Asiatische Elefanten haben offenbar mehr Möglichkeiten, ihre Ausdrucksweise zu verändern, als bisher gedacht wurde. Wiener Forscher konnten in einer im Fachjournal "Animals" veröffentlichten Studie zeigen, dass die Tiere nicht nur zu Lautäußerungen durch die Nase – vulgo Rüssel – oder den Mund fähig sind. Mithilfe von Schalldruck-Kameras wurde klar, dass sie die beiden Varianten auch zu einer Art nasaler Aussprache von Lauten aus dem Mund kombinieren können.

Bisher dachten Wissenschaftler, dass Tiere bei der Lautproduktion in der Regel entweder auf die Nase oder den Mund setzen, eine Kombination der beiden aber eher unwahrscheinlich ist. Zwar gab es bei Damhirschen, Walrossen oder Meerkatzen Hinweise, dass auch sie zu einer nasalen Aussprache fähig sind, ein Nachweis blieb bisher aber aus, heißt es am Dienstag in einer Aussendung der Universität Wien.

Wenn Elefanten "Französisch" sprechen

Kultiviert hat diese Lautvariante zweifelsohne der Mensch. In einigen Sprachen wie etwa dem Französischen oder dem Hindi werden die Resonanzräume im Mund- und Rachenraum gezielt zu nasal klingenden Lauten kombiniert. Die so erreichte charakteristische Aussprache hilft dabei, Wörter zu unterscheiden, die ansonsten gleich tönen würden. Im "Schönbrunnerdeutsch" hingegen dient die betont nasale Sprechart bekanntlich eher der Abgrenzung gegenüber anderen sozialen Gruppen. Egal, welche Motivation dahinter steht, die nasale Aussprache erweitert das Lautspektrum.

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Aufnahmen mit einer akustischen Kamera

Als Träger der längsten Nase im Tierreich nutzen Elefanten ihren Rüssel für einen Großteil ihrer Lautäußerungen – egal ob diese im für uns Menschen wahrnehmbaren Frequenzbereich oder im Infraschallbereich liegen. Das zeigte die neue Untersuchung des Teams um die beiden Kognitionsbiologinnen Veronika Beeck und Angela Stöger-Horwath von der Uni Wien. Sie richteten eine akustische Kamera auf Asiatische Elefanten, die im Chitwan-Nationalpark in Nepal leben. Diese Kamera kann Schalldruck farblich darstellen. Das lässt auch Schlüsse darüber zu, ob die stattlichen Tiere ihre Lautäußerungen über Nase oder Mund tätigen.

Neben häufigen Lauten aus dem Rüssel und seltenen aus dem Mund kamen auch Äußerungen unter Mithilfe beider anatomischer Strukturen zustande: So zeigte "die akustische Kamera zweifelsfrei auch Laute, die gleichzeitig aus Mund und Rüssel kamen, und deren Resonanzspektrum tatsächlich den nasalen Vokalen von Menschen ähnelten", so Beeck.

Das dürfte den Asiatischen Elefanten die Möglichkeit eröffnen, mehr Information in ihre Kommunikation zu packen. Außerdem könnte diese Art der Lautproduktion dafür genutzt werden, mithilfe der tieffrequenten Resonanzen Äußerungen aus dem Mund weiter in die Ferne zu tragen. Die neuen Erkenntnisse legen für die beteiligten Wissenschaftler jedenfalls nahe, dass die Bandbreite an Lauten, die Säugetiere abseits des Menschen produzieren können, mitunter größer ist als bisher vermutet.