Und London steht still. Hunderttausende Trauergäste und 500 Regierungschefs und Staatsoberhäupter haben sich für das Begräbnis der Königin in Britanniens Hauptstadt eingefunden, um der Queen bei ihrem Begräbnis die letzte Ehre zu erweisen.

Geschlossene Geschäfte, Straßensperren und Staatstrauer, das Land befindet sich im Ausnahmezustand, auch Veranstaltungen werden aufgrund des historischen Ereignisses abgesagt und verschoben. Auch die Modebranche ist betroffen. Die größte Zusammenkunft von kreativen Köpfen aus der Modebranche in der britischen Hauptstadt, die London Fashion Week, hätte regulär von 15. bis 20. September über die Bühne gehen sollen. Aufgrund der Staatstrauer und des Begräbnisses der Königin musste die Veranstaltung, die in den letzten Jahren durch Corona fast ausschließlich digital abgehalten werden konnte, umgeplant werden.

Burberry und Raf Simons sagten Shows ab

Zahlreiche Shows wurden verschoben, das britische Traditionslabel Burberry ließ bereits vorab verkünden, aus Respekt der Queen gegenüber ihre Runway-Show, die jede Saison zum Highlight der Modewoche in London gehört, abzusagen. Gleich tat es der Brand auch der belgische Designer und Co-Creative Director der italienischen Modemarke Prada, Raf Simons, der mit seinen Kreationen erstmals in London zu Gast gewesen wäre.

Alle Events und Feierlichkeiten im Rahmen der London Fashion Week, die sich abseits des Laufsteges und den offiziellen Präsentationen der Designer abspielen, sollen zu einem späteren Zeitpunkt im Oktober nachgeholt werden, verlautbarte das British Fashion Council. Am Tag des Begräbnisses bleibt es aber auch rund um die Runways still. Während der Show des Designers Christopher Kane am Abend des 18. September wurde unterdessen zu einer Schweigeminute aufgerufen. Auf der Webseite der London Fashion Week spricht die britische Modewelt ihre Trauer über den Tod der Königin aus. "Es war eine große Ehre, Ihre Majestät, die Königin, 2018 bei der London Fashion Week für den Launch des "QEII Awards für Britisches Design", der exzellentes Design und eine positive Wirkung würdigen soll, begrüßen zu dürfen", steht zudem auf der Webseite, die für die Zeit der Staatstrauer ganz der Königin gewidmet ist.

Von britischem Rock bis zu sanfter Weiblichkeit

Um den durch die Krise gebeutelten Kreativen dennoch die Chance zu geben, ihre Kreationen für Frühling und Sommer 2023 zu präsentierten, gingen trotz der Trauerperiode einige Laufsteg-Shows über die Bühne. Den Anfang machte Designer Daniel W. Fletcher, der mit der Show seine Rückkehr zur London Fashion Week zelebrierte, jedoch die Möglichkeit nicht ausließ, zu einer Schweigeminute für die Queen aufzurufen und die offizielle Show zu Ehren der Monarchin mit einem schwarzen Anzug zu eröffnen. Die Faser Londons verarbeitete Fletcher in seiner Kollektion und unter dem Motto "Stand and Deliver" vereinte er seine eigene dunkle Seite mit Rockkultur-Referenzen und Erinnerungen an seinen eigenen Vater.

Daniel W. Fletchers neue Kollektion stand unter dem Motto "Stand and Deliver"
Daniel W. Fletchers neue Kollektion stand unter dem Motto "Stand and Deliver" © NIKLAS HALLE´N / AFP / picturedesk.com (NIKLAS HALLE´N)

In London Scottish House präsentierte Designer Bora Aksu seine außergewöhnlichen Designs. Kniehohe Lederstiefel verband der Designer mit auslandenden gerüschten Kleidern in zarten Pastelltönen und vermittelte so das Bild einer Frau, deren Sensibilität und Femininität als Stärke in einer Welt voller Konflikte fungiert. "Man muss nicht tough sein, um zu kämpfen", so der Designer.

Groteske Welt

JW Anderson nahm seine Gäste unterdessen mit in eine funkelnde Spielhalle und ließ sich für seine Kollektion vom Umgang der Gesellschaft mit Medien, dem Internet und der exzessiven Verwendung von Smartphones inspirieren. Verkehrt herum getragene Pullover, Prints eines Goldfischglases und ein Top aus alten Computertasten - der Designer spielt auf dem Laufsteg mit der verrückten Welt der Medien, mit der der Mensch immer mehr zu verschmelzen scheint. Anderson war unterdessen auch unter jenen Designern, denen es am Herzen lag, die Modewoche mit Einschränkungen trotz des Todes der Monarchin stattfinden zu lassen, um kleine Brands zu unterstützen. Seinen Respekt zollte der Designer mit einer simplen Geste - einem schwarzen T-Shirt mit einem grafischen Gedenken an die Queen als finaler Look auf seinem Laufsteg.

Eine Show, die am Tag vor dem Staatsbegräbnis von Queen Elizabeth II stattfand, war jene des Labels Erdem. Drei Frauen, die schwarz verschleiert über den Catwalk schreiten, zeugen von dem Effekt des Todes der Monarchin auf das britische Leben. Inmitten des Britischen Museums hatte der Tribut des Labels noch eine intensivere Wirkung. Schon lange zuvor hatte sich der Designer von der Königin, aber auch von der Kunst inspirieren lassen, seine erste Show hatte im Victoria & Albert Museum stattgefunden. Auch für diese Kollektion waren Museen sein kreativer Anker, in Form der Arbeit der Konservatoren, die hinter den Kulissen für den Erhalt der Exponate sorgen.