Für jedes Frauchen und Herrchen ist ihr Tier etwas ganz Besonderes. Nicht wenige Tierhalter möchten jedoch auch, dass alle anderen Menschen auf den ersten Blick erkennen können: Dieser Hund ist nicht irgendeiner. Eine Möglichkeit ist die Farbe des Fells, weshalb sprichwörtliche "bunte Hunde" in ungewöhnlichen Farbschlägen in den letzten Jahren immer mehr in Mode kommen. Aber was Zweibeiner schön finden, kann die Vierbeiner krank machen.

In den letzten Jahren sind besonders über unseriöse Quellen im Internet, hinter denen sogenannte "Welpenfabriken" stecken können und bei denen man ohnehin niemals ein Tier kaufen sollte, neue Farbschläge bei Rassen aufgetaucht. So etwa Französische Bulldoggen oder American Staffordshire Terriern in Blau oder Labradoren in Silber oder Champagner. Farben, die von den Fédération Cynologique Internationale (FCI), dem größten kynologischen Dachverband der Welt, nicht anerkannt werden – und das aus gutem Grund.

Diese Tiere tragen nämlich das sogenannte Dilute-Gen, das für eine aufgehellte Färbung sorgt. So wird etwa aus Schwarz ein gräulicher oder bläulicher Farbton (auch Blue Line genannt), aus Braun ein silbriger oder als Semmelbraun ein champagnerfarbener. Aber diese Genmutation kann auch anderen Einfluss im Körper des Tieres nehmen, es erhöht etwa das Risiko der Krankheit CDA (Color Dilution Alopecia). Dabei gilt: Nicht jeder Hund mit einem Dilute-Gen erkrankt an CDA – aber jeder Hund mit CDA hat ein Fell in dieser Farbe. 

Ein "silberner" Labrador, der das Dilute-Gen trägt
Ein "silberner" Labrador, der das Dilute-Gen trägt © Daniela Hofer/stock.adobe.com (Daniela Hofer)

Blaue oder silberne Hunde

Erste Symptome wie starker Juckreiz, Haarausfall, kahle Stellen und Entzündungen der Haut können ab einem Alter von sechs Monaten auftreten. Welpen zeigen also noch keine Anzeichen der Krankheit, die dazu führen kann, dass die Tiere ein Leben lang behandelt sowie vor Sonneneinstrahlung und Kälte penibel geschützt werden müssen. Auch Immunschwäche oder erhöhte Anfälligkeit für Allergien oder Magen-Darm-Probleme können vorkommen.

Um Tiere mit diesen besonderen Farbschlägen, die sich teurer verkaufen lassen, zu erhalten, wird also bewusst mit Trägern des Dilute-Gens gezüchtet. Und damit auch die Erkrankung der Hunde in Kauf genommen. Einen seriösen Züchter erkennt man daran, dass er keine Anpaarungen vornehmen würde, bei denen diese aufgehellten Fellfarben entstehen können.

Anders ist die Sachlage etwa beim Weimaraner: Die silbernen Jagdhunde sind laut Forschung natürliche Träger des Dilute-Gens und haben daher kein erhöhtes CDA-Risiko.

Schön gescheckt

Jeder kennt die Bilder hübsch gescheckter Vertreter der Rasse Australian Shepherd, von denen viele obendrein noch blaue Augen haben. Dafür verantwortlich ist das Merle-Gen, das ebenfalls das Fell der Hunde aufhellt – aber nicht gleichmäßig, sondern in unregelmäßigen Flecken. Die Genmutation kann auch Einfluss auf die Farbe der Augen nehmen.

Richtig problematisch kann es für Hunde werden, wenn beide Elterntiere das Merle-Gen tragen. Ist das der Fall, treten bei rund einem Viertel der Welpen schwere genetische Defekte auf. Dazu zählen Taubheit, Fehlbildungen der Augen, Blindheit, deformierte Skelette und andere Missbildungen.

Doch auch wenn nur einer der Elternteile ein Träger des Merle-Gens ist, können die Tiere durch den Geneffekt beeinträchtigt sein, wenn auch schwächer und seltener. Egal ob Collie, Dackel oder Cocker Spaniel mit gesprenkeltem Fell – unbedingt nur bei einem Züchter kaufen, der die Elterntiere auf das Merle-Gen hat testen lassen.