Manchmal führen grausame Einschnitte im Dasein auf neue, acht- und heilsame Pfade: So erging es Annemarie Lombard Puntschart. Die einst mit 19 Jahren von Österreich nach New York City Ausgewanderte verunglückte 2003 bei einem Fallschirmsprung schwer – und konnte nicht mehr gehen. Mit gerade einmal 15 Prozent bezifferten Ärzte ihre Chance, wieder mobil zu sein – doch mit viel Ausdauer und liebevoller Unterstützung einer guten Freundin schaffte sie es.
Mehr noch: Lombard Puntschart wurde wieder so fit, um aktiv Yoga zu praktizieren. In das Leben davor – ein erfolgreiches, aber laut eigener Aussage auch ein von Zahlen und Verträgen getriebenes – wollte sie nicht mehr zurück. Die Austro-Amerikanerin musste ihre Schritte im wahrsten Sinne des Wortes neu setzen und gab sich selbst dabei frische Koordinaten. Während ihrer beinharten, langwierigen Rekonvaleszenz reiften Gedanken in ihr, zukünftig Körper und Geist zusammenzuführen, Interessierte anzuleiten und ihren Wissensschatz weiterzugeben.
Vor gut 20 Jahren, also noch vor dem Unfall, hatte sie in New Yorks East Village begonnen, Yoga in der Jivamukti-Tradition zu praktizieren. Auch sie selbst verstand ihren Körper einst nur als Vehikel, um voranzukommen – dann wurde ihr die eigene Verletzlichkeit bewusst. Der Einschnitt und die Zeit danach ließen sie die Verbindung von Körper, Geist, Seele, Prana (bedeutet so viel wie "Lebensatem") und nicht zuletzt zur Gemeinschaft neu definieren.
Mittlerweile lebt die Steirerin wieder in Österreich, vor dem Lockdown leitete sie in Wien Yoga-Klassen und Workshops. Ist die Pandemie überstanden, geht es weiter. Zudem ist Lombard Puntschart mit "Venus Frequency" Radiomacherin und spricht dort über Yogapraxis und Meditation.
Ein Geschenk sei es, Mensch zu sein, doch Menschlichkeit sei uns schrittweise verloren gegangen, sagt sie. Hochaktuelle Botschaft: Der Homo sapiens hat es in der Hand, während und nach der Ära des Virus Dinge zu ändern. Eine Zeit des Wandels – man darf/könnte/möge sie auch als kollektive Chance be- und ergreifen.