Die polnische Grenzregion zur Ukraine befindet sich im Ausnahmezustand. Am Bahnhof in Przemysl, wenige Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt, kommen rund um die Uhr Menschen an, die vor dem Krieg fliehen. Schon mehr als 1,5 Millionen Ukrainer sind auf der Flucht. Viele, die alles verloren haben und nun nicht wissen wohin.
Niemand hat viel Gepäck: Manche ziehen kleine Rollkoffer nach, andere haben nur einen Rucksack und Plastiksackerl dabei. Einige Kinder tragen ein Kuscheltier unter dem Arm. Und viele Menschen nehmen bei der Flucht ihre Haustiere mit. Katzen am Arm und in der Transportbox, Hunde unter der Jacke oder über den Schultern sind ein häufiges Bild.
Laut Tierschutzorganisation "Peta" blieben leider unzählige Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Vögel in der Ukraine oder an den Grenzübergängen zurück, weil anfangs die Einreise mit Tier verweigert wurde.
Viele Tierschutzorganisationen in Europa wurden aktiv. Auch das österreichische Tierschutzministerium half rasch. Es hat die Einreisebestimmungen für Haustiere aus dem Kriegsgebiet nach Österreich erleichtert. Da befürchtet wird, dass Flüchtenden mit Haustieren Unterkünfte verweigert werden könnten, bietet diePfotenhilfe Locheneine vorübergehende Unterkunft und medizinische Versorgung von Haustieren auf Pflegestellen an. Weitere Pflegestellen können sich unter info@pfotenhilfe.at melden. Die Pfotenhilfe bietet flüchtenden Menschen zudem an, bei der nötigen nachträglichen Erledigung der Formalitäten behilflich zu sein und die Tiere medizinisch durchchecken, impfen und chippen zu lassen sowie in der amtlichen Heimtierdatenbank gesetzeskonform zu registrieren.
Unzählige Gruppen versuchen via Facebook, Hilfe zu organisieren. Wie die "NotFelle der Ukraine":
Sie berichten zudem aus privat geführten Tierheim in Lemberg, in dem 350 Hunde zu versorgen sind. 100 Katzen sollen demnächst von dort in Sicherheit transportiert werden.
Auch der Aktive Tierschutz Austria in Graz wurde sofort aktiv: "„Als wir gesehen haben, wie viele Menschen aus ihrer Heimat flüchten müssen und ihre Tiere im Arm halten, weil sie sie nicht zurücklassen wollten, war dem ganzen Team sofort klar, dass wir helfen werden“, sagt Charly Forstner, Obmann des Aktiven Tierschutz Austria. Rasch schlossen sich Privatpersonen, weitere steirische Tierheime an und man vernetzte sich mit österreichischen Tierschutzorganisationen. Ein Bus mit Hilfsgütern war rasch unterwegs, ein weiterer Konvoi ist in Vorbereitung.
Seit nunmehr zehn Jahren sind auch die Tierschützer von "Vier Pfoten"in der Ukraine aktiv. In Kiew ist die Tierschutzorganisation mit einem Büro vertreten; die Mitarbeiter kümmern sich so gut es geht auch jetzt um Hilfe für die zahlreichen zurückgebliebenen und streunenden Hunde und Katzen.
Das Team der "Love Furry Friends" hält die Stellung in der Ukraine und rettet unzählige Hunde und Katzen, die zurückbleiben mussten. Auf der Youtube-Seite des Vereins "Love Furry Friends" heißt es: "Wir verlassen das Land nicht. Wir bleiben und versuchen so viele Haustiere wie möglich zu retten." Ein großer Satz in einem Land, wo Sirenen, Bomben und Schüsse seit 24. Februar zum Alltag gehören. Viele Katzen und Hunde, die nicht mitgenommen werden konnten, blieben auf den Straßen der Kriegsgebiete zurück und verstecken sich in zerbombten Häusern. Dort werden sie ohne menschliche Hilfe bald verhungern. Viele wurden zu Hause eingesperrt ohne Chance auf Versorgung.
Auch die Tierschutzorganisation "Peta" ist mittlerweile in der Ukraine, um die Tiere vor Ort zu versorgen. Viele Vierbeiner seien verletzt, andere haben Hunger. Organisiert wird laufend der Transport von dringend benötigten Hilfsgütern für zurückgelassene Tiere in der Ukraine. Außerdem versorgt das Team an der polnischen Grenze ankommende Flüchtlinge und ihre Tiere.
Der Verein Fellnasen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Straßentieren zu helfen, benötigt dringend Pflegestellen, um Platz zu schaffen für immer mehr Tiere, die jetzt aus aufgelassenen, gefährdeten Tierheimen in der Ukraine außer Landes gebracht werden: "Ein Tierheim in Kiew mit rund 1.000 Hunden ist getroffen worden und es sind sooooo viele dort, die Hilfe brauchen. Wir wollen in Bulgarien Platz schaffen, damit wir helfen können."