Eine große, nicht inszeniert wirkende Zärtlichkeit wohnt diesem Bild inne. Es stammt vom portugiesischen Fotografen Gerardo Santos. Er hat Väter der unterschiedlichsten Art vor die Kamera geholt: Alte und Junge, Aufgeregte und Gelassene, stylishe Feschaks und Allerweltstypen. Paulo Flour, den wir hier sehen, ist einer von ihnen. Töchterchen Magdalene liegt wie in einer schützenden Kuhle in den Armen seines Vaters. Dieser drückt dem Mädchen einen Kuss auf den Haarflaum, vielleicht aber atmet Paulo Flour nur den Duft des neugeborenen Geschöpfs ein und staunt noch immer über das Wunder des Lebens.
Heute ist Vatertag. Heute also werden wieder die Männer geehrt. Wiederkehrend ist auch die Diskussion darüber, ob sie das denn verdient haben, ist doch die Last noch immer ungleich verteilt, und besteht ihre Rolle nicht darin, dass sie dieser allzu oft nicht gerecht werden? Vielleicht beginnen wir den Versuch einer Antwort damit: In den allermeisten Fällen sind Männer weder mordende Monster oder sabbernde Grapscher noch unerschrockene Helden oder lichtdurchflutete Heilige. In den allermeisten Fällen sind Männer – auch wenn wir das nicht gerne hören – ziemlich langweiliger Durchschnitt. Unbeholfen, unzulänglich, unfertig.
Bei den Vätern verhält es sich wohl ähnlich: Sie sind weder immer nur die großen, karrieregierigen Abwesenden noch die ständig Anwesenden, die selbst- und karrierevergessen den Kinderwagen durch die Gegend schaukeln. Meist wollen auch Väter das Beste. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass sie auch ihr Bestes geben.
Wir wissen nicht, was für eine Art Vater Paulo Flour wird. Wird er, wie das früher oft der Fall war, nur die ferne Instanz sein; der mahnende, tadelnde, korrigierende, strafende Überbau? Oder wird er gemeinsam mit der Mutter des Kindes oder einer anderen Person – wir wissen auch nicht, in welcher Beziehungskonstellation Paulo Flour lebt – Freud und Leid teilen und gemeinsam das Fundament für das Kindeswohl legen? Vermutlich wird es, wie in den allermeisten Fällen, ein Mischverhältnis sein.