Tiere gehören schon in Friedenszeiten zu den größten Verlierern. Im Krieg verschärft sich diese Situation normalerweise extrem. Flüchtende lassen ihre Haustiere zurück, die dann oft verhungern oder getötet werden. In der Ukraine ist das anders: Außergewöhnlich viele Menschen haben bei der Flucht ihre Haustiere mitgenommen, was für ein hohes Tierschutzbewusstsein spricht. Aus unterschiedlichen Gründen ist es vielen Geflüchteten dann aber nicht möglich, ihre Tiere in die Unterkünfte mitzunehmen, weswegen die Tierschutzorganisation Pfotenhilfe in der Grenzregion Oberösterreich/Salzburg seit Kriegsbeginn Pflegestellen für die betroffenen Haustiere angeboten hat.
"Oft hilft es schon, ein Tier ein paar Tage in Sicherheit mit optimaler Betreuung zu wissen und selbst einmal zur Ruhe zu kommen", sagt Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler. "Die kleine Luna durfte zwar in die Notunterkunft mitgenommen werden, kam dort aber nicht zurecht und daher kamen auch die Menschen mit ihr nicht klar. Natürlich nahmen wir Luna vorübergehend bei uns auf und gaben der verängstigten Chihuahua-Hündin die dringend nötige Ruhe und Geborgenheit. Bei Luna wurden die Impfungen aufgefrischt und sie wurde gechippt und registriert, damit sich ihre Familie zumindest darüber keine Sorgen mehr machen muss. Das wichtigste für die ängstliche, kleine Hündin waren aber die Kuscheleinheiten. Auch Luna ist übrigens ein furchtbar armes Qualzuchtopfer mit stark hervortretenden Augen, Wasserkopf und sehr verletzungsanfälligen Lücken in der Schädeldecke." Luna konnte mit ihrer Familie kürzlich aus der Notunterkunft in ein tierfreundliches Privatquartier umziehen.
Die Pfotenhilfe unterstützt die Betroffenen auch bei der medizinischen Versorgung ihrer Schützlinge, lässt sie durchchecken, entwurmen, impfen und chippen sowie in der amtlichen Heimtierdatenbank gesetzeskonform registrieren und einen EU-Heimtierausweis ausstellen. Bei Bedarf werden Krankheiten oder Verletzungen behandelt.
Bei Anfragen, die nicht im Einzugsbereich liegen, gibt die Pfotenhilfe Auskünfte über Tierärzte, die Tiere Geflüchteter kostenlos erstversorgen und hat mittlerweile ein Pflegestellennetzwerk aufgebaut. Die Behörden schätzen, dass schon über 250.000 Vertriebene aus der Ukraine in Österreich sind, mindestens fünf Prozent davon mit Haustieren.