Düfte, Farben, Geräusche - in Marokko taucht die gebürtige Kärntnerin Rosella Soravia in ihre eigene Welt ein. Seit ihrer Kindheit reist die 28-Jährige regelmäßig in das Land in Nordafrika, die Kultur und die Landschaft hat sie in ihren Bann gezogen. "Immer wenn ich in der Medina in Marrakesch bin, breitet sich eine Glückseligkeit in mir aus, die ich ganz schwer beschreiben kann. Alles dort ist besonders und intensiver."
Zwei Mal im Jahr ist Soravia in Marokko, inzwischen nicht mehr nur, um Urlaub zu machen. 2021 gründete sie ihr eigenes Modelabel - "Lalam". "Im marokkanischen Arabisch bedeutet der Begriff ,Welt' und wird ,lachlam' ausgesprochen. Es ist auch ein Ausdruck, um etwas Schönes zu beschreiben." Unter dem Namen verkauft die Kärntnerin handgemachte und handbestickte marokkanische Jacken aus den Souks von Marrakesch, in Zusammenarbeit mit Menschen aus der Region. "Ich arbeite mit vier tollen Händlern zusammen, die am Gewinn beteiligt sind. Mein Ziel ist, die Schönheit der Kultur und des Landes über die Grenzen von Marokko hinauszutragen", sagt die junge Unternehmerin, die sich in stetigem Kontakt zu ihren Partnern vor Ort befindet.
Jeder Ort hat eigene Stickereien
Eigentlich hat die Österreicherin in New York Urban Planning studiert, die Idee für ihre Marke geisterte ihr aber bereits länger im Kopf herum. Lange habe sie sich jedoch nicht getraut, über ihren Schatten zu springen. "Ich hatte irgendwie Angst zu scheitern. Während der Pandemie war ich dann ein paar Monate arbeitslos und habe mich entschlossen Bekannte in Madrid zu besuchen, auf dem Weg dahin habe ich ein Buch gelesen, das mich dann überzeugt hat, mutig zu sein."
Von Madrid aus flog die Kärntnerin, die am Millstätter See aufgewachsen ist, nach Marokko, ein Katzensprung, wie sie sagt. "Mit dem Flieger ist man schnell dort", schmunzelt sie. Mit ihrer besten Freundin, einer gebürtigen Marokkanerin, im Gepäck reiste die ambitionierte 28-Jährige zwei Wochen lang durchs Land und verbrachte viel Zeit in den Souks. "Die aufwendigen Stickereien sind, was die Jacken so einzigartig macht und jeder Ort hat seine eigenen individuellen Muster. Ich habe mich dann schlussendlich auf Rabat konzentriert."
Marokko vor den Vorhang
Soravia nutzt die Webseite ihres Unternehmens und die sozialen Medien dazu, Einblicke in die marokkanische Kultur mit den Menschen zu teilen. "Ich bin mir bewusst, dass ich als weiße Person in Österreich privilegiert aufgewachsen bin, deswegen geht es bei Lalam nicht um mich, sondern die Menschen hinter den Stücken, die ich verkaufe." Drei Stunden dauert es unter anderem, ein Hemd mit der Hand zu besticken - eine Kunst, wie Soravia sagt. "Darauf sind die Marokkaner auch extrem stolz und meine Partner freuen sich, dass sie die Möglichkeit haben, ihre Werke außerhalb ihrer Heimat zu vertreiben." Die Produktion hat sie auch selbst bereits hautnah miterlebt, auf ihrer Webseite teilt sie auch Videos zum Entstehungsprozess.
Ihr Studium in New York an der Parsons School of Design sei im Nachhinein ein Grundstein für Lalam gewesen, ist die 28-Jährige überzeugt. "Ich habe gelernt, weniger architektonisch zu denken, sondern für Communities, für Menschen zu planen. Wie kann ich eine Stadt schöner machen? Und wie kann ich mit Menschen zusammenarbeiten, die es nicht so gut haben und gemeinsam mit ihnen etwas Schönes schaffen?" In Marokko könne sie ihre Passion, andere Menschen zu unterstützen, nun in einem anderen Rahmen ausleben. "Das war schon ein kleiner Traum, von dem ich nie gedacht hätte, ihn wirklich leben zu können."
Eine Jacke fürs Leben
Vier Wochen kann es deshalb teilweise dauern, bis eine bestellte Jacke geliefert wird. "Außerdem haben die Marokkaner einen anderen Umgang mit Zeit als wir. Wenn wir sagen, etwas dauert zwei Wochen, dann sind es zwei Wochen, dort dauert eben alles etwas länger", schmunzelt sie. Die Stücke sind stark limitiert, Vorbestellungen sind aber möglich, sagt Soravia. "Mit der Zeit habe ich auch gelernt, welche Sachen beliebter sind als andere und versuche dann zumindest immer ein bis zwei Stück jeder Größe zu haben." Das Warten lohne sich allerdings, ist sie überzeugt. "Und die Jacken sollen die Träger dann möglichst ein Leben lang begleiten."