Vor dem Ende der Begutachtungsfrist für das neue Tierschutzpaket morgen, Mittwoch, hat die Tierschutzombudsstelle Wien nach ihrer Kritik am "Qualzucht-Umgehungs-Paragraf" am Sonntag nun auch die fehlenden Verbesserungen in der Schweinehaltung im Entwurf bemängelt. Auch in den anderen Stellungnahmen zum Anfang Mai vorgestellten Tierschutzgesetz (TSchG) ist die Schweinhaltung einer der meisterwähnten Mängel.
Unter dem Motto "Stoppt den Vollspaltenboden" haben sich am Dienstag nun auch Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, Bio-Schweinebauer Norbert Hackl, Gesundheitsmediziner Hans-Peter Hutter, Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Sebastian Theissing-Matei und Tierethiker und Veterinärmediziner Rudolf Winkelmayer gegen diese Haltungsform gewandt. "Die Einigkeit über alle Disziplinen hinweg zeigt: Die Mindeststandards, die die Bundesregierung im sogenannten Tierschutzpaket für die landwirtschaftliche Tierhaltung vorschlägt, sind für die Gesellschaft von heute und die besonderen Herausforderungen, vor denen sie steht, schlichtweg ungenügend", so Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien. "Was morgen als Novelle verkauft werden soll, ist in Wahrheit von vorgestern."
Labonca "Sonnenschweine"
Norbert Hackl, Gründer und Betreiber des Biohofes Labonca, hielt in seinem Statement fest, dass beinahe alle Haltungsformen in der Landwirtschaft in keiner Weise oder nur teilweise den Kriterien einer bedürfnisgerechten Haltung entsprechen. "Vollspaltenböden sind das Schlimmste, das man einem Schwein antun kann, dennoch prägen Vollspaltenböden das Leben der meisten Schweine in unserem Land." "Dieses "Tierschutzpaket" muss grundlegend überarbeitet werden, bevor es im Nationalrat abgestimmt bzw. vom Bundesgesundheitsminister erlassen wird", fordert Persy abschließend. "Wir erwarten uns, dass dies nach dem Ende der Begutachtungsfrist am Mittwoch umgehend geschehen wird."
Küken-Schreddern und Tiertransporte
Insgesamt sind bis Dienstag, 11.00 Uhr, 24 Stellungnahmen zum TSchG eingegangen, 13 davon kamen von NGOs und anderen Institutionen. Zwar sieht die Regierung mit dem Tierschutzgesetz, das unter anderem auch ein Ende des Küken-Schreddern, mehr Bewegungsfreiheit für Rinder und Einschränkungen bei Tiertransporten beinhaltet, Forderungen des Tierschutzvolksbegehrens umgesetzt. Jedoch räumte der für den Tierschutz zuständige Minister Johannes Rauch (Grüne) bei Präsentation ebenfalls noch Handlungsbedarf in der Schweinehaltung ein.