Tierschützer weltweit machen am heutigen Welthundetag (10. Oktober) auf Missstände im Tierschutz aufmerksam und auf ihren unablässigen Kampf darum, die dringendsten Bedürfnisse und die Situation von Hunden weltweit zu verbessern.

So prangert der Verein Pfotenhilfe an, dass in Tierheimen permanent ein massiver Mangel an Hundeplätzen herrscht. Der Tierschutzhof Pfotenhilfe müsse neben dem Bezirk Braunau drei Bezirke in Oberösterreich und Salzburg abdecken, wo es gar keine Tierheime gibt oder zumindest keine Hundeplätze vorhanden sind. In Oberösterreich wird zudem eine Zuspitzung der Situation durch das am 1. Dezember in Kraft tretende, viel schärfere neue Hundehaltegesetz befürchtet. Für die Unterbringung gefährlicher Hunde bräuchte es zusätzliche Auffangstationen mit sicheren Haltungsvorrichtungen und speziell ausgebildeten Trainern. Entsprechende Maßnahmen wurden aber offenbar seit dem Gesetzesbeschluss nicht umgesetzt.

Ein weiterer Tag des Wartens

Auch im TierQuarTier Wien ist es für 131 Hunde es ein weiterer Tag des Wartens. Viele von ihnen haben traurige Geschichten: Sie wurden vernachlässigt, haben unter schwierigen Bedingungen gelebt oder wurden einfach ausgesetzt. Alle sehnen sie sich nach einer zweiten Chance und einem liebevollen Zuhause. 51 der Hunde gehören zu den „Dauergästen“ - sie leben bereits seit über einem Jahr im Tierheim und hoffen immer noch darauf, von einer Familie entdeckt zu werden. „Jeder Hund im TierQuarTier hat seine eigene Geschichte und wartet darauf, ein neues Kapitel in einem liebevollen Zuhause zu beginnen. Gerade für unsere Langzeitbewohner ist es schwer, die Hoffnung nicht zu verlieren. Wir wünschen uns, dass mehr Menschen die Gelegenheit ergreifen, einen wertvollen Beitrag zum Tierschutz zu leisten, indem sie einem Hund aus dem Tierheim ein neues Leben schenken“ , erklärt Thomas Benda, Betriebsleiter des TierQuarTiers Wien.

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Mehr Aufklärung und Verantwortung

Tierschützer fordern mehr Bewusstsein in der Gesellschaft für die Verantwortung, die mit der Haltung eines Hundes einhergeht. Für ein neues Familienmitglied müsse man sich bewusst und wohlüberlegt entscheiden - in zeitlicher wie finanzieller Hinsicht. Spontankäufe bei Züchtern sind aus Tierschutzgründen ohnehin abzulehnen, ebenso wie aus dem „Kofferraum“. Hierdurch würden Tierheime oft nach kurzer Zeit zusätzlich belastet, weil der Welpe nicht den Erwartungen entspricht, nicht „funktioniert“, auf den Teppich macht oder die Einrichtung zerstört, wissen die Mitarbeiter von „Pfotenhilfe“ aus Erfahrung. Es sollte Hunden aus dem Tierschutz der Vorrang gegeben werden, „denn dort warten viel zu viele sehnsüchtig auf Familienanschluss und das aus Platzmangel teils unter suboptimalen Verhältnissen“, so eine Tierschützerin. Auch Welpen und Junghunde gäbe es oft aus dem Tierschutz, etwa wenn trächtige Mütter oder ganze Familien abgegeben oder illegalen Zuchten beschlagnahmt werden. Und auch ältere und nicht „perfekte“ Hunde haben eine Chance verdient. Sie sind oft besonders dankbar und anhänglich.

Der illegale Welpenhandel blüht nach wie vor, insbesondere durch Online-Plattformen. Viele Hunde werden unter grausamen Bedingungen gezüchtet und viel zu früh von ihrer Mutter getrennt. „Wir brauchen eine stärkere Regulierung des Online-Handels mit Tieren“, fordert Maria Berger von der Tierschutzorganisation „Paws for a Better Future“. „Verbraucher sollten dazu ermutigt werden, verantwortungsvoll Hunde zu adoptieren, statt sie unbedacht zu kaufen.“

Dringender Bedarf an finanziellen Mitteln und Ressourcen

Tierschutzorganisationen in Österreich und Deutschland und weltweit stehen außerdem zunehmend vor finanziellen Herausforderungen. Der Betrieb von Tierheimen, die medizinische Versorgung und die Fütterung der Tiere sind kostenintensiv. Während die Zahl der ausgesetzten oder geretteten Hunde steigt, werden die finanziellen Mittel knapper. Viele Einrichtungen sind überfüllt und auf Spenden angewiesen, die oft nicht ausreichen. Die staatliche Unterstützung sei laut den Organisationen in vielen Ländern nicht ausreichend, um die Bedürfnisse der Tiere zu decken. „Wir brauchen dringend mehr finanzielle Unterstützung, um die Grundversorgung der Tiere zu gewährleisten“, betont Berger. „Viele Hunde in Tierheimen erhalten nicht die nötige tierärztliche Betreuung, weil das Geld fehlt.“

Nicht gefährlich geboren

Hunde werden auch nicht gefährlich geboren, aggressives Verhalten gegen Menschen verursacht immer nur der Mensch. Gewaltfreie Erziehung und Sozialisierung mit anderen Hunden sind unerlässlich, betonen seriöse Hundetrainer. Leider kann man diesbezüglich auch bei vielen Trainern und Hundeschulen selbst im Jahr 2024 längst noch nicht von einer Selbstverständlichkeit sprechen. Und ein weiterer Missstand ist, dass solche Trainer und Hundeschulen sogar die verpflichtenden Sachkundekurse abhalten und damit ihre gefährlichen und tierschutzwidrigen Ansichten hochoffiziell verbreiten dürfen. Hundetrainer darf sich leider jeder Mensch ohne jegliche Ausbildungskriterien nennen. Doch Gewalt erzeugt immer Frust und irgendwann Gegengewalt, wenn der Hund seine Chance gekommen sieht. Und nur die Spitze des Eisbergs der Beißvorfälle bekommt die Öffentlichkeit mit.