Menschen das magere „Glump“ aus tierquälerischer Massentierhaltung verkaufen.

Da die Menschen heute ohnehin alles mit Bergen von Ketchup beschmieren, ist eine Einheitsbrei-Basis aus dem Labor nur der logische Schritt. Dazu passt auch der im Ölbad vorgewelkte Salat, der schmeckt, als ob ihn schon jemand vorgekaut hätte. Und dazu noch einen Energydrink, prost!
Ing. Heinz Pirker, Knittelfeld

Frankensteinfleisch

Mit einer neuen Segnung der Lebensmittelindustrie wartet die Zukunft auf uns: In großen Bioreaktoren brodelt eine Suppe aus biologisch chemischem Gemisch und heraus schlüpft das völlig unbedenkliche, köstliche Frankenstein-Fleisch. In Zeiten steigender Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist das sicher eine tolle Ergänzung des Speiseplans. Das einzig wahre Argument hinter dieser Produktion ist wohl, dass man Nahrungsmittel noch billiger produzieren möchte und die Taschen von Großkonzernen noch praller füllen möchte.

Keinem einzigen Nutztier wird dadurch geholfen, im Gegenteil, der Druck zur Billigproduktion wird steigen. Der Verkauf von Fleisch aus Biohaltung und hohem Tierhaltungsstandard stagniert, weil der Konsument beim Einkauf all seine hohen Ansprüche zu Hause lässt und freudig zum billigen „Nimm-zwei-Sonderangebot“ greift. Wir Konsumenten sollten uns klar werden, was wir wollen: teureres Fleisch aus regionaler Produktion mit Versorgungssicherheit durch heimische Landwirtschaft oder billiges Frankenstein-Fleisch mit Abhängigkeit vom multinationalen Industriekonzern. Karl Stangl, Landl

Was wollt ihr?

Im Wochentakt gehen Horrormeldungen über die Haltung von Schlachtvieh durch die Medien. Den Leuten wird vegane Kost eingeredet. Anderseits wird der Aufstand gegen Laborfleisch geprobt. Was wollt ihr? Äußert eure Wünsche! Den quadratischen Kreis, heiße Eiszapfen, eine Änderung der Mondphasen oder was? Machtbesessene Politiker zeigen sich im Wahlkampf für alle Wünsche offen. August J. Riegler, Kindberg