Der drollige Blick. Die kleine Stupsnase. Das runde Gesicht mit den immer angeklappten Ohren. Sie sind gerade in Mode, die Schottischen Faltohrkatzen, unzählige Bilder der Briten schwirren durch die sozialen Medien. Und wecken in vielen Menschen den Wunsch, auch so einen Stubentiger zu haben.
Doch dieser Traum wandelt sich nicht selten zu einem Albtraum: nicht nur für die Halterin oder den Halter, ganz besonders für das Tier. Denn ein sehr häufiges Phänomen bei den "Scottish Fold"- oder "Highland Fold"-Katzen ist die sogenannte Skelettdysplasie. Darunter versteht man Knochen- und Knorpelveränderungen, die dazu führen, dass das Skelett sich nicht normal entwickelt. Erste Symptome treten oft schon vor dem zweiten Lebensjahr auf.
Leiden für ein "Schönheitsideal"
"Sehr oft leiden die Katzen dann unter schwerer Arthrose bis hin zur Lahmheit. Sie können sich zum Teil nur schwer oder fast gar nicht mehr bewegen. Sie vermeiden es zu springen und ihr natürliches Verhalten auszuleben. Viele Tiere reagieren mit Aggressivität, wenn sie angefasst werden, da der ganze Körper schmerzt", erklärt Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten.
Dabei handelt es sich um eine Erbkrankheit – jede Schottische Faltohrkatze leidet unter Osteochondrodysplasie (OCD). Die dafür verantwortliche Genmutation ist es nämlich, die für die nach vorne geklappten Ohren sorgt. Allerdings ist es unterschiedlich, ab wann und wie stark die Symptome auftreten. Eine Möglichkeit, die Erkrankung zu heilen, gibt es bislang nicht – es bleibt lediglich die symptomatische Behandlung der Schmerzen durch Medikamente oder Strahlentherapie. Am Ende müssen die Katzen meist erlöst werden.
Der Handel, die Zucht, der Kauf und der Import von Faltohrkatzen ist in Österreich verboten. Gleiches gilt etwa auch für Manx-Katzen (mit langem Fell Cymric genannt), die aufgrund einer Verkürzung der Schwanzwirbelsäule keinen oder nur einen sehr kurzen Schwanz haben. Dennoch wird dieses Verbot über den illegalen Handel im Internet umgangen.
Weitere betroffene Rassen
Ein weiteres "Schönheitsideal", das den Tieren gezielt angezüchtet wird und ein Leben mit andauerndem Leiden bedeuten kann, sind besonders kurze Nasen. Bei Hunden ist die sogenannte Kurzköpfigkeit (Brachyzephalie) beim Mops oder der Französischen Bulldogge schon länger ein Thema, aber auch bei Katzen ist sie verbreitet.
Man kennt sie von Persern, Britisch Lang- oder Kurzhaarkatzen und wie bei Hunden gehen die kurzen Nasen mit Problemen der Atemwege, aber auch Zahnfehlstellungen und hervorstehenden Augen einher. "Je nach Schwere haben die Katzen ausgeprägte Atemgeräusche, ermüden bei körperlicher Anstrengung schneller und werden im Extremfall ohnmächtig. Manchmal kommt es zu Husten, Erstickungsanfällen und Erbrechen. Mit der Zeit können sich sogar Entzündungen an anderen Stellen der Atemwege und letztendlich auch Herzprobleme ergeben", sagt Weissenböck.
Anders geartet ist die Problematik bei Munchkin-Katzen: Sie werden auch "Dackel der Katzenwelt" genannt, weil sie wegen einer genetischen Mutation (Chondrodysplasie) zu kurze Beine haben. Damit können schmerzhafte Probleme mit dem Bewegungsapparat einhergehen.
Anhaltend ist auch der Trend zu sogenannten Nacktkatzen, die nur wenige Haare haben oder komplett haarlos sind. "Nacktkatzen wie die Sphinxkatzen sind sehr temperaturempfindlich, da sie kein schützendes Fell gegen Sonneneinstrahlung, Kälte oder Zug haben. Darüber hinaus wurden bei ihnen Gene entdeckt, die unter anderem für die Erkrankung des Herzmuskels ("hypertrophe Kardiomyopathie") verantwortlich sind. Zusätzlich leiden sie vermehrt unter Haut- und Zahnproblemen", sagt Weissenböck.