T-Shirts um zwei Euro, Hosen um vier Euro – der chinesische Modegigant Shein dominiert seit 2021 den digitalen Moderaum und beliefert insgesamt 200 Länder. "Ultra Fast Fashion" verkauft das Unternehmen – und folgt damit einem sogenannten Wegwerfprinzip. Vor allem im europäischen Raum und in Amerika erfreut sich der Händler großer Beliebtheit, mehrere Tausend neue Teile werden täglich auf der Webseite veröffentlicht.
Mit strategischem Marketing auf Social-Media-Plattformen erreicht das Unternehmen Millionen Menschen auf der ganzen Welt. 44 Milliarden Aufrufe haben die Videos unter dem Hashtag #Shein allein auf der Videoplattform TikTok mit Stand November 2022. Die niedrigen Preise wirken vor allem für junge Generationen, die sich teure Mode oft nicht leisten können, attraktiv – über die Folgen für das Klima wird seitens des Unternehmens geschwiegen. Während sich Hersteller nachhaltiger Mode an dem "Cost per Wear"-Prinzip orientieren, um dem Überkonsum entgegenzuwirken, wandelt Shein am anderen Ende des Spektrums. Nach einem Mal tragen müssen die Teile meist entsorgt werden – ein Teufelskreis, der dazu animiert, stetig Neues zu kaufen.
Toxische Chemikalien gefunden
Nicht nur aufgrund des verschwenderischen Umgangs mit Ressourcen hagelt es für den Händler von vielen Seiten Kritik. Jährlich verursacht die Modeindustrie 1,2 Milliarden Tonnen CO₂, ein Wert, der den Ausstoß aller Kreuzfahrten und internationalen Flüge übersteigt. Auch die schlechte Qualität der Kleidung wird bemängelt. Greenpeace ging jetzt anlässlich des Black Fridays noch einen Schritt weiter und untersuchte Teile aus dem Online-Shop, der zudem dafür bekannt ist, Kreationen junger Designer zu kopieren, im Labor – mit erschreckenden Ergebnissen.
96 Prozent der Produkte wiesen Spuren von gefährlichen Chemikalien auf. In sieben der 47 getesteten Waren wurden die in der EU geltenden Grenzwerte für gefährliche Chemikalien sogar überschritten, so die NGO. Bestellt wurden 42 Artikel von Shein-Websites in Österreich, Deutschland, Italien, Spanien und der Schweiz sowie fünf Artikel aus einem Pop-up-Store in München. Untersucht wurden die Teile vom unabhängigen Labor BUI in Hamburg.
Ursache für Lebererkrankungen und Hormonstörungen
Die gefundenen Schwermetalle, Beschichtungen sowie Weichmacher können Greenpeace zufolge bei Konsumenten und Konsumentinnen Hautirritationen, allergische Reaktionen und in hoher Konzentration sogar Leberkrankheiten oder Hormonstörungen auslösen – zudem seien sie eine große Gefahr für die Arbeiter und die Umwelt in den Produktionsländern. Über die Arbeitsbedingungen, unter denen die Produkte in "Echtzeit" produziert werden, kann nur spekuliert werden.
Unter anderem wurden bei der Untersuchung hohe Phthalat-Werte mit über 100.000 Milligramm pro Kilo in fünf Stiefeln und Schuhen gefunden, laut REACH-Verordnung der EU darf der Wert jedoch nicht höher als 1000 Milligramm pro Kilo betragen. Die REACH-Verordnung regelt die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe. Phthalate sind synthetische Chemikalien aus der Gruppe der potenziell gesundheitsgefährdenden Weichmacher, die etwa das Hormonsystem beeinflussen können.