Mit Haarbürste und Haarspray im Gepäck nach Berlin - Günter Steininger, der Geschäftsführer des Grazer Friseursalons Fell, tauchte vor Kurzem im Rahmen der Berliner Modewoche in die Welt der High Fashion ein, bereits zum zweiten Mal, wie er erzählt. "2021 wurde ich das erste Mal eingeladen, heuer durfte ich sogar mit einer Assistentin, eine meiner Mitarbeiterinnen, anreisen." Als Teil des Stylisten-Teams von Designer Marcel Ostertag kümmerte sich Steininger um die Haarpracht der zahlreichen Models, die bei der Show am Montag die neue Kollektion "Salt" präsentierten.

Insgesamt 14 Stylisten waren für die 46 Models zuständig, eine besondere Herausforderung, wie Steininger erzählt. "Wir hatten backstage sieben Stunden Zeit, um alle fertigzumachen, das Spannende war dabei, dass das Alter der Models stark variierte", so der Haarstylist, der 2010 für seine Ausbildung acht Monate in London lebte und für renommierte Friseursalons arbeitete. Das jüngste Model 14 Jahre alt, das älteste über 80 - Teamwork ist hinter den Kulissen unerlässlich. "Die Leute agieren wie Zahnräder, die perfekt ineinandergreifen. Vor allem müssen alle Beteiligten flexibel bleiben, denn irgendetwas kann immer unerwartet daneben gehen."

Sieben Stunde hatte das Team Zeit, alle Models vorzubereiten
Sieben Stunde hatte das Team Zeit, alle Models vorzubereiten © Privat

Erfüllung eines Kindheitstraums

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Die Anspannung kurz vor der Show sei immer spürbar, erzählt Steininger, doch nervös werde er inzwischen nicht mehr. "Inzwischen weiß ich, wie alles abläuft. Trotzdem ist es immer noch eine große Ehre für mich, bei so einer Modewoche mitwirken zu dürfen und ich sehe das gleichzeitig auch als schöne Anerkennung meiner Arbeit." Seiner Kollegin Tatjana Knoll erfüllte Steininger unterdessen einen Kindheitstraum, indem er sie mit nach Berlin nahm. "Das hat sie sich schon lange gewünscht." Inmitten des internationalen Teams waren die beiden die einzigen Steirer.

Sleeky Look bis 70er-Jahre-Mähne - auf Marcel Ostertags Laufsteg war eine Vielfalt an Frisuren vertreten, Steiningers Favorit: ein Wet Hair Look, der an sonnige Tage am Strand erinnert. "Ich liebe diesen rauen, fliegenden Style. Das passte auch zum Namen der Kollektion perfekt."

Internationales Flair in der Kleinstadt

Internationale Events wie die Fashion Week sind für den Stylisten aus Sinabelkirchen in vielerlei Hinsicht bereichernd. "Das sind für mich auch immer Gelegenheiten, Inspirationen zu sammeln, diesen Effekt haben zum Beispiel auch Städte im Ausland auf mich." Das Ziel, einen Hauch internationalen Flair in die Kleinstadt zu holen, verfolgt der Steirer bereits seit der Gründung von Fell 2017. "Ich habe das Design des Salons komplett selbst übernommen, weil ich wollte, dass es mich und mein Mindset widerspiegelt." Seitdem hat er weitere Salons in Gleisdorf und in der Grazer Annenstraße eröffnet.

Dass es den talentierten Steirer auf die Fashion Week in die deutsche Hauptstadt verschlug, ist kein Zufall. Seit einigen Jahren ist Steininger der Advocate der Haarpflegemarke Authentic Beauty für Österreich. Mit einer Refill-Bar setzt Steininger in seinem Salon ein Zeichen für die Nachhaltigkeit. "Durch diese Zusammenarbeit durfte ich schon mit GNTM-Gewinnerin Sara Nuru und dem Sohn des Geschäftführers der Neni-Gruppe Nuriel Molcho arbeiten. Solche Referenzen haben mir geholfen, dass die internationale Modebranche auf mich aufmerksam wurde." Trotzdem bleibt der Stylist bescheiden, sein Fokus liegt auf seinem Team. "Deswegen habe ich den Salon auch nicht nach mir benannt, das wollte ich nie. Denn solche Dinge wie die Fashion Week kann ich nur deswegen machen, weil wir als Team stark sind."

23 Kilo Gepäck

Drei Tage lang waren Steininger und Knoll in Berlin unterwegs, 23 Kilogramm Equipment im großen Koffer immer mit dabei. "Die Arbeit auf der Fashion Week kann man mit der Arbeit im Salon gar nicht vergleichen, dort sind einfach lauter verrückte, kreative Menschen unterwegs, von denen man so viel lernen kann, es ist eine ganz eigene, einzigartige Welt", sagt er. Vor allem nach Corona sei die Freude der Menschen darüber, dass wieder etwas passiert, fast schon greifbar, merkt er an. "Diese Freude inspiriert, und trotzdem ist es nach dem Trubel auch wieder schön ins im Vergleich ländliche Graz zurückzukehren."

Auch in Zukunft ist Steininger weiteren Einsätzen auf diversen Modewochen nicht abgeneigt. "Wenn mich die Leute wollen, bin ich dabei", sagt er und schmunzelt.