Floral, sommerliche Muster, dunkle Ästhetik und subtile Kritik an der Abtreibungspolitik der Vereinigten Staaten – die New York Fashion Week, die in der Riege der vier weltweit bedeutendsten Modewochen mit London, Paris und Mailand den Anfang des Fashion-Week-Monats September markiert, glänzt mit kreativer Vielfalt. Namhafte Designer wie Tommy Hilfiger, Dion Lee und Fendi teilen sich die Bühne mit Newcomern wie Anonlychild und Mia Vesper, die bereits Machine Gun Kelly und Pete Davidson eingekleidet hat.
Während die Londoner Modewoche, die von 16. bis 20. September regulär über die Bühne gehen hätte sollen, aufgrund des Todes der britischen Monarchin Queen Elizabeth II. nun in eingeschränkter Form stattfinden wird – Raf Simons und das Traditionshaus Burberry haben ihre Schauen abgesagt –, wird in New York erstmals seit Beginn der Pandemie wieder aus den modischen Vollen geschöpft. Auch internationale Designer sind diesmal vertreten, Fendi feiert den 25. Geburtstag der legendären Baguette im Big Apple und auch das Modehaus Marni präsentiert seine Kollektion im Rahmen der sogenannten NYFW.
Monochrom und farbenfroh
Den Anfang der NYFW machte am Freitag, dem 9. September, die Runway-Show von Proenza Schouler, Tom Ford darf die Modewoche für die Saison Frühling/Sommer 2023 am 14. September um 20 Uhr beenden.
Mit einer monochromen, jedoch farbenfrohen Kollektion beeindruckte der nepalesisch-amerikanische Designer Prabal Gurung, der mit seinen kreativen Schnitten Kontraste schafft zwischen kantigen Elementen, die die weibliche Silhouette unterstreichen und Stücken aus leichtem, transparentem Chiffon, die die Verletzlichkeit des Menschen darstellen sollen – eine subtile Kritik an dem Kippen des "Roe v. Wade"-Abtreibungsgesetzes. Ähnlich transparente Elemente finden sich auch in der Frühling/Sommer-Kollektion des Labels von LaQuan Smith.
Zurück in die 90er-Jahre
Einen Mix aus Oversized-Ledermänteln und alltagstauglichem College-Stil präsentierte das Label Coach am Laufsteg. Klobige Sneakers, Sandalen mit Socken und braune Lederclutches, die stilistisch an alte Schultaschen erinnern, in Kombination mit kurzen, verspielten Kleidern mit Puffärmel und Rüschenkragen erzeugen eine Zeitreise durch die Schuluniformen des 20. Jahrhundert – mit einer Prise Underground-Grunge. Auch die legendären Gummisandaletten aus den 90er-Jahren erleben in der Sommer-Kollektion ihr Revival.
Auch auf dem Laufsteg von Tommy Hilfiger fand sich der College-Stil in Form von klassisch gestreiften Pullovern und College-Jacken wieder. In Sachen Farbpalette bewegt sich der Designer für die diesjährige Kollektion auf eher dunkleren Pfaden. Dunkles Royalblau dominiert, für Farbtupfer sorgen satte Rot-, Gelb-, Beige- und Blautöne, das klassische Farbspektrum der Marke spiegelt sich in den Looks. Überraschungsgast Musiker Travis Barker begleitete das Laufsteg-Spektakel auf dem Schlagzeug.
Italienische Sommertage
Während Tommy Hilfiger florale Details nur spärlich einsetzt, ging es bei den Designerinnen Ulla Johnson und Carolina Herrera bunter zu. Ausladende Roben, mit aufwendig ausstaffierten Ärmeln und liebevollen Details wurden auf beiden Laufstegen gezeigt und fingen die Romantik des Sommers ein.
Beim internationalen Gast Marni aus Italien ging auf dem Runway unterdessen die Sonne auf und unter. Mit einer Farbpalette, inspiriert vom sich über den Tagesverlauf verändernden Licht in der italienischen Provinz, holte Marni den südeuropäischen Sommer in die amerikanische Großstadt. Blazer, Anzüge, Mäntel mit breiten Schultern in Kombination mit Samthosen und Strickware in einem Spektrum von tiefem Rot bis hellem Orange und Gelb – die intensiven Farben nahmen den gesamten Laufsteg ein.
Romantisierte Nostalgie
Es sind kraftvolle Materialien und die Rückkehr zu Schnitten aus dem vergangenen Jahrtausend, die die Modewelt prägen, das zeigt auch das Label Khaite. Seide, Leder, Denim in Schwarz und Silber – die Inspiration der 1990er-Jahre, die die Designerin aus David-Lynch-Filmen zog, sind unübersehbar.
Es ist eine beinahe romantisierte Nostalgie, die die Modewelt derzeit umgibt, das Recyceln und Neuentwerfen von Altem und bereits Dagewesenem ist omnipräsent – bestes Beispiel ist Fendi, das italienische Modehaus erfand die 25 Jahre alte IT Bag "Baguette" für ihre Show in New York neu.