Leserbrief zu Offen gesagt „Nawalnys Vermächtnis“ und „Der Mann, der Putin Angst machte“, 18. 2.

Wenn man den „Todesmarsch“ von Nawalny die letzten Jahre verfolgt hat, war das erschütterte Lebensende leider schon vorgezeichnet. Permanente Verfolgung durch Polizei, KGB und andere brutale Organisationen fand täglich statt. Misshandlungen bis hin zur Vergiftung waren die grausamen Vorzeichen der Putin-Diktatur, denn im eigenen Land verträgt er keine Feinde.

Nawalny hat seine politische Arbeit vor das gemeinsame Familienleben gestellt. War sein Ableben das wirklich wert, gegen diesen Despoten kommt keiner an, selbst Freunde, Oligarchen, Generäle und viele mehr wurden ohne Mitleid getötet. Tausende tote Soldaten werden von ihren Familien betrauert. Dabei ist Putin selbst ein fehlerbehafteter Unmensch als Führer und stürzt Russlands Bevölkerung in eine dauerhafte Lebenskrise, in welcher nur er und seine Vasallen gut leben. Ein Horror für Russland und auch für Europa. Ich spreche den Nawalnys Hinterbliebenen mein Beileid aus.
Martin Haider, Weißkirchen

Weitere Leserbriefe zum Thema

Wer ist der Nächste?

Danke, Herr Patterer, für Ihren Leitartikel zum Tod des russischen Widerstandskämpfers. Besonders der Satz: „Der freie Westen muss geschlossen und abschreckungsfähig bleiben“, hat meine volle Unterstützung. Denn Diktatoren wie Putin schrecken vor nichts zurück. Daher muss es im demokratischen Westen Pflicht sein, die Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland voll zu unterstützen. Wer kommt als Nächstes dran, wenn Russland als Sieger in diesem Krieg hervorgeht? Leider bröckelt in letzter Zeit bei den westlichen Ländern die volle Solidarität zur Ukraine.

Die Aussage von Matznetter, Nawalnys Tod sei ein ungeklärter medizinischer Todesfall gewesen, ist nicht nachvollziehbar und scharf zu verurteilen.
Werner Stitz, Voitsberg 

Posthumes Lamento

Das internationale Lamento nach Nawalnys Tod müsste nicht sein, wenn all das Entsetzen von Hilfsorganisationen wie Amnesty InternationaI, Medien, Politik, der Nato, der Kirchen und sogar der Staatsoberhäupter zu Lebzeiten des unbeugsamen und todesmutigen russischen Widerstandskämpfers schriftlich und mündlich geäußert und stets wiederholt worden wäre. Im Westen nichts Neues: Es herrschte auffällige Stille um den leidvollen Kampf dieses Gerechten, der von allen erwähnten Kräften gleichsam allein gelassen wurde. Daher sind diese Nachrufe von einer Wehmut und Peinlichkeit begleitet, vielleicht auch von einer gewissen Scham über die eigene Untätigkeit.

Auch die Verantwortlichen von Amnesty International sollten den voraussehbar gewesenen Tod des Putin-Gegners überdenken, der vielleicht durch ständige Proteste verhindert worden wäre. Eine einzige Aussendung, vor Wochen gebracht, hat da – natürlich – nichts bewirkt. Dieser Vorwurf trifft auch die westlichen Medien, die nun posthum die Trommeln rühren. Angesichts des qualvollen Schicksals von Alexej Nawalny hätten nur laut geschriene, unaufhörliche Proteste etwas ausrichten können.

Den Menschen bleibt dieser mutige Held und Märtyrer unvergessen.
Ilse Gerhardt, IG Literatur Kärnten

Der Kreml hat Angst

Nachdem Alexei Nawalny, ungeplanter weise, einen Giftmordanschlag überlebt hat, wurde nun sein Leben, mit höchstem staatlichem Segen, ausgelöscht. Wie schwach seid ihr denn in Wirklichkeit, dass ihr vor dem kritischen, gewaltlosen Denker solche Angst hattet?
Franz Fasching, Deutsch Goritz

Kein Zufall

Sollte es nach dem Tod des Oppositionsführers Nawalny noch immer Leute geben, die Putin verherrlichen, werden diese spätestens dann aufwachen, wenn Putin mit seinen Truppen in Warschau steht. Solch russische Zufälle gibt es in keinem schlechten Film, dass der größte politische Gegner ausgerechnet stirbt, als der Weltsicherheitsrat tagt.
Reinhold Prüger, Gurk

Wer stoppt Putin?

