Mit der gestiegenen Nachfrage nach Heimtieren in der Corona-Pandemie hat auch der illegale Handel mit Hundewelpen zugenommen. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Vetmeduni, für die TierärztInnen in Österreich, Deutschland und der Schweiz zu den Auswirkungen der Pandemie auf den illegalen Handel mit jungen Hunden befragt wurden. Das Ergebnis: Nicht nur die Anzahl von Jungtieren aus dem illegalen Handel ist deutlich gewachsen, sondern auch die Zahl erkrankter Welpen. Die Vetmeduni und die Tierschutzombudsstelle Wien appellieren, Hunde nur nach reiflicher Überlegung und umfassender Information über das Tier und seine Herkunft anzuschaffen, um Leid für Tier und Mensch zu vermeiden. 

Besonderes Augenmerk lag auf den damit verbundenen gesundheitlichen Problemen (Erkrankungen, Verhaltensstörungen) sowie fehlenden Impfungen. Inwiefern zukünftige Welpenbesitzer von den Händlern unzureichend informiert und auch getäuscht wurden, stand ebenfalls im Fokus der Arbeit.

227 Teilnehmer in Schweiz, Österreich und Deutschland

Dazu wurde ein Online-Fragebogen an die in der Schweiz, Österreich und Deutschland praktizierenden Tierärzte verteilt. Insgesamt nahmen 227 Tierärzte an der Online-Umfrage teil. 73 Prozent der befragten Praktiker bestätigten die Annahme, dass seit dem ersten Covid-19-Lockdown vermehrt Welpen behandelt werden mussten. Zusätzlich stieg die Anzahl der Hunde, die aus dem Ausland importiert wurden. 42 Prozent der Tierärzt:innen berichteten, dass ihrer Meinung nach wohl ein Fünftel dieser ausländischen Hunde aus dem illegalen Hunde- und Welpenhandel stammen. Lediglich vier Prozent der befragten Tierärzt:innen gaben an, dass zwischen März 2020 und März 2021 kein einziges Tier aus dem Ausland verdächtig für den illegalen Welpenhandel war.

Laut den befragten Tierärzte sind Rumänien (73 Prozent der Angaben), Ungarn (61 Prozent) und Bulgarien (43 Prozent) die am häufigsten vorkommenden Herkunftsländer ausländischer Welpen.

Ein Viertel der Tiere sind krank

Laut den Tierärzten sind bis zu 25 Prozent der Tiere aus dem Ausland bei Ankunft krank oder erkranken kurz danach. Dazu Clair Firth: „Am häufigsten wurde ein Befall mit Würmern, Flöhen und Milben oder Durchfall und Erbrechen festgestellt. Die am häufigsten diagnostizierte Infektionskrankheit geht auf das Parvovirus zurück.“ Das erhöhte Vorkommen von Parvovirose hatte auch eine Erhebung der Vetmeduni gemeinsam mit der Tierschutzombudsstelle Wien im Frühjahr 2021 bestätigt. Demnach ist die Anzahl der schwer kranken Hunde seit Beginn der Corona-Pandemie um 40 Prozent gestiegen. Auch Verhaltensauffälligkeiten bei den importierten Hunden wurden vermehrt von den Tierärzt:innen festgestellt.

Bei der Einreise sind die Tiere aus dem Ausland zudem meist jünger als im Heimtierausweis angegeben und weisen oft keine Tollwutimpfung auf. In Österreich war ein Import junger Hunde ohne Tollwutimpfung bislang möglich, dies wurde jedoch kürzlich geändert. Denn: Bei Tieren aus Ländern wie Rumänien oder Bulgarien, die nicht tollwut-frei sind, könnte die Einschleppung dieser für Mensch wie Tier tödlichen Seuche dramatische Folgen haben. Auch Routineimpfungen, wie gegen das oben erwähnte Parvovirus bzw. gegen Staupe, sind häufig nicht durchgeführt worden.

Information unzureichend

Mit dem illegalen Hunde- und Welpenhandel werden hohe Gewinne erzielt und laut Firth wird er „auch deshalb aufrechterhalten, da die Händler meist nicht ausfindig gemacht werden können, es keine ausreichenden Konsequenzen gibt, die Bevölkerung unzureichend informiert ist und sich durch Falschinformationen zum Kauf eines kostengünstigen Welpen bewegen lässt.“

Die befragten Tierärzt:innen sind der Meinung, dass die Käufer:innen von Tieren aus dem illegalen Hunde- und Welpenhandel am häufigsten durch falsche Versprechungen, wie zum Beispiel vorhandene Impfungen oder eine besondere Abstammung (72 Prozent), gefälschte Fotos (53 Prozent) oder eine schöne Homepage (46 Prozent) getäuscht werden.

Digitalisierung, Pandemie und illegaler Welpenhandel

Die Corona-Pandemie brachte einen gewaltigen Schub in der Digitalisierung. Das Internet hatte sich zwar bereits zuvor zu einer wichtigen Verkaufs- und Vermittlungsplattform für Tiere entwickelt, doch erlebte der Internethandel mit Tieren während der Pandemie einen gigantischen Aufschwung. So hat eine Auswertung der Tierschutzombudsstelle Wien ergeben, dass sich die Anzahl der Google-Suchanfragen zum Thema „Welpen kaufen“ seit dem ersten Lockdown im März 2020 in Österreich mehr als verdoppelt hat (plus 120 Prozent). „Die Nachfrage nach Welpen war so groß, dass viele einfach per Mausklick einen Hund bestellten“, berichtet Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien. „Die armen Tiere stammen jedoch nicht, wie meist angegeben, aus liebevoller Familienaufzucht, sondern von skrupellosen Vermehrer:innen, die im Ausland am laufenden Band unter unsäglichen Bedingungen Welpen für den Markt produzieren.“

Auch bei einem vermeintlich heimischen Erwerb von Welpen können die zukünftigen Halter:innen irregeführt werden: Welpenportale mit „.at-Endung“ lassen vermuten, dass es sich um inländische Anbieter:innen handelt – was jedoch meist nicht der Fall ist. „Glücklicherweise sind die rechtlichen Bestimmungen bei der Novelle des Tierschutzgesetzes im Sommer auf unsere Initiative hin so verschärft worden, dass künftig auch das unerlaubte Anbieten vom Tieren im Internet von im Ausland ansässigen Händler:innen gestraft werden kann“, so Eva Persy.

Mit der WAU-Methode gegen illegalen Welpen-Handel

Die Tierschutzombudstelle rät Hundeinteressent:innen, bei der Suche nach einem neuen Begleiter nach der WAU-Methode, dem tierschutzgerechten 3-Schritte-Plan für eine vernünftige Hundeanschaffung, vorzugehen. „Wissen aneignen, Angebot im Tierheim checken, Unterstützung bei der Suche von Expert:innen wie tierschutzqualifizierten Hundetrainer, Haustierärzte oder den lokalen Tierschutzombudsstellen einholen: Werden die einfachen Empfehlungen Schritt für Schritt befolgt, dann vermindert diese umsichtige Vorgangsweise bei der Suche nach einem Hund das Risiko, ein krankes Tier von unseriösen Händler zu kaufen“, betont Eva Persy.

Niemals sollte ein Welpe ohne Besuch der Zuchtstätte und ohne Anschauen des Muttertieres aus dem Internet bestellt werden!