Was Sänger Harry Styles anfasst, wird zu Gold. Sein drittes Solo-Album "Harry's House", das der 28-jährige Brite am 20. Mai veröffentlichte, schoss in den Charts binnen weniger Stunden auf Platz eins. Zurecht, denn der Musiker hat in seinen 13 Liedern die Nostalgie der 1980er-Jahre mit einem Hauch Jazz, der gerade richtigen Portion eingängigem Funk und einer Prise Simon & Garfunkel garniert. Am 24. Mai präsentierte der Sänger sein Album bei einem Konzert in der Brixton Academy in London, erst vier Tage zuvor lud er zum Album Release-Konzert in New York.
Doch nicht nur musikalisch hat sich Styles in den letzten Jahren zu einer jungen Ikone etabliert, die neue Maßstäbe setzt. Auch die Modewelt prägt der 28-Jährige und hat mit seinem außergewöhnlichen Stil und seiner völligen Missachtung gendertypischer Gesellschaftsnormen eine längst überfällige Entwicklung in der modernen Modeindustrie neu entfacht. Nagellack, Tüllkleider, androgyne, knallbunte Statement-Elemente, Perlenketten und jede Menge Glitzer – Harry Styles hat sich als Künstler zum Verfechter von genderneutraler Mode entwickelt und es so 2020 als erster Mann alleine auf das Cover der amerikanischen Vogue geschafft.
Modewelt ohne Grenzen
Der Sänger zelebriert mit seinem Stil eine Freiheit, die in der Modewelt lange fehlte, und macht damit vor allem jungen Menschen Mut, sie selbst zu sein. Der Songwriter schuf mit seiner Musik und seiner grenzenlosen Offenheit einen sicheren Raum, eine Eigenschaft, die seine Fangemeinde schätzt – und immer größer werden lässt. Lackierte Fingernägel sind für den 28-Jährigen ein weiterer Ausdruck seiner Einstellung in Bezug auf eine restriktive Auslebung des eigenen Stils. Eine Modewelt ohne Grenzen, ein Wunschtraum, der sich durch den Sänger ein Stück weit Richtung Realität bewegt.
Gucci-Designer Alessandro Michele machte Styles zum Markenbotschafter, seitdem setzt der Brite stetig neue Trends. Ob Federboa, Lederanzug oder durchsichtiges Hemd – der Sänger sieht keinen Grund, sich modisch zu verstecken. Während der Musiker auf der Bühne keine Gelegenheit auslässt, stiltechnisch zu beeindrucken, lässt es Styles im Alltag aber auch gern entspannt angehen – in Jeans und T-Shirt. Auch Designer Harris Reed, der bekannt ist für seine genderfluiden Kreationen, ist ein fixer Bestandteil von Styles' Modekosmos.
Ausbruch aus Gendernormen
Die Kampfansage gegen toxische Maskulinität lebt allerdings nicht nur der Sänger aus, auch andere setzen sich inzwischen für mehr Offenheit in der Männermodewelt ein. So trug Billy Porter bei den Oscars einen Mix aus Anzug und Kleid, auch Schauspieler Timothée Chalamet bricht mit seinen Looks auf dem roten Teppich immer wieder aus den gängigen Gendernormen aus.
Einen Beitrag zu Styles' Aufstieg zur Stilikone im Modeolymp leistete auch Stylist Harry Lambert, der den Künstler seit Jahren begleitet. Der 28-Jährige prägt die Modewelt nachhaltig mit seinen Looks, so trat er nach seinem Auftritt bei der "Today"-Show in einer übergroßen J.W.-Anderson-Strickjacke einen Trend los. Fans rund um den Globus begannen, die Jacke nachzustricken, woraufhin der Designer kurzerhand die Strickvorlage im Internet veröffentlichte. Auch beim kürzlich eröffneten Pop-up-Store für Styles' neues Album in London kamen Fans in selbst gemachten Strickjacken in das Geschäft.
Ein Look fürs Museum
Seit Kurzem ist Styles' stilistischer Werdegang auch im Museum vertreten. So sind unter anderem ein royalblauer Gucci-Anzug und das eigens angefertigte, hellblaue Gucci-Kleid, das Styles auf dem Vogue-Cover trug, Teil der Ausstellung "Fashioning Masculinities" im Londoner Victoria & Albert Museum. Auch Chalamets paillettenbesetzter Haider-Ackermann-Anzug von der Premiere für "Dune" ist dort ausgestellt.