Eine aktuelle Erhebung unter Wiener Tierärztinnen und Tierärzten zeigt, dass Katzen der Rasse Scottish Fold (Schottische Faltohrkatze) einen Boom erleben. Das teilten die Landesstelle Wien der Österreichischen Tierärztekammer und die Tierschutzombudsstelle Wien mit. Eine Nachricht, die mit viel Tierleid verbunden ist – denn die Katzen dieser Rasse leiden allesamt an Osteochondrodysplasie (OCD) und fallen damit unter den Qualzucht-Paragrafen im österreichischen Tierschutzgesetz.
"Das Leid dieser Katzen ist genetisch vorprogrammiert. Obwohl Zucht, Import, Weitergabe und Erwerb der Tiere in Österreich verboten sind, sind sie omnipräsent", sagen die Wiener Tierschutzombudsfrau Eva Persy und Manfred Hochleithner, Präsident der Landesstelle Wien der Österreichischen Tierärztekammer.
"Kranke Katzen" liegen im Trend
Laut Analyse der qualitativen Umfrage der Wiener Tierärztekammer komme es seit rund einem Jahr in der Bundeshauptstadt zu einem Anstieg bei den Schottischen Faltohrkatzen von "mehreren Neukunden pro Monat" bis hin zu "zwei bis drei solcher Katzen in der Woche".
In diesem speziellen Fall werden die Tiere oft wegen ihrer "gefalteten" Ohren gekauft. Was für die Besitzer drollig aussieht, ist Merkmal der Krankheit: "Die Ohren sind das sichtbare Zeichen einer unheilbaren Erbkrankheit", erklärt Tierarzt Hochleithner. "Was süß ausschaut, bedeutet für die Tiere höllische Qualen."
Die Katzen werden durch Gelenksschwellungen, verdickte und missgestaltete Gliedmaßen sowie abnormale Körperhaltung und Gangart in ihrem Leben stark beeinträchtigt. "Oftmals bleibt leider nur die Euthanasie als einzige Möglichkeit, das Leid zu beenden", so Hochleithner.
Die Berichte aus der tierärztlichen Praxis zeigen das Leid eindrücklich: Da ist etwa der Fall des jungen Katers, gerade erst ein Jahr alt, der nicht mehr gehen konnte. „Die Pfoten waren extrem verdickt, schmerzhaft, es war keine Bewegung der Zehen möglich“, berichtet der behandelnde Tierarzt. „Die Zehen waren teilweise verformt, die Krallen unbeweglich, zum Teil eingewachsen, die Pfoten steinhart und aufgeschürft.“ Nach einer Woche vergeblicher Hoffnung auf Besserung des Zustands wurde das Tier eingeschläfert.
Oder der Fall der Scottish Fold, die kürzlich als Fundtier ins TierQuarTier Wien kam – und aufgrund ihres desaströsen Gesundheitszustands sofort erlöst werden musste. Denn zusätzlich würden diese Tiere bei Auftreten der Krankheitssymptome immer häufiger ausgesetzt werden – mit Ausbrechen der Krankheit steigen auch die Tierarztrechnungen.
Strengere Gesetze gefordert
Auch andere Rassen, die mit qualvoller Aufzucht in Verbindung gebracht werden, würden im Trend liegen. So berichten die befragten Tierärztinnen und Tierärzte von einer Zunahme an Nacktkatzen, kurzköpfigen Rassen wie Perser oder Britisch Kurzhaar sowie Tieren, die unter Polydaktylie ("Vielzehigkeit") leiden.
Es brauche Aufklärungsarbeit bei potenziellen Besitzern bis hin zur Bestrafung etwa für Zucht und Handel. Aber auch mit der Pflege überforderte Katzenhalter sollten Konsequenzen spüren.
Auch die Organisation "Vier Pfoten" forderte die österreichische Regierung auf, "endlich die überfällige Gesetzesnovelle zu verabschieden und Qualzucht einen Riegel vorzuschieben". "Qualzucht bedeutet, dass die betroffenen Tiere ihr Leben lang an Deformationen oder Krankheiten leiden. Sie sind Opfer des Modewahns, der bestimmte optische Merkmale verlangt", so die Organisation in einer Aussendung.