Zu Ihrer ausgezeichneten Berichterstattung erlauben Sie mir folgende Anmerkungen: Nun hat Putin es geschafft. Vor ein paar Jahren überlebte Nawalny noch mit Müh und Not das Giftattentat. Dann hat man ihn drei Jahre lang schön langsam im sibirischen Gulag auf Raten getötet. Gefoltert mit ständigem Schlafentzug und Verweigerung von ärztlicher Hilfe. Kaum vorstellbar, was dieser Märtyrer erleiden musste.

Der Sohn des letzten Kaisers, Dr. Otto von Habsburg, hat schon vor mehr als 25 Jahren vor Putin gewarnt. Leider nahm ihn da keiner ernst. Im Gegenteil: Sämtliche unserer Regierungen und die Wirtschaft rollten ihm den roten Teppich aus. Es zählten nur die Geschäfte. Und jetzt kommen wir aus der Abhängigkeit kaum heraus. Siehe OMV. Und zu unserer Schande gibt es immer noch eine Partei bei uns, die weiterhin Freundschaftsabkommen pflegt. 

Man muss sich immer mehr fragen, wer und wie kann man Putin endlich stoppen? Hier im Westen ist man leider immer noch zu blauäugig. Um das Andenken Nawalnys in Ehren zu halten, muss die Ukraine mit den schwersten Waffen aus den USA und Europa versorgt werden. Nur so kann man diesem Wahnsinnigen zeigen, dass es nicht so einfach ist, sich fremde Länder anzueignen und dessen Bevölkerung zu massakrieren. Dann besteht vielleicht doch die Chance, dass das russische Volk auch einmal gegen die Diktatur aufsteht, sodass Nawalnys Tod nicht umsonst war. 
Walter Papst, Sattendorf

Ruf nach starkem Mann

Der Regimekritiker Nawalny hat sein wertvollstes Gut im Kampf um Freiheit in einer unmenschlichen Diktatur geopfert: sein Leben. Wir in Österreich leben noch in einer liberalen Demokratie, wir sollten darüber glücklich sein. Scheinbar lernt man Demokratie erst zu schätzen, wenn man die Freiheit bereits verloren hat. Wie ist sonst der Umstand zu erklären, dass sich bereits ein Drittel der Bevölkerung einen starken Mann (eine Frau ist in diesen Kreisen wohl nicht gefragt) wünscht, der ohne Parlament alleine entscheiden kann? Vielleicht sollten die, die so denken, sich überlegen, auszuwandern: Russland, Belarus wären die näheren Ziele, auch Nordkorea, etliche afrikanische Staaten würden sich als zukünftige Heimstätte anbieten, überall herrscht der sogenannte starke Mann uneingeschränkt. 

Also, bitte Hirn einschalten und sich jeden Tag glücklich schätzen, in einem Land wie Österreich leben zu dürfen.
Susanne Freigassner-Riederer, Steinhaus 

Putin-Versteher

Und wieder ein Mord, den – in weiterer Folge – ein sich gottgleich wähnender Imperialist, seine Kriegsverbrecher und seine willfährigen Büttel in Parlament, Gericht und Polizei zu verantworten haben. Wo sind jetzt die blauäugigen, unbegrenzt naiven Putin–Versteher? Hat ihnen das die Augen geöffnet? Gehen sie nun demonstrieren und unterschreiben Petitionen gegen Putin? Denken Sie etwa an Politkowskaja, Litwinenko, Estemirowa, Baburowa und viele andere, die kalt „entsorgt“ wurden, als wären sie Abfall?

Und, nur zur Erinnerung für die kommenden Wahlen: 2016 war eine hochrangige Delegation einer gewissen Partei in Moskau, um mit der Putin-Partei „Einiges Russland“ einen Pakt, eine „Vereinbarung über Zusammenwirken und Kooperation“ zu unterzeichnen. Ziel, unter anderem: „Erziehung der jungen Generation im Geiste von Patriotismus und Arbeitsfreude“. Dieser Pakt wird automatisch verlängert, so keine Kündigung erfolgt. Diese – sonst recht lautstarke – Partei hat also diesen Vertrag vollständig offenzulegen und darzulegen, ob er noch gilt. Hartlieb Wild, Sistrans