Die steigenden Energiepreise lassen viele Menschen mit dem Aufdrehen der Heizung trotz der sinkenden Temperaturen und dem herbstlichen Wetter noch zuwarten. Auch in zahlreichen öffentlichen Gebäuden wird diesen Winter gespart, teilweise sollen Räumlichkeiten maximal auf 18 Grad geheizt werden.
Hohe Heizungskosten betreffen in weiterer Folge jedoch nicht nur den Menschen, sondern auch seine tierischen Begleiter. Damit Haustiere sich in ihrem Heim wohlfühlen, brauchen sie gewisse Raumtemperaturen. Vor allem bei exotischen Tieren wie Echsen und Schlangen sind stabile Temperaturen, die dem natürlichen Habitat der Rassen angepasst sind, essenziell für die Gesundheit, sagt der Präsident der Österreichischen Tierärztekammer, Kurt Frühwirth. "Dass die Leute Energie sparen wollen, um Kosten zu sparen, wird sich auf manche Haustiere unweigerlich auswirken", sagt er. Doch nicht für alle Heimtiere sind geringere Raumtemperaturen etwas Schlechtes, manche profitieren sogar davon.
Zu warm für Nagetiere
Vor allem Nagetiere wie Kaninchen und Meerschweinchen werden laut Frühwirth grundsätzlich im Eigenheim häufig zu hohen Temperaturen ausgesetzt. "Natürlich kommt es immer darauf an, in welcher Umgebung die Tiere gehalten werden, doch in Wohnungskäfigen war ihnen bislang im Winter meist zu warm", erklärt Frühwirth. So liege die ideale Wohlfühltemperatur für Kaninchen und Meerschweinchen bei 15 Grad, für Hamster liegt die perfekte Temperatur zwischen 20 und 22 Grad.
"Säugetiere haben gute wärmeregulatorische Kapazitäten, können mit Kälte aber viel besser umgehen als mit Hitze. Vor allem heiße Sommer können lebensbedrohlich sein, da die Grenze der Thermoregulation bei Hitze schnell erreicht ist", so der Tierärztekammer-Präsident. Aus diesem Grund seien kühlere Temperaturen in diesem Fall sogar besser als überhitzte Wohnungen. "Im Sommer kann durch Hitze der sogenannte Kocheffekt entstehen, durch den Tiere überhitzen, kühle Räume sind zumindest für Säugetiere also gar nicht so problematisch, wie man denkt."
Gesund, krank, trächtig – unterschiedliche Anforderungen
Auch Hunde und Katzen fühlen sich in kühleren Räumen wohler, während für Kurzhaarkatzen die ideale Raumtemperatur bei 20 bis 25 Grad liegt, bewegt sie sich für Langhaarkatzen zwischen 18 und 23 Grad. Hunde haben ebenso kein Problem mit Kälte, solange die Temperaturen über zehn Grad liegen. "Am Ende kommt es allerdings auf mehrere Faktoren an. Neben der Felllänge spielt das Alter der Tiere eine große Rolle, aber auch, ob es sich um trächtige und gesunde oder kranke Haustiere handelt. Gesunde Vierbeiner können Temperaturen besser ausgleichen als kranke und alte Tiere", weiß Frühwirth. Möpse sind unter anderem aufgrund ihrer Überzüchtung im Nachteil und können ihre Temperatur schlechter regulieren als andere Hunderassen.
Während klassische Heimtiere wie Hunde, Katzen und Nagetiere kältere Räume gut wegstecken, birgt die Haltung von exotischen Reptilien und Amphibien vor allem in der kalten Jahreszeit große Herausforderungen. "Es gibt gesetzliche Vorgaben, dass die Lebensräume der Tiere so optimal gestaltet werden müssen, wie es in freier Natur ist. Das ging schon vor den steigenden Energiekosten für Halterinnen und Halter ins Geld. Exotenhaltung ist per se nicht billig." Je nach Art des Tieres unterscheiden sich die Anforderungen an die Umgebung teils sehr stark – Luftfeuchtigkeit, Helligkeit, Temperatur und Bewegungsfreiraum sind Faktoren, die genau an die Tierart angepasst werden müssen. "Die meisten Erkrankungen bei Tieren wie Schlangen und Echsen sind haltungsbedingt", weiß der Präsident.
Sachkundenachweis für Exoten
Frühwirth befürchtet, dass durch die steigenden Heizungskosten exotische Tiere vermehrt ausgesetzt oder abgegeben werden könnten, da sich die Halterinnen und Halter für die Haltung notwendige Terrarien und Wärmestrahler nicht mehr leisten können. "Niemand war auf diesen massiven Anstieg der Energiekosten vorbereitet, die Tiere einfach auszusetzen, ist aber keine Lösung."
Am 1. Jänner 2023 wird zumindest in Wien ein verpflichtender Sachkundenachweis für Exoten eingeführt, mit der neuen Tierschutznovelle soll auch die prekäre Situation hinsichtlich der Meldung von Exotenhaltung verbessert werden. "Es gibt immer noch viele Exoten, die nicht gemeldet sind oder illegal gehalten werden. Man kann nur immer wieder appellieren, sich die Anschaffung eines Tieres gut zu überlegen, vor allem bei Reptilien braucht es Spezialwissen und viel Erfahrung", so Frühwirth.