Während sich etwa Falken seit geraumer Zeit auch in Großstädten in unseren Breiten auf die Jagd begeben, machen größere fliegende Beutegreifer wie Adler trotz schwindender, natürlicher Lebensräume bisher einen weiten Bogen um urbanere Lebensräume. Im Fachblatt "Scientific Reports" belegen Forscher dies nun anhand von Daten aus Australien. Die Wissenschafter plädieren dafür, den Lebensraum von großen Greifvögeln, die in Städten nicht Fuß fassen können, besonders zu schützen.

Dass es zum Beispiel größere Adler oder Eulen in stark von Menschen geprägten Umgebungen nicht leicht haben, ist ein nahezu weltweites Phänomen. Das liegt an der dort spärlicher verfügbaren Beute und an der intensiven Verfolgung der Tiere durch den Menschen über Jahrhunderte hinweg, sodass nur scheue Individuen in zurückgezogenen Lebensräumen überlebten.

Einzig der Kronenadler (Stephanoaetus coronatus) schaffte es bisher, sich in Süd- und Ostafrika auch in Städten in großen Zahlen breit zu machen. Teils komme er in dicht besiedelten Gebieten bereits häufiger als im Regenwald vor, erklärte Petra Sumasgutner von der Universität Wien gegenüber der APA. Sie hat die aktuelle Studie mit Kollegen aus Australien durchgeführt. Mit an Bord war u.a. auch die Leiterin der Konrad Lorenz Forschungsstelle der Universität Wien in Grünau im Almtal (OÖ), Sonia Kleindorfer.

Fast 280.000 Sichtungen ausgewertet

Für die Untersuchung griff das Team auf einen riesigen Vogel-Beobachtungsdatensatz zurück, in dem auch 276.674 Sichtungen von 24 Beutegreifern verzeichnet sind. In der Analyse kombinierte man die Daten mit Informationen über das Ausmaß an künstlicher Beleuchtung in den Gebieten, um einzuschätzen, wie urban die untersuchten Regionen sind.

Derartige Untersuchungen wurden für die Südhalbkugel noch kaum durchgeführt, schreiben die Expertinnen und Experten in der Arbeit. Die Ergebnisse passen jedoch mit Beobachtungen in Nordamerika und Europa zusammen. Der häufigste städtische Greifvogel in Österreich ist übrigens der Turmfalke (Falco tinnunculus), der von Sumasgutner und ihrem Team in einer Langzeitstudie in Wien seit 2010 erforscht wird.

Je größer, desto seltener in Städten

In der aktuellen Studie zeigte sich nun, dass je größer die Tiere sind, diese umso seltener in städtischer Umwelt anzutreffen sind. Die Forscher unter der Leitung des BirdLabs der Flinders University in Adelaide (Australien) sehen bei 13 untersuchten Greifvogel-Arten eine relativ große Toleranz gegenüber Städten. Elf meist größere fliegende Beutegreifer scheinen diese hingehen zu meiden.

Gut im verbauten Gebiet kommen demnach vor allem die Östliche Schleiereule (Tyto javanica), die milanartigen Brahminenweihen (Haliastur indus) und Keilschwanzweihen (Haliastur sphenurus) oder der Australische Baumfalke (Falco longipennis) bzw. der Wanderfalke (Falco peregrinus) zurecht. Am seltensten materialisierten sich Sichtungen der großen Arten Australiens, wie dem Keilschwanzadler (Aquila audax) und dem Habichtfalken (Falco berigora).

Australien

Generell tun sich in Australien Beutegreifer mit einem Gewicht zwischen 172 und 370 Gramm im verbauten Gebiet leichter. Greifvögel mit einem Gewicht zwischen 548 und 847 Gramm zeigten gemischte Reaktionen auf dieses Umfeld. All das zeige klar, dass verschiedene Spezies sehr unterschiedliche Fähigkeiten haben, vom Menschen beeinflusste Lebensräume zu besetzen, schreiben die Wissenschafter.

Weil der Mensch vielen eigentlich recht anpassungsfähigen Beutegreifern immer mehr von ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet nimmt, wäre es daher umso wichtiger, deren Lebensräume besser zu schützen. Bei mehr als der Hälfte der Greifvogel-Arten weltweit werden mittlerweile abnehmende Bestände registriert. Das ist auch deshalb höchst problematisch, da die Jäger wichtige Funktionen im Ökosystem einnehmen, indem sie etwa die Verbreitung von Seuchen erschweren.