Aktivisten und Aktivistinnen der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben am Mittwoch in der Früh vor der Zentrale der Agrarmarkt Austria (AMA) in Wien gegen die laut der NGO schlechten Haltungsbedingungen von Schweinen mit dem AMA-Gütesiegel und die äußerst mangelhafte Transparenz für Konsumenten protestiert. Die AMA betonte hingegen, dass das Gütesiegel-Programm über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehe und weiter ausgebaut wird.
"Das rot-weiß-rote AMA-Gütesiegel genießt in Österreich einen guten Ruf. Doch gerade in der Schweinehaltung zeigt ein genauerer Blick: Von Tierwohl und Umweltschutz kann hier keine Rede sein", kritisierte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich. AMA-Schweine werden demnach routinemäßig ohne Betäubung kastriert und ihre Schwänzchen kürzer geschnitten. AMA-Schweine müssten "meist auf Vollspaltenböden leiden und haben überwiegend keinen Zugang zu Stroh". "Unterm Strich sind die Kriterien des AMA-Gütesiegels so niedrig, dass AMA-Schweinefleisch in deutschen Supermärkten gar nicht mehr verkauft würde", so die NGO.
Tiere häufig krank
Die schlechten Haltungsbedingungen bedingen demnach auch, dass die Tiere häufig krank werden und übermäßig Antibiotika eingesetzt werden müssen. Das führe wiederum dazu, dass sie antibiotikaresistente Keime entwickeln, die auch Menschen gefährlich werden können. Greenpeace forderte vom frisch angelobten Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) sowie von Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) eine Anhebung der Haltungsstandards des AMA-Gütesiegels sowie eine Kennzeichnung der Haltungsform auf allen Fleischprodukten in den österreichischen Supermärkten.
Vorbild Deutschland
Als positives Beispiel nannte Greenpeace Deutschland, wo bereits seit 2019 Fleisch in Supermärkten in Kategorien von 1 bis 4 gekennzeichnet wird. "Für jede Konsumentin und jeden Konsumenten ist auf einen Blick und objektiv erkenntlich, welche Tiere besonders leiden mussten und welchen es besser gegangen ist – unabhängig von irreführenden Werbebotschaften", so die NGO.
Die AMA wies die Kritik zurück: "Fakt ist, dass das AMA-Gütesiegelprogramm Schweinehaltung in einigen Punkten über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht", hieß es. So seien seit heuer neue Platzanforderungen für die Schweinehaltung definiert. Demnach muss den Tieren etwa zehn Prozent mehr Platz (15 Prozent bei Neubauten) zur Verfügung stehen. Im Rahmen eines Stufenplans seien weitere verpflichtende Erhöhungen des Platzangebots in den nächsten Jahren festgelegt.
Die AMA verwies zudem auf den "Masterplan Schwein", der vorsehe, dass bis 2030 eine Million Schweine – "das ist jedes zweite Schwein im AMA-Gütesiegel-Programm" – aus Haltungsformen mit wesentlich höheren Anforderungen kommen. Die dafür notwendige transparente Kennzeichnung ist der AMA zufolge gerade in der Finalisierung.