Meghan Martin weiß, wovon sie spricht, wenn sie Eltern ans Herz legt, sich und ihren Kindern bestimmte Geschenke zu „ersparen“. Die Ärztin mit der bunten OP-Haube am Kopf ist Kindernotärztin am Johns Hopkins All Children’s Hospital in St. Petersburg (Florida). Sie teilte zuletzt ihre Ratschläge in einem Video mit allen, die es interessierte. Wir haben uns ihre Tipps angesehen und geben weiter, welche Produkte während und nach der Weihnachtszeit in Kindernotaufnahmen die meisten Verletzungen verursachen.
Knopfbatterien
Knopfbatterien haben laut dem National Capital Poison Center normalerweise einen Durchmesser von etwa 20 Millimetern. Sie werden in einer Vielzahl von Haushaltsgegenständen und -produkten verwendet, wie in Hörgeräten, Schlüsselanhängern – und eben auch in vielen Kinderspielzeugen.
„Die meisten Verletzungen durch Knopfbatterien entstehen durch Verschlucken“, erklärt Martin. Denn die Schrauben, mit denen die Batterien im Inneren der Produkte „versteckt“ sind, können und lassen sich oft leicht lösen. Und Kinder sind von Natur aus neugierig und gehen Dingen auf den Grund. „Oft gelangt die Batterie nicht bis in den Magen“, warnt Martin:. „Sie bleibt in der Speiseröhre oder auch in den Atemwegen stecken und verursacht dort Verbrennungen und schwere Gewebeschäden in diesem Bereich.“
Diese Gewebeschädigung in Speiseröhre und Brustkorb führe bei Kindern laut Martin besonders zu Verletzungen der Blutgefäße und Atemwegsproblemen. „Das kann sehr gefährlich sein und im schlimmsten Fall tödlich enden“, fügte Martin hinzu. Wenn Eltern befürchten, dass ihr Kind eine Knopfbatterie verschluckt hat, empfiehlt Martin, die Notrufnummer anzurufen - in Österreich sind das 122 (Rettung) oder 112 (Europäischer Notruf) und sie rät, dem Kind, sofern es älter als zwölf Monate ist, Honig zu geben, während Rettung gewartet wird.
„Sie können auf dem Weg in die Notaufnahme alle paar Minuten kleine Schlucke Honig verabreichen“, erklärte Martin. „Das kann das Risiko von Verbrennungen und Gewebeschäden verringern und tatsächlich Leben retten.“ Manchmal würden sich Kinder auch kleinere Knopfbatterien, wie Uhrenbatterien oder Hörgerätebatterien, in ihre Ohren oder ihre Nase stecken“. „An diesen Stellen kann es auch zu Verletzungen kommen – auch hier handelt es sich um Gewebeschäden, Gewebezerstörungen durch die Batterie selbst“, sagte sie.
Spielzeug mit Wasserperlen
Wasserperlen werden laut Martin oft als „sensorisches Spielzeug“ vermarktet, doch die von ihnen ausgehenden Risiken können äußerst erheblich sein. „Es handelt sich um Polymere, die bei Einnahme aufquellen können“, erklärte Martin. „Sie können Dinge wie Darmverschlüsse oder sogar Perforationen verursachen. Sie können in den Atemwegen stecken bleiben, da sie etwa so groß sind wie die Atemwege eines kleinen Kindes, sodass auch Erstickungsgefahr besteht.“
Elektroroller
Der Hauptgrund, warum die Kinderärztin Elektroroller und andere ähnliche Spielzeuge wie Elektrofahrräder nicht empfiehlt, ist ihr Geschwindigkeitspotenzial. „Sie können wirklich ziemlich schnell losfahren und wenn man über einen Riss im Gehsteig oder eine Unebenheit auf der Straße fährt, kann man leicht vom Roller abrutschen“, sagte Martin.
Martin warnt, dass es bei Unfällen mit Elektrorollern häufig zu schweren Kopfverletzungen, Gesichtsverletzungen und Unterarmbrüchen kommt. Insgesamt, so Martin, würde sie nicht empfehlen, Kindern Elektroroller zu geben. „Diese können wirklich gefährlich sein“, sagte sie. „Und wir sehen viele Verletzungen bei Kindern, die damit verunglücken.“ Als Alternative empfiehlt sie die Bereitstellung von „kinderbetriebenen“ Rollern, also ohne Strom oder Motor.
Abgesehen davon, dass sie Kinder aktiv machen, könnten Roller, so Martin, auch „gut für die Entwicklung der Feinmotorik, der Grobmotorik, der Kraft und der Ausdauer“ sein. Es wird grundsätzlich empfohlen, dass alle Kinder beim Rollerfahren einen Helm tragen.
Hoverboards
Auch selbstbalancierende Roller, besser bekannt als Hoverboards, können wenig überraschend dazu führen, dass ein Kind in die Notaufnahme landet.
„Die häufigsten Verletzungen, die ich bei Hoverboards sehe, sind Unterarmbrüche und Ellenbogenbrüche“, sagte Martin. „Wir haben auch einige Kopfverletzungen und Verletzungen der Beine versorgt, wie Knöchel- und Knieverletzungen.“ Außerdem, warnt Martin, gibt es Berichte, dass Hoverboards und ihre Batterien Brände und elektrische Probleme verursachen.
Trampoline
Von allen gefährlichen Spielzeugen, die sie bei Kindern gesehen hat und die zu Verletzungen führen, sind laut Martin die Trampoline die schlimmsten Übeltäter. In der Kindernotaufnahme, so Martin, gebe es „einige Male pro Woche“ Verletzungen durch Trampoline, darunter nicht selten schwerwiegende.
„Wir sehen, wie sich Kinder auf Trampolinen auf alle möglichen Arten verletzen“, sagte Martin. „Meistens sind es Beinverletzungen. Aber wir müssen oft auch Armverletzungen, Ellbogenverletzungen – sogar Kopfverletzungen und Rückenverletzungen behandeln, bei Rückwärtssaltos können schwere Nackenverletzungen passieren. Es gibt also eine Vielzahl von Verletzungen, die sich Kinder auf Trampolinen zuziehen können. Und wir sehen sie leider relativ häufig.“ Martin rät von Trampolinen für den Heimgebrauch grundsätzlich ab.
Generell rät die erfahrene Ärztin Eltern und Pädagogen, jedes Spielzeug gründlich zu prüfen, bevor sie es kaufen oder einem Kind geben. „Es ist wichtig, einfach sicherzustellen, dass das Spielzeug qualitativ hochwertig verarbeitet ist, die Teile sicher sind und dass alle Teile vorhanden sind, die vorhanden sein müssen“, sagte Martin.
Warnung vor Magnetspielzeug
Viele Kinderchirurgen warnen außerdem vor Gefahren von magnetischem Spielzeug. Das Verschlucken von kleinen Kügelchen oder Würfeln mit einer starken magnetischen Anziehungskraft könne im schlimmsten Fall tödliche Auswirkungen haben, erklärte die Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie am Universitätsklinikum Jena, Felicitas Eckoldt.
„Das Verschlucken mehrerer Magnete oder von einem Magneten und einem Metallteil ist extrem gefährlich“, sagte Eckoldt. Die Anziehung der Magnete in verschiedenen Teilen des Magen-Darm-Traktes könne die Durchblutung in einem Areal herabsetzen, und es könnten Löcher in der Darmwand entstehen. Derartige Magnete würden beispielsweise als Material für 3D-Puzzles beworben, so Eckoldt, oder als Konstruktionsspielzeug für Erwachsene und Jugendliche. Fälle zeigten jedoch, dass es immer wieder in die Hände von kleineren Kindern gelange.
Also: Insgesamt lässt sich sagen, Augen auf beim Spielzeugkauf. Vorher gut informieren - auch, ob es Produktrückrufe gibt. Und die gute Nachricht: Je älter Kinder werden, umso entspannter kann geschenkt werden.