Jeder hat sich darüber schon einmal gewundert, wenn nicht sogar geärgert. In der Modewelt bedeutet die auf das Zetterl in einem Kleidungsstück gedruckte Zahl nicht zwangsläufig, dass der Schnitt immer mit der Größe übereinstimmt. Eklatante Unterschiede und mehrere Zentimeter liegen häufig zwischen ähnlichen Hosen und Shirts unterschiedlicher Marken mit derselben Konfektionsgröße. Ein Phänomen, das teils sogar innerhalb eines Unternehmens vorkommt.

Zwar werden Größen grundsätzlich mit genormten, bekannten, internationalen Zahlen und Buchstaben ausgeschildert, einen Kleidergrößen-Standard, der vorgibt, wie groß eine Konfektionsgröße tatsächlich geschnitten sein muss, gibt es allerdings nicht. In einer Gesellschaft, die vor allem auf die weibliche Bevölkerung immer noch Druck hinsichtlich äußerlichem Erscheinungsbild und normschöner Körperformen ausübt, lösen die uneinheitlich geschnittenen Kleidungsstücke mentalen Stress und Frust beim Einkauf aus. Die zusätzlich oft unvorteilhafte Beleuchtung in Umkleidekabinen trägt ebenso selten zu einem angenehmen Shopping-Erlebnis bei.

Frauen melden sich zu Wort

Immer wieder kommt es aus diesem Grund in sozialen Medien zum Aufschrei von Kundinnen und Kunden, die Kleidungsstücke der laut Etikett gleichen Größe vergleichen und übereinanderlegen, um die sichtbaren, unleugbaren Unterschiede aufzuzeigen. Vor allem Fast-Fashion-Ketten werden häufig mit der Kritik konfrontiert, gewisse Körperformen durch die speziellen Schnitte grundsätzlich von vornherein auszuschließen. So tun sich vor allem Personen mit mehr Oberweite und Hüfte oft schwer, passende Kleidung zu finden.

Die auf einen bestimmten Körpertyp ausgerichteten Kleidungsstücke, die nur wenig Spielraum für individuelle Proportionen lassen, hat nun Katharina Zimmer inspiriert, ihre eigene Modemarke als Gegenpol zu der undurchschaubaren Größenkultur großer Ketten zu gründen. „Mir ist das selbst schon so oft passiert, dass ich in einem Geschäft in eine Größe gepasst habe und wenig später im gleichen zwei Größen größer brauchte und mir dachte: ,Oh nein, jetzt passe ich da nicht hinein, muss ich jetzt abnehmen?’ Modehäuser kreieren auf diese Art ein toxisches, unerreichbares Körperbild und lassen einen den Spaß an der Mode verlieren“, so die Gründerin von „zk – the label“.

Katharina Zimmer trägt ihre Designs auch selbst - hier das Leinenhemd in Schwarz
Katharina Zimmer trägt ihre Designs auch selbst - hier das Leinenhemd in Schwarz © zk the label

"Größe Ich"

Mit maßgefertigten Hosen und Hemden will die junge Designerin aus Bad Gastein ihren Kundinnen und Kunden die Freude an Kleidung wieder zurückgeben. „Es gibt keine Größen, nur Größe ,Ich’“, sagt sie. Der Clou am Konzept: Käuferinnen und Käufer wählen eines der Produkte im Online-Shop aus und bekommen per Mail ein Spreadsheet zugesandt, das sie mit ihren Maßen befüllen. „Es ist auch eine Anleitung dabei, wie man bei sich selbst Maß nimmt“, so Zimmer. „Es ist natürlich ein komisches Gefühl, wenn man bei Auswahl im Online-Shop keine Größe angeben kann, aber in diesem Fall gehört das ja so.“ Binnen zwei bis drei Wochen werden die Produkte von Zimmer selbst aus hochwertigen Materialien hergestellt, um lange Haltbarkeit zu garantieren.

„We create You“ – Wir kreieren dich – ist das Motto der Marke von Katharina Zimmer Marke, die auf eine Modeschule ging, nebenbei derzeit aber im Online-Marketing arbeitet. „Dieser Satz löst etwas aus in den Menschen“, sagt die Designerin, die die Herausforderung, in Geschäften passende Kleidung zu finden, kennt. „Wir sind eben alle anders gebaut, und die Modeindustrie geht auf diese physische Individualität, die uns alle ausmacht, nicht ein.“

Teile fürs ganze Jahr

Neben Hosen und Hemden aus Leinen hat Zimmer auch einen Bikini und einen Badeanzug aus recycelten Fischernetzen im Sortiment. Bis auf die Badebekleidung sind alle Kleidungsstücke unisex, betont sie. In Zukunft wolle sie ihr Sortiment Stück für Stück erweitern. Saisonale Kollektionen werde es jedoch keine geben. Durch das minimalistische Design lassen sich die Teile auch gut kombinieren. „Bis auf die Badesachen sind alle Kleidungsstücke für jede Jahreszeit geeignet, denn Leinen hält im Sommer kühl und im Winter warm.“