Seit den frühen 2000ern sorgt die Familie dauerhaft für Unterhaltung und hat sich mit manchen Aussagen nicht nur in den Gehirnen der Fans einen dauerhaften Platz erkämpft. Die Kardashians – jeder kennt sie, ob freiwillig oder nicht. Mehr als einmal wurden Szenen aus der Show "Keeping Up with the Kardashians", die 2007 das erste Mal im Fernsehen lief, zum Sinnbild der unwirklich scheinenden Welt der Reichen und Schönen in Los Angeles, inklusive Meme-Potenzial. "You're doing amazing, sweetie.", "My diamond earring came off in the ocean and now it's gone. – Kim, there's people that are dying." und "Kim, would you stop taking pictures of yourself, your sister is going to jail" – ein kleiner Einblick in eine Liste legendärer Fernsehmomente einer Familie, die ursprünglich durch die Veröffentlichung eines Sexvideos fragwürdige Berühmtheit erlangte und daraus ein Imperium schuf, das auch die Modewelt nachhaltig beeinflusste.

Balmain, Balenciaga, Yeezy – die Liste der Designermarken, die auf die Kardashians als Markenbotschafterinnen setzen, ist lang. Ein Phänomen, das durch die enorme Social-Media-Präsenz und Reichweite der Familie in einem lukrativen Geschäftsmodell mit Win-win-Situation resultiert. Was die Kardashians anfassen, wird zum Trend, allerdings ist dies erst seit einigen Jahren der Fall.

Einheitsbrei und Individualität

Vor allem zu Beginn des Aufstiegs zum Ruhm machten die Frauen eher durch fragwürdige Outfit-Entscheidungen von sich reden. Tierprints, enge Bodycon-Kleider und High Heels mit Keilabsatz dominierten die Kleiderschränke der Reality-TV-Stars. Breite Gürtel, auffällige Prints, Skater-Röcke und Maxikleider gehörten bis in die frühen 2010er-Jahre ebenso zum Moderepertoire der Kardashians. Unverkennbar war auch der modische Einfluss der Familienmitglieder aufeinander. Manches Mal subtil, ein anderes Mal offensichtlich, Individualität ließ sich vor allem zu Beginn selten erkennen. Immer wieder spiegelten sich die Outfits der Schwestern stilistisch – auf der einen Seite ein Ausdruck des familiären Zusammenhalts, auf der anderen Seite unterstrich die abgestimmte Garderobe den sorgfältig fabrizierten Eindruck, den die Familie ohnehin bereits erweckte.

Zwischen 2013 und 2015 erlebten die Kardashians ihren bis dato größten modischen Wandel. Der stilistische Fokus verschob sich, ging einen Schritt weg von auffälligen Mustern und billig wirkenden Stoffen hin zu glamouröseren Outfits – den Hang zu eng anliegender Kleidung behielten sich die Schwestern dennoch. Mit der Gründung von Kanye Wests Label Yeezy verabschiedeten sich die Kardashians endgültig von ihrem überspitzten Realitystar-Image.

Der Einfluss von Mut und Reichweite

Ob der Stilwandel besseren Stylistinnen und Stylisten zuzuschreiben ist oder nicht, sei dahingestellt, doch mit fortschreitender Zeit wuchs die legendäre Familie, die immer wieder für Schlagzeilen und Gesprächsstoff sorgt, modisch über sich hinaus. Jede einzelne der Schwestern entwickelte ihren individuellen Zugang zur Mode, ohne jemals die Verbindung zueinander zu verlieren. Einzig Kendall Jenners Stil hebt sich noch heute von ihren Schwestern ab – das Model, das 2017 als Victoria's-Secret-Engel im Mode-Olymp angelangt war, lässt es privat gern entspannter angehen als ihre Schwestern, die ihre Rundungen mit Hingabe in der Öffentlichkeit präsentieren.

Diese Balance zwischen Individualität und Familienbande ist es auch, was die Modebranche neben der unvorstellbaren Reichweite des Clans anzieht. Nicht nur lässt sich mit der Generationenvielfalt, die die Familie inzwischen aufweist, jede Altersgruppe ansprechen, auch stilistisch lässt sich für jeden Geschmack eine äquivalente Kardashian finden – auch an Mut fehlt es den inzwischen gestandenen Businessfrauen nicht, wie Kim Kardashians Auftritt in einem Mugler Latex-Anzug bei der Met Gala 2019 beweist. Was den Schwestern gefällt, wird gemeinsam unterstützt – so trugen die Kardashians abwechselnd zu Events dieselben Designer, unter anderem Balenciaga und Balmain.

Mode ist Familiensache

Mode ist im Kardashian-Clan Familiensache – eine Strategie, die aufgeht, auch für renommierte Designer. Dass der Stil der Schwestern nicht jedem gefällt, lässt die Beteiligten kalt, noch etwas, womit die Familie punktet. Mit ungebrochenem Selbstbewusstsein setzen die Schwestern ihren modischen Standpunkt – und ernten um ein Vielfaches mehr Zuspruch als harte Kritik.

Die Kardashians sind eine Familie der Extreme, ein Image, das sie seit Beginn ihrer Karriere im Showbusiness leben und nie beschönigten. Mitunter wohl ein Grund für den globalen Einfluss, den die Familie nicht nur in der Modewelt trotz aller Skandale und Kontroversen wie ein Zepter fest in ihren Händen hält